Der Tote im Eiskeller
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2005
- 2
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2005, Seiten: 414, Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 444, Originalsprache
Anfang und Ende lassen zu wünschen übrig
Wir schreiben das Jahr 1771. Die Becker’sche Komödiantengesellschaft hat ihr Lager wieder einmal in Hamburg aufgeschlagen. Die Bevölkerung der Stadt ist in Aufruhr, da wohlangesehene Bürger der Stadt auf ihrem Heimweg vom Wirtshaus überfallen wurden. So wurde z.B. Monsieur Hecker in der Kirche gefunden, völlig nackt, mit Schweinsohren geschmückt und ein Kreuz aus roter Farbe auf seinem besten Stück. Monsieur Müllerjohann wurde kahlgeschoren, beraubt, in ein Fleet geschleppt und dort angebunden. Wenn er nicht früh am Morgen entdeckt worden wäre, wäre er wohl im stetig steigenden Wasser ertrunken.
Bisher sind die Männer mit dem Leben davongekommen, doch schließlich gibt es doch einen Toten. Die Leiche von Viktor Malthus wird in einem der Eiskeller der Stadt gefunden, in denen gerade frisches Eis angeliefert war. Der Riegel war vorgeschoben, so dass er jämmerlich erfrieren musste. Malthus war als junger Mann von zu Hause weggelaufen und galt als vermisst. Sein jüngerer Bruder Elias übernahm daher die Leitung der Gärtnerei und war offensichtlich wenig erfreut, als der verlorene Sohn als Offizier wieder nach Hause kam. Man munkelt, seine Mutter hätte diesem ihren Anteil des Erbes überschreiben wollen, um die Enterbung durch den Vater wieder auszugleichen.
Weddemeister Wagner hat also alle Hände voll zu tun und so hofft er die Hilfe von Rosina Hardenstein, Mitglied der Becker’schen Komödiantengesellschaft, die ihm mit ihrem Talent, die Augen und Ohren offenzuhalten, bereits einige Male hilfreich zur Seite stand. Auch ihre Freundin Madame Herrmanns ist dieses Mal mit von der Partie, war doch das Mündel ihres Ehemannes mit Viktor Malthus verlobt.
Der Einstieg in die Geschichte fällt recht schwer. Auf den ersten hundert Seiten werden alle Figuren - und das sind nicht wenige - sehr detailliert vorgestellt. Man erfährt Dinge, die sich später zu einem Gesamtbild zusammenfügen, doch leider kann man sich nicht alles merken. Alles in allem ist der Start auch spannungsmäßig schleppend.
"Der Tote im Eiskeller" ist bereits der siebte Roman der Reihe, die sich um die Komödiantin Rosina dreht. Hat man die Startschwierigkeiten erst einmal überwunden, kommt man ohne die Vorkenntnisse der übrigen Bände gut mit der Geschichte mit. Hie und da lässt die Autorin kleine Bemerkungen in den Handlungsablauf einfließen, die Aufschluss über die Beziehungen der Hauptfiguren geben.
Die Sprache, der sich Petra Oelker bedient, ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, der Zeit, in welcher der Roman spielt jedoch angemessen. Die wichtigsten Fachbegriffe werden in einem umfangreichen Glossar am Ende des Buches erläutert und zusätzlich mit Hintergrundinformationen versehen, was immerhin 30 Seiten umfasst. Aber nicht nur hier zeigt sich die Recherche der Autorin deutlich. Ich als Laie kann keine Unstimmigkeiten feststellen. Interessant ist vor allem die Schilderung des damaligen Lebens und der Gepflogenheiten, z.B. dass ein vertrauliches Du und die Anrede mit dem Vornamen noch nicht mal unter Eheleuten üblich war.
Dass das Ende Geschichte wieder abfällt und die Aufklärung recht zufällig erfolgt, ist allerdings schade. Von einem historischen Kriminalroman erwarte ich persönlich zwar keine Hochspannung wie von einem Thriller, aber die zufällige Auflösung hat mich ein wenig überrascht. Abgesehen davon und nach besagten Anfangsschwierigkeiten hat "Der Tote im Eiskeller" meine Erwartungen in punkto Unterhaltung jedoch erfüllt und die interessanten Figuren machen Lust auf mehr.
Petra Oelker, Rowohlt
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