Der Heckenschütze

  • Scherz
  • Erschienen: Januar 2005
  • 4
  • Frankfurt am Main: Scherz, 2005, Seiten: 382, Originalsprache
  • Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2006, Originalsprache
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Peter Kümmel
74°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2005

Zuviele Zufälle verhindern eine Höchstwertung

In der realen Welt ist es der Lauf der Zeit, der Veränderungen im Berufsleben bringt. Irgendwann ist das Pensionsalter erreicht, man scheidet aus der Arbeitswelt aus, und ein Nachfolger übernimmt den Posten. In der fiktiven Welt des Kriminalromans ist dies nicht immer der Fall, doch hat sich Felix Huby ein Beispiel an der Realität genommen und versucht, einen fließenden Übergang zu einer neuen Serie zu schaffen. Obwohl er auch die Reihe um den in die Jahre gekommenen Bienzle weiter fortsetzt, gibt er nun zusätzlich dessen jungem Kollegen Peter Heiland eine Chance als neuem Serienhelden.

Und weil Heiland kein "verhockter Schwabe" sein will, zieht es ihn hinaus in die große Welt nach Berlin. Doch Berlin ist nicht die Welt des Felix Huby. Berlin, das sind für Huby U-Bahnhöfe, in denen man sich vor rechtsradikalen Schlägern in Acht nehmen muß. Das sind dunkelhäutige Straßenjongleure und triste Hinterhöfe. So sind es dann auch zunächst die Klischees, die negativ auffallen. Doch nach verhaltenem Beginn nimmt die Story rasch Fahrt auf.

Ein Sniper hält die Kriminalpolizei in Atem. Jemand, der aus dem Hinterhalt scheinbar wahllos Leute erschießt. Der Mann, der tödlich getroffen wurde, als er aus dem Bus ausstieg, ist bereits das vierte Opfer des Heckenschützen. Verbindungen zwischen den Opfern konnten noch keine ermittelt werden.

Richtig unterhaltsam wird es erst in Schwaben

Aufgrund der Erzählweise mit wechselnden Perspektiven kennt der Leser den Täter recht früh. Das tut der Spannung jedoch keinen großen Abbruch, denn bei der Frage nach dessen Motiven tappt man weiterhin ebenso im Dunklen wie auch die Ermittler. Erst als Peter Heiland auf eigene Faust ermittelt, geht es voran. Eine gehbehinderte ältere Frau, die Mitbewohnerin des ersten Opfers, einer Kindergärtnerin, erweckt sein Mißtrauen. Bei der völlig unmotivierten illegalen Durchsuchung ihres Kellers findet er eine Schachtel mit Munition, in der eine Patrone fehlt. Zufall Nummer 1.

Weitere Spuren führen ausgerechnet in Heilands schwäbische Heimat und es kommt noch besser: Der Täter scheint Peter Heiland gut zu kennen. Zufall Nummer 2. Dies und ein paar weitere kleinere Zufälle ist der Grund, dass "Der Heckenschütze" keine Spitzenwertung von mir bekommt, obwohl die Geschichte durchaus spannend und unterhaltsam wird, nachdem Heiland zwecks weiterer Ermittlungen nach Tübingen reist.

Sauber konstruierter Plot

Hier fühlt sich nicht nur Heiland, sondern auch sein Autor wesentlich wohler. Wenn er Heilands Opa - den heimlichen Star des Romans - schwäbeln lässt, dann spürt man die Erzählfreude und die Charaktere wirken allgemein lebendiger. Für mich wirkt das geschriebene Schwäbisch zwar leichter verständlich als manch anderer Dialekt, bietet auch viel Wortwitz, dennoch finde ich, dass Huby zu viel Gebrauch davon macht, so daß manch einer Probleme mit dem flüssigen Lesen bekommen könnte. Selbstverständlich darf auch Heilands ehemaliger Chef Bienzle nicht fehlen, der Unterstützung leistet.

Die Auflösung der Geschichte ist zwar nicht ganz so, wie man sich das nach dem Verlauf der Story vorher zusammenreimt, bietet aber trotzdem keine allzu große Überraschung. Das Motiv des Täters wird einleuchtend erklärt, so daß man schon fast Verständnis für ihn bekommt. Der Plot ist sauber konstruiert und lenkt die Gefühle des Lesers immer wieder in verschiedene Richtungen. Zwar nicht unbedingt realistisch das Ganze, dennoch hat man seinen Lesespaß.

Das Privatleben von Hubys neuem Protagonisten ist aufgrund seiner Schüchternheit noch ein wenig trist, doch die Anfänge sind gemacht und bieten Anknüpfungspunkte für Peter Heilands zweiten Fall, in dessen erstes Kapitel man sich am Ende des Buches schon mal einlesen kann.

Der Heckenschütze

Felix Huby, Scherz

Der Heckenschütze

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