Mit der Flut kommt der Tod
- Droemer
- Erschienen: Januar 2005
- 6
- München: Droemer, 2005, Seiten: 350, Originalsprache
- München: Knaur, 2006, Seiten: 397, Originalsprache
Auf der Hallig geht es mörderisch zu
Die Geschichte Schleswig-Holsteins ist vielleicht nicht allen geläufig, auch ich hatte hier einige Lücken zu verzeichnen. Der Krimi "Mit der Flut kommt der Tod" wird man zumindest über die Zeit nach dem dänisch-deutschen Krieg von 1864 informiert. Er endete mit der Trennung Schleswig-Holsteins von Dänemark und der Übernahme durch Preußen. Die Optanten, diejenigen, die sich für die dänische Staatsbürgerschaft entschieden, hatten es nicht leicht und wurden überwacht, ihre Kinder konnten sogar zu Staatenlosen erklärt werden.
Das Leben auf der Hallig kann aufregend sein
Wir schreiben das Jahr 1894. Der Deichbaumeister Sönke Hansen ist mit Gerda Rasmussen verlobt, der Tochter von Optanten. Gerda ist verschwunden, ihr Vater gibt sich wortkarg und ihre Mutter flüstert ihrem zukünftigen Schwiegersohn zu, dass er in Nielsens Rumkontor in Flensburg mehr erfahren könnte. Deren Schiffe seien nach Dänisch-Westindien unterwegs und eventuell würden diese auch Passagiere mitnehmen. Seine Nachfrage in dem Kontor ist der sprichwörtliche Schlag ins Wasser. Der Inhaber ist nicht zu sprechen, der Prokurator gibt sich äußerst einsilbig und Sönke wird schnell hinauskomplimentiert.
Neben seiner Sorge um Gerda läuft es beruflich auch nicht gerade blendend. Als Spielball zwischen seinem Vorgesetzten und der Kommission für Schleswig-Holsteinische Wasserbauangelegenheiten wird er auf die Hallig Nordmarsch-Langeness geschickt, um dort die Bevölkerung zu überzeugen, mit dem Amt für Wasserbau in punkto Halligenschutz zusammenzuarbeiten. Doch die Halligbewohner, allen voran der Ratmann von Nordmarsch, zeigen keinerlei Kooperationsbereitschaft - im Gegenteil. Als am Strand ein Toter gefunden wird, der zudem Sönke noch ein wenig ähnlich sieht, wird der Deichbaumeister zunächst selbst verdächtigt. Er kommt nicht darum herum, selbst zu ermitteln und fühlt dabei auch unweigerlich Nielsens Rumkontor auf den Zahn, so dass er selbst auch noch in Gefahr gerät.
Unterhaltung gepaart mit Wissenswertem
So langsam entwickle ich mich noch zum Fan von historischen Kriminalromanen. Ein Genre, dem ich bisher eigentlich wenig abgewinnen konnte, aber dieses Exemplar hat mich einmal mehr überzeugt. Kari Köster-Lösche versteht es, die Figuren authentisch zu zeichnen und so zu charakterisieren, dass sie unverwechselbar sind. Da wird zum Beispiel selbst die Zugehfrau von Hansen, Petrine Godbersen, in einer Nebenrolle zu einem echten Original. Die Hauptfigur, der Deichbaumeister, lässt sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen und verteidigt seine eigene Meinung auch vor der Obrigkeit, man muss ihn einfach mögen. Und man merkt an den Schilderungen, dass die Autorin das Leben auf einer Hallig durch und durch kennt. Sie lebt selbst als Zugezogene auf Langeness. Klar, dass die Langenesser viel besser wegkommen als die Nordmarscher...
In einem flüssigen Erzählstil teilt Frau Köster-Lösche dem Leser zugleich Wissenswertes über die Geschichte mit, nämlich über die Unterdrückung der Optanten, über die Schifffahrt und auch der Sklavenhandel spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Da kommt man nur schwer von der Geschichte los. "Mit der Flut kommt der Tod" hat alles, was ein historischer Kriminalroman benötigt. Er bietet zwar nur wenig Action, aber verbindet interessante geschichtliche Aspekte mit unterhaltsamen Elementen, so dass man unweigerlich in den Sog der Geschichte hineingezogen wird. Eine fundierte Recherche tut ihr Eigenes dazu. Dass Kari Köster-Lösche schon an einem weiteren Roman schreibt, in dem Sönke Hansen mitspielt, ist eine gute Nachricht.
Kari Köster-Lösche, Droemer
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