Harko und das tote Mädchen am Strand
- Hsb
- Erschienen: Januar 2004
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- Nagold: Hsb, 2004, Titel: 'Woga und das tote Mädchen am Strand', Seiten: 208, Originalsprache
- Nagold: Hsb, 2006, Seiten: 252, Originalsprache
Eine leichte Urlaubslektüre
Im Norden von Korfu liegt das kleine Dorf Agios Georgios, dessen Einwohner fast ausschließlich den Namen Bardis tragen. Hierher hat es den argentinischen Kriminalautor Roberto Bardéz verschlagen, dessen Namensähnlichkeit aber eher zufällig schient. Befreundet ist er mit Woga, einem ehemaligen Drogenfahnder aus Stuttgart, der nach seinem unrühmlichen Abgang hier mit seiner Familie ein zweites Zuhause gefunden hat.
Die idyllische Stimmung der Insel, die gerade nicht von Touristen überrannt wird, wird jedoch jäh unterbrochen, als man am Strand die Leiche einer jungen Frau findet und daneben den mutmaßlichen Mörder, der seinen Rausch im Sand ausschläft. Der junge Mann, ein Albaner namens Jannis, der sich hier seinen Lebensunterhalt als Bauarbeiter verdient, wird schnell vorverurteilt, den Spuren im Unterleib der Toten belegen eindeutig, dass er vor dem brutalen Ableben mit ihr sexuellen Kontakt hatte, was er allerdings leugnet.
Woga und Bardéz sind aber nicht gewillt, die offensichtlichen Diskrepanzen zu akzeptieren, die bei den Ermittlungsmethoden der griechischen Polizei zu Tage treten und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln. Die Ermordete stammt von einem abgelegenen Zweig einer der Familien Bardis in Amerika. Sie gab sich allerdings nicht zu erkennen und keiner wusste, dass sie fließend griechisch sprach. Doch unsere beiden Freizeitkriminalisten finden den Grund des Besuches. Catherine Bardis war auf der Suche nach Häusern für ein Millionen schweres Freizeitobjekt und hatte auch Einiges an Bargeld bei sich. Doch wer hat jetzt das Geld? Und wem ist Catherine Bardis so auf die Zehen getreten, dass sie dies mit ihrem jungen Leben büßen musste?
Roberto Bardéz setzt in "Woga und das tote Mädchen am Strand" zum dritten Mal seinen Krimihelden Woga, den Bullen von Korfu, ermitteln und schaltet sich auch selbst in die Ermittlungen ein. Auf den 200 Seiten versucht er nicht nur den Eindruck zu erwecken, dass sich diese Geschichte um den Frauenmord auf der griechischen Insel genau so abgespielt hätte. In vielen Sequenzen ist es das Bestreben des mehrsprachigen Autors, zwischen dem Leben in Deutschland, das in seinem Buch durch den Ex-Kriminalisten Woga symbolisiert wird und dem Leben in Griechenland zu vergleichen. Vergleiche, die wohl jeder im Kopf anstellt, der seinen täglichen Arbeitsplatz mit einer Flasche Rotwein und einem Strandnickerchen tauschen wollte.
Im Endeffekt mischt Bardéz einen recht amüsanten Cocktail aus Mafia und Drogengeschäften, aus Problemen illegaler, albanischer Zuwanderer am griechischen Arbeitsmarkt und der griechischen Maxime "leben und leben lassen", gepaart mit einem Schuss Erotik im südländischen Flair. Er beschreibt die Situation auf Korfu zu einer Jahreszeit, in der es nicht von Touristen wimmelt, sondern das Leben ruhig und beschaulich ist, wenn nicht gerade eine Leiche am Strand liegt. Ob das in Wirklichkeit auch so harmlos bäuerlich abläuft, wie in diesem Buch, mag dahin gestellt bleiben, aber es klingt einfach zu schön.
Die Sprache passt sich der Geschichte an. Manchmal etwas wortkarg, dann wieder überschwänglich, pointiert in den Dialogen und sachlich bei den Schilderungen von Land und Leuten. Und immer aktuell, denn Bardéz verarbeitet auch den Sieg der Griechen in der Fußball-EM und die Vorbereitung zu den Olympischen Spielen.
Die Spannung ist nicht unbedingt das große Metier des Autors, der hier eher einen harmlosen Rätselkrimi vorlegt und seine Actionsequenzen auf vergiftete Katzen und Hunde beschränkt. Dieses Buch ist bestens geeignet als leichte Urlaubslektüre ohne viel Tiefgang. Den meisten Schaden kann dieses Buch beim Leser anrichten, denn der Wunsch, sich selbst auf Korfu zurück zu ziehen, könnte übermächtig werden.
Roberto Bardéz, Hsb
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