Kein Friede seiner Asche

  • Bastei Lübbe
  • Erschienen: Januar 2002
  • 1
  • New York: Bantam, 2000, Titel: 'Buried Bones', Seiten: 354, Originalsprache
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2002, Seiten: 447, Übersetzt: Dietmar Schmidt
Kein Friede seiner Asche
Kein Friede seiner Asche
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Wolfgang Weninger
45°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2005

Das meint Krimi-Couch.de:

Weihnachten steht vor der Tür im kleinen Städtchen Zinnia. Traurige Weihnachten für Sarah Booth Delaney. Niemand außer ihrem Hausgeist Jitty kann ihren ausgefallenen Weihnachtsschmuck bewundern und an dem Truthahn in der Röhre wird sie noch länger futtern. Der Dichterfürst der Stadt Lawrence Ambrose, mittlerweile ein verblichener Stern am Literaturhimmel, lädt sie höchstpersönlich zu einer Abendgesellschaft ein, bei der Sarahs Erzfeindin Brianna Rathbone zugegen sein wird. Brianna war Topmodel, aber auch ihre Karriere neigt sich dem Ende zu und aus Gründen der Publicity, soll Brianna die Biographie von Lawrence schreiben. Der alte Mann kennt von vielen Prominenten ein vernichtendes Geheimnis und er hat alle eingeladen, an seiner Party teilzunehmen. Und diese verläuft nicht ohne Zwischenfälle.

Als Sarah am nächsten Tag Ambrose aufsucht, liegt dieser verblutet in der Küche, obwohl er sich nur eine kleine Schnittwunde zugezogen hat. Die Obduktion ergibt, dass er schon längere Zeit mit Warfarin vergiftet wurde, einem Mittel, das die Blutgerinnung hemmt und auch als Rattengift Verwendung findet. Es war also Mord und Sarah Booth beginnt ihre Ermittlungen, bei denen jeder verdächtig ist. Sarahs Untersuchungen führen sie zurück in die Jugend des Opfers, in der er in einem zweifelhaften Casino am Moon Lake mit bekannten Größen, wie J. Edgar Hoover, dem ehemaligen FBI-Chef und Dichtern wie Tennessee Williams und Faulkner am Pokertisch gesessen hatte. Und auch damals ist ein Mord passiert, der allerdings vertuscht wurde. Und selbst Sarahs engster Freund Harold scheint in diesem Spiel eine Menge Dreck am Stecken zu haben.

Carolyn Haines zweiter Fall "Kein Friede seiner Asche" um die Delta-Schnüfflerin Sarah Booth Delany verblüfft nicht so sehr durch die Originalität des ersten Buches, sondern durch die zahlreichen, vielleicht zufälligen, Parallelen zu anderen Krimierscheinungen. Wie die chaotische Kopfgeldjägerin Stephanie Plum von Janet Evanovich bekommt Sarah Booth Delany einen Hund geschenkt, der nicht nur zu den hässlichsten Exemplaren seiner Spezies gehört, sondern alles frisst, was ihm vor die Schnauze kommt. Und wie in "Das Blutmal" von Cathy Vasas-Brown verwendet der Übeltäter für die Ermordung seines Opfers das Mittel "Warfarin". Auch andere (weibliche) Ähnlichkeiten, wie mangelndes Liebesleben, schlapp machende Autos etc. finden sich immer wieder. Zufall?

Obwohl die Autorin im Nachfolgeband die gleiche schnodderige Schreibweise verwendet, wie in "Wer die Toten stört" und versucht, ihren Südstaatenhumor gleichermaßen zwischen Hausgeist und Privatdetektivin zu verteilen, so beginnt beim Lesen ein gewisser Ermüdungsfaktor aufzutreten, wenn der ständige Disput um Kleidungsfragen und die Suche nach einem Heiratskandidaten sich von Seite zu Seite immer mehr zieht. Dazu kommt, dass die Geschichte so unglaublich und verwinkelt konstruiert ist, dass auch das vermeintlich überraschende Ende die streckenweise langweilige Story nicht mehr retten kann.

Carolyn Haines hat es verabsäumt, ihre Heldin weiter zu entwickeln. Die Charaktere der übrigen Personen tümpeln längst nicht so launig wie im ersten Band durch die Seiten, erhalten zu wenig Profil, und wirken farblos. Das gewisse Knistern zwischen Sarah Booth und ihren Männern ist kaum vorhanden. Hier hätte die Autorin wohl stärker auf die bewährten Figuren ihres Erstlings zurück greifen sollen.

"Kein Friede seiner Asche" ist leider ein nur mäßig gelungener Abklatsch geworden, der zwar noch immer recht unterhaltsam zu lesen ist, aber keine Begeisterungsstürme entfesseln kann. Eine Fangemeinde, wie sie Evanovich mit ihren durchgeknallten Charakteren hervorgerufen hat, wird Carolyn Haines sicherlich nicht aufbauen können, wenn sie nicht eigenständiger zu Werke geht, wobei Sarah Booth Delaney von der Idee her durchaus Kultcharakter erlangen könnte. So aber ist aus diesem Buch nur ein Roman geworden, den man liest, wen man gar nichts anderes zu lesen hat.

Kein Friede seiner Asche

Carolyn Haines, Bastei Lübbe

Kein Friede seiner Asche

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