Tropenfieber
- Edition Nautilus
- Erschienen: Januar 2005
- 3
- Hamburg: Edition Nautilus, 2005, Seiten: 160, Originalsprache
Wo der Pfeffer wächst
Richard C. Karter ist ein belesener und erfahrener Mitarbeiter einer Hamburger Detektei. Er wird beauftragt, Erfolgsautor Limonov aufzuspüren, der vor einem Jahr vor Verleger, Agent und insbesondere vor seiner Frau geflohen und irgendwo in Madagaskar verschwunden ist. Bei der Gelegenheit kann Karter gleichzeitig auch den jüngeren Kollegen Markmann suchen, der zunächst mit dem Fall betraut war, dann aber ebenfalls verschwand. Einige Berichte, die Markmann vor seinem Abtauchen nach Deutschland übermitteln konnte, dienen Karter als erste Anhaltspunkte und Anlaufstationen im Land, wo der Pfeffer wächst.
Die Fährte ist schnell aufgenommen...
Der Leser lernt jedoch recht schnell, dass auf Madagaskar auch große Vanilleplantagen zu finden sind. In diese Region im Norden der Insel führt unumwunden die Spur des verschwundenen Autors. Hier trifft der Detektiv einen in die Jahre gekommenen Gouverneur, einen ehrgeizigen Polizeichef, einen gestrandeten russischen Diplomaten, Sextouristen und zwielichtige Hotelchefs. Die Frauen, denen er begegnet, scheinen sich allesamt in ihrer verzweifelt armen Situation bereitwillig der Prostitution hinzugeben. Wem er nicht begegnet, ist Sylvie. Sylvie ist eine femme fatale, eine bildhübsche junge Frau, die allen Männern beim bloßen Anblick den Kopf verdreht. Jene Sylvie scheint beim Verschwinden des Schriftstellers eine zentrale Rolle zu spielen, denn er hielt sich zum Argwohn aller wochenlang in ihrem Haus auf.
... und verliert sich dann wieder
Das strukturelle Grundgerüst des Romans ist zu Beginn gut gewählt. Der Sprung aus dem Hamburger Detektivbüro über Paris an einen Strand Madagaskars ist rasant und geht in einem beinahe schon ungehörigen Tempo vonstatten. Karter muss Spuren nur aufnehmen, er braucht sie nicht erst noch zu entdecken. Die Erzählung galoppiert voran; das ist gut gemacht. Leider verliert der Autor seine Zielstrebigkeit ein wenig, indem er in der zweiten Hälfte beginnt, Rückblenden einzustreuen. Ab hier muss man dann manchmal raten, an welcher chronologischen Stelle der Handlung man sich befindet, da die Rückblenden durchaus schon mal zwei oder drei Kapitel dauern, dann aber ohne Vorwarnung wieder in die Gegenwart zurückgesprungen wird.
Den Leser erwartet eine Tragödie. Alle Charaktere sind an einer Stelle in ihrem Leben gescheitert und müssen nun mit ihrem eigenen Elend zu Recht kommen. Lebhaft und interessant sind die Monologe, in denen die Lebensgeschichte einzelner Charaktere erzählt werden. Aber so vielschichtig die Männer in diesem Roman sind, so ähnlich werden sie sich wieder in ihrem Chauvinismus. Die Frauen Madagaskars hingegen sind austauschbar, haben sich ihrer Rolle als reines Lustobjekt im Zusammenleben mit den armseligen Männern abgefunden und erhoffen sich einen Ausweg aus der Misere, indem sie sich den spärlichen Touristen, die das Land bereisen, zum Sex gegen Geld anbieten. Doch genau das muss den madagassischen Männern nicht unbedingt gefallen...
Viel zu teuer!
Der Autor kennt Madagaskar aufgrund mehrerer Reisen und er bietet den Lesern viele Beobachtungen, die seinen Blick fürs Detail erkennen lassen. Es mag verwunderlich klingen, aber mir war beim lesen stets, als würde der betörende Duft von Vanille durch den Raum schweben. Die Zeitsprünge in der zweiten Hälfte des Romans trüben leider den insgesamt guten Gesamteindruck. Darüber hinaus bleibt der Preis des Büchleins ein ganz wesentlicher Kritikpunkt. € 12,90 für ein 160 Seiten dickes Werk ist schlichtweg eine Unverschämtheit und trübt die Krimi-Couch-Bewertung ganz wesentlich.
Daniel Dubbe, Edition Nautilus
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