Tödlicher Pfad
- dtv
- Erschienen: Januar 2005
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- London: Hodder & Stoughton, 2004, Titel: 'Trail of the dead', Originalsprache
- München: dtv, 2005, Seiten: 374, Übersetzt: Bela Stern
- Augsburg: Weltbild, 2006, Seiten: 374
- München: audio media, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Michael Schwarzmaier, Bemerkung: gekürzt
Gelungenes Thriller-Debüt in einmaligem Ambiente
Balthazar Wood, genannt Paul, ist mit dem Rucksack im Annapurna-Massiv in Nepal unterwegs. In einem kleinen, verlassenen Bergdorf sitzt am Wegrand eine Leiche, der man nicht nur den Schädel eingeschlagen hat, sondern auch in jedes Auge ein Schweizer Militärtaschenmesser gestochen hat. Und genau diese ungewöhnliche Verzierung einer Leiche kennt der vielgereiste Mr. Wood schon. Denn in der Wüste Kameruns hat er vor Jahren seine Freundin mit aufgeschlitztem Bauch und ebensolchen ausgestochenen Augen gefunden.
Zurück in Kalifornien macht sich der inzwischen arbeitslose IT-Profi Balthazar daran, Motiv und Täter zu finden. Er checkt das Internet solange, bis er auf die Spur des Mörders kommt, den er in jedem Fall kennen sollte, weil er in der Reisegruppe in Kamerun dabei gewesen sein muss. Der Killer nennt sich "Der Stier" und über ein Internetforum für Backpacker kündigt er weitere Untaten an. Balthazar Paul Wood findet heraus, wo sich der Unbekannte aufhält und reist ihm nach, denn er will dem perversen Unhold das Handwerk legen. Dabei wird er von der hübschen Talena Radovich, Webredakteurin und Autorin, tatkräftig unterstützt und auch auf seine Freunde von der Kamerunreise kann er bei seinem Rachefeldzug zählen.
Was hier in wenigen Worten reichlich spannend klingt, hat Jon Evans, selbst IT-Profi und Weltenbummler, über weite Strecken packend im Thriller "Tödlicher Pfad" umgesetzt. Die Landschaft Nepals, Kameruns, Balis und Tunesiens bildet einen kompakten Hintergrund zu einer Handlung, die nur durch die übertrieben beschriebenen Internetrecherchen gestört wird. Obwohl diese für den gesamten Ablauf von größter Wichtigkeit sind, findet Evans nicht unbedingt die beste Form, diese dem Leser zu vermitteln, so er nicht selbst über Einiges an Computerwissen verfügt.
Wie der Hauptakteur darüber hinaus handelt, ist für Otto Normalverbraucher kaum nachvollziehbar und gelegentlich haarsträubend. Das macht zwar zum Einen den Reiz dieses Buches aus, das Bela Stern sehr flüssig übersetzt hat. Zum Anderen beschleicht den Leser allerdings das Gefühl, dass hier Gleiches mit Gleichen in einer Form vergolten wird, die vom ethischen Standpunkt aus, nicht akzeptabel sein sollte.
Über weite Strecken macht das Thriller-Debüt des jungen Kanadiers, der in San Francisco lebt und arbeitet, auf den 375 Seiten Lesespaß und bietet harmlose Spannung. Die detaillierten Schilderung der landschaftlichen Gegebenheiten in den extremsten Winkeln von fünf Kontinenten sind für den Leser aus der Sicht des Rucksacktouristen sehr abwechslungsreich und anschaulich geschildert. Die körperlichen Strapazen bei Bergwanderungen in fünftausend Meter Seehöhe oder auf den staubigen Wüstenpisten Afrikas geben der Story ein einmaliges Ambiente und sind der eigentliche Star dieser Geschichte, deren Akteure leider nicht ganz das selbe Niveau erreichen. Die Zeichnung der Charaktere fällt ziemlich dürftig aus, auch die eingeflochtene Liebesgeschichte kommt eher halbherzig zustande. Für ein Erstlingswerk liest sich das Buch allerdings nicht schlecht und man kann durchaus eine Leseempfehlung abgeben, vor allem wegen der Exotik der Handlungsorte.
Jon Evans, dtv
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