Staub
- Weltbild
- Erschienen: Januar 2005
- 51
- New York: Putnam, 2004, Titel: 'Trace', Originalsprache
- Augsburg: Weltbild, 2005, Seiten: 428
- München: Goldmann, 2007, Seiten: 476
- München: Goldmann, 2014, Seiten: 506
Kay is back in town
Die frühere Chefpathologin von Virginia, Kay Scarpetta, ist wieder an ihre alte Wirkungsstätte nach Richmond zurückgekehrt, um ihrem erst kürzlich ernannten Nachfolger mit einer Expertise auf dessen Wunsch zur Seite zu stehen. Wie sich allerdings herausstellt, will er scheinbar nur keine Verantwortung für eine Diagnose übernehmen und überlässt dies nur zu gern seiner ihm verhassten Vorgängerin. Das Zusammentreffen der beiden verläuft dementsprechend nicht erfreulich, da Kay schnell spürt, dass Dr. Marcus sie nicht leiden kann und sie gar nicht erwünscht ist. Zudem schmerzt es sie zu sehen, wie sich die Zustände in der von ihr geführten Behörde entwickelt haben.
Es handelt sich bei dem Fall um den Tod der vierzehnjährigen Gilly Paulson, die während einer Grippe zuhause unter mysteriösen Umständen verstarb. Merkwürdig ist, dass am Leichnam eines Bauarbeiters, der beim Abbruch des alten gerichtsmedizinischen Instituts ums Leben kam, die gleichen Spuren wie an dem Mädchen zu finden sind: Knochenstaub! Als ihr Nachfolger Kay unterstellt, dass sie diesen selbst bei den Untersuchungen übertragen hat, startet sie ihre eigenen Ermittlungen und sieht sich dabei mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.
Unspektakulär
Leider ist es unvermeidlich, dass sich ein Autor an seinen anderen Werken messen lassen muss. Immerhin, so abgedreht wie die drei Vorgängerromane, die sich mit den Taten des sogenannten "Werwolfs" Chandonne beschäftigen, ist "Staub" nicht. Im Gegenteil, der Roman ist sogar ziemlich unspektakulär, so dass er meines Erachtens sicher nie die Spiegel-Bestseller-Liste erklommen hätte, wenn nicht Patricia Cornwell die Autorin wäre. Ein Buch von ihr wird aber sofort nach Erscheinen von vielen Fans und Kritikern beäugt und erhält automatisch eine gewisse Aufmerksamkeit.
Dass sich die Verfasserin nun seit einiger Zeit des Präsens bedient, ist meines Erachtens relativ unerheblich, man stolpert nur selten darüber, einfach weil es ungewohnt ist. Auch der Wechsel von der Ich-Form in ihren früheren Büchern zur Außenperspektive stellt kein Gradmesser für die Qualität des gebotenen Stoffs dar. Vielmehr ist die Geschichte insgesamt träge und wirkt auf mich wie ein Versuch, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Was wäre dazu besser geeignet, als die Protagonistin in ihren damaligen Wirkungsbereich zurückzuschicken? Dies muss sich auch Patricia Cornwell gedacht haben. Allerdings fehlt ein gewisser Spannungsaufbau und somit wird man auch Höhepunkte in der gleichförmigen Geschichte vermissen. Das Ende wirkt unfertig, das Buch hört einfach auf und einige Handlungsstränge wie z.B. die Antipathie ihres Nachfolgers werden gar nicht mehr weiterverfolgt.
Auf dem Weg zu Besserung
Aber es gibt auch positives zu vermerken: Meine Bitte scheint erhört worden zu sein, dass Kay Scarpetta sich nun endlich von den Altlasten befreit und als freie Beraterin ein neues Leben beginnt, in dem auch Benton eine Rolle spielen darf. Es ist fast so, als wäre Kay nie weggewesen. Für Fans der Serie ist es nett, die vertrauten Figuren wieder einmal zu erleben. Man kann nur hoffen, dass die Autorin den nun von ihr eingeschlagenen Weg weiterverfolgt, denn in der letzten Büchern ist sie einfach zu weit abgedriftet. Das soll nicht heißen, dass sich keine Serienfigur weiterentwickeln soll, nur muss die Entwicklung nachvollziehbar bleiben. Nun muss sie nur noch an der Story arbeiten, damit ein Krimi herauskommt, der mehr als das hier vorliegende Mittelmaß darstellt. Dass sie dieses Handwerk beherrscht, hat sie bereits in der Vergangenheit bewiesen.
Patricia Cornwell, Weltbild
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