Dinotod
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2005
- 3
- Meßkirch: Gmeiner, 2005, Seiten: 324, Originalsprache
Franzinger kann erzählen - die Kritik sich wiederholen
Auf dem Gelände der Gartenschau in Kaiserslautern, auf welchem sich die größte Dinosaurier-Ausstellung Europas befindet, entdeckt eine Kindergruppe die auf einem Stegosaurus-Rücken aufgespießte Leiche einer Frau. Hauptkommissar Wolfram Tannenberg und sein Team nimmt die Ermittlungen auf.
Bei der Toten handelt es sich um die Frauenbeauftragte des Bildungszentrums, Helene Bender-Bergmann, die offensichtlich in ihrem Büro erwürgt, anschließend in den Park getragen und dort von einem Aussichtsturm auf das Dinosauriermodell geworfen wurde. Rechtsmediziner Dr. Schönthaler entdeckt im Mund der Leiche, der mit Klebeband verschlossen wurde, sechs Würfel mit abgeschliffenen Seiten deren Gesamtpunktzahl 12 ergibt sowie einen in Schutzfolie eingelassenen Zettel auf dem in Maschinenschrift geschrieben steht: "Alea iacta est!" ("Der Würfel ist gefallen!"). Tannenberg und seine Kollegen beginnen mit den üblichen Untersuchungen und Zeugenbefragungen, welche aber ohne Ergebnis bleiben. Könnte das Motiv möglicherweise bei dem anstehenden Frauenbeauftragten-Kongress zu finden sein, dessen Organisation die Tote übernommen hatte?
Des Bruders Kriminalpoesie
Während die Ermittlungen nicht recht voran kommen wollen gerät immerhin Tannenbergs Privatleben in Bewegung. Sein Bruder Heiner hat soeben sein erstes, selbst finanziertes Buch geschrieben ("Kriminalpoesie"), das jedoch von einer/einem Schreiberling namens "kiwi" in der Lokalzeitung "PALZ" in einer Rezension zerrissen wird. Tannenberg versucht zeitgleich seinen angesichts der vernichtenden Kritik aufgebrachten Bruder zu trösten und sein eigenes Privatleben neu zu sortieren. Nach dem einige Jahre zurückliegenden Tod seiner Frau Lea nimmt er Kontakt zu Ellen Herdecke auf. Als sich die beiden in ihrer Wohnung näher zu kommen scheinen, wird Tannenberg zu einem neuen Einsatz bestellt.
Eine tote Frau wurde auf dem Gartenschaugelände aus einem kleinen See geborgen. Wie sich herausstellt war auch ihr Mund mit Klebeband verschlossen. Dr. Schönthaler findet erneut einen Zettel mit der Aufschrift "Alea iacta est!" sowie sechs Würfel, die auch diesmal die Gesamtaugenzahl 12 ergeben. Die Identität der Toten ist schnell geklärt: Es ist die Kulturjournalistin Charlotte Kindelberger-Wintergeist, die für die "PALZ" arbeitet (Kürzel "kiwi") und auf dem Frauenbeauftragten-Kongress den Gastvortrag hielt...
"Spannender geht es kaum". So bewirbt ein Aufkleber das vorliegende Buch, welches bereits der 4. Band mit Wolfram Tanne Tannenberg als Protagonist eines gewöhnungsbedürftigen Kriminalromans ist. Bezüglich des Aufklebers kann man vorab festhalten, dass es dem Gmeiner-Verlag, in welchem "Dinotod" vor Kurzem erschienen ist, zumindest an Selbstbewusstsein nicht mangelt, auch wenn der Leser über weite Strecken von der versprochenen Spannung nicht allzu viel mitbekommt.
Dauerstress mit Dackelhündin Susi
Dabei krankt die Geschichte an denselben Problemen wie schon deren Vorgänger. Der Leser erfährt jedes noch so uninteressante Detail aus Tannenbergs Privatleben, so zum Beispiel seinem Dauerstreß mit Dackelhündin Susi. Franzinger schafft mit dem Dauernörgler Tannenberg eine Figur mit hohem Identifizierungspotential und so kann man sich auch seinem Privatleben nur schwer entziehen. Wie er den Tod seiner vor Jahren verstorbenen Frau zu verarbeiten sucht, in dem er ähnlich ungeschickt wie bei seinen Ermittlungen eine neue Beziehung aufbauen will, ist schon gelungen geschrieben. Keine Frage, Bernd Franzinger kann Geschichten erzählen, doch für einen Kriminalroman, der "Dinotod" ja eigentlich sein soll, überzieht der Autor die Charakterzeichnung seines Protagonisten eindeutig.
Nach dem ersten Mord startet Tannenberg und sein Ermittlerteam die Untersuchung des Falles. Doch nach gut der Hälfte des Buches ist man immer noch keinen Schritt weiter, dem Leser wurde noch kein vermeintlicher Täter präsentiert und das Tannenbergs Bruder nicht ernsthaft als brutaler Mörder in Frage kommt, überrascht nicht wirklich und wird auch erst gar nicht als mögliche Finte aufgebaut. So wundert es kaum, dass die Lösung - mal wieder - eher zufällig erfolgt. Die vorliegenden Rezensionen zu Goldrausch und Ohnmacht und die darin angesprochenen Schwachstellen lassen sich - um Wiederholungen zu vermeiden - eins zu eins auf "Dinotod" übertragen. Gute Unterhaltung wird geboten, ein Krimi aber sieht anders aus.
Bernd Franzinger, Gmeiner
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