Harte Schnitte

  • Schweizer Verlagshaus
  • Erschienen: Januar 1995
  • 1
  • Zürich: Schweizer Verlagshaus, 1995, Seiten: 269, Originalsprache
  • Bielefeld: Pendragon, 2005, Seiten: 272, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
58°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2005

Blettenberg ist zu sehr in den Inhalt und seine Aussagen verliebt

Daimler hat Geburtstag. Und diesen feiert er bei einer Portion Amstel-Bier am Miami International Airport. Der gefeierte Jung-Regisseur, der soeben 20.000 Mark deutsche Filmförderung abgecasht hat, macht sich sowieso nichts aus Berlin. Hier in Florida will er sein neues Drehbuch schreiben und Recherchen durchführen. Denn sein neuer Projekt befasst sich mit Heinrich Himmlers Bestrebungen, dem Deutschen Reich deutsche Kinder zu besorgen. Ausgesuchte SS-Männer dienten als Zuchtbullen und die Folgen dieser arischen Samenspenden mussten unter speziellen Verhältnissen großgezogen werden.

Daimler befasst sich also mit einem Tabuthema der deutschen Geschichte und das ist einigen Ewiggestrigen natürlich ein Dorn im Auge. Blaustrumpf, ein nicht ganz so begnadeter Schreiberling, borgt sich in Daimlers Abwesenheit dessen Auto. Und fliegt damit in die Luft. Doch Daimler lässt sich von seinen Nachforschungen nicht abhalten und stößt auf die Vereinigung Lebensborn e. V., deren Spuren heute auf den Schwarzen Kontinent führen.

Zur gleichen Zeit stöbert auch der Landmaschinenmechaniker Siegmund Frost in seiner Vergangenheit. Und die Journalistin Chris Baumann sucht nach Männern, die wegen ihrer damaligen NS-Betätigung nach Afrika geflüchtet sind und dort ein neues Leben begonnen haben. Die Wege von Siegmund Frost und Chris Baumann kreuzen sich unvermeidlich und auch Daimler trifft auf die selben Wurzeln, die ihm bald mehr bedeuten, als nur eine simple Recherche für ein Drehbuch.

D. B. Blettenberg hat "Harte Schnitte" im Pendragon Verlag veröffentlicht. Der mehrfach ausgezeichnete Autor ist ein vielgereister Mann und das merkt man deutlich, wenn er in diese Buch seine Handlung in den unterschiedlichsten Kontinenten spielen lässt. Die szenischen Beschreibungen sind das vorstechende Merkmal dieser Lektüre, in der Blettenberg nicht nur von Ort zu Ort springt, sondern auch die Verwebung der unterschiedlichen Schicksale gelegentlich mit der Brechstange versucht.

Blettenbergs Sprache ist knapp und prägnant. Sein Erzählstil erinnert manchmal an das Stenogramm eines Tagebuchs, aber gerade dadurch treibt er die Handlung kurzfristig voran und bietet auf 272 Seiten schnörkellose Action, mit denen amerikanische Bestsellerautoren locker 1000 Seiten inszeniert hätten. Dieser kompromisslose Schreibstil führt aber auch dazu, dass die Spannung teilweise abrupt abgebrochen wird. Anstatt einen konsequenten Spannungsaufbau durch den Roman zu ziehen, zwickt Blettenberg die Handlungsstränge einfach ab und beginnt beim nächsten. Das erfordert vom Leser einiges an Kombinationsgabe, aber das sollte für geübte Krimifans nicht unbedingt schwer sein, zumal der Autor die Sprache in den Dialogen den Umständen entsprechend seinen Personen anpasst.

Auch wenn D. B. Blettenberg durch den wiederholten Ortswechsel seiner Hauptpersonen versucht, sich von der Provinzialität seiner deutschen Kollegen abzuheben und vom Darmstädter Echo als "Orchidee zwischen lauter Gänseblümchen" über den grünen Klee gelobt wird, trifft auch ihn das Manko, dass vielen deutschsprachige Autoren anhaftet. Sie sind zu sehr in den Inhalt und ihre Aussagen verliebt und übersehen dabei, dass der Durchschnittsleser sich bei der Lektüre eines Krimis unterhalten will. Spannung und Raffinesse, Humor und Stimmungen, und vor allem die Möglichkeit sich mit der Hauptperson zu identifizieren und mitzufiebern, finden sich in "Harte Schnitte" mit Sicherheit nicht und so bleibt das Buch eher eine Lektüre für einen elitären Leserkreis, der mehr von einem Krimi fordert, und in diesem Fall vielleicht auch erhält.

Harte Schnitte

D.B. Blettenberg, Schweizer Verlagshaus

Harte Schnitte

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