Die falsche Spur
- btb
- Erschienen: Januar 2003
- 6
- Stockholm: Wahlström & Widstrand, 2001, Titel: 'Sista Jouren', Originalsprache
- München: btb, 2003, Seiten: 384, Übersetzt: Holger Wolandt
- München: btb, 2004, Seiten: 383
- München: btb, 2006, Seiten: 383
- München: btb, 2008, Seiten: 383
Ziemlich banal
"Eine Kleinstadt in Südschweden...", so verheißungsvoll will der Klappentext auf den ersten Krimi der schwedischen Autorin Karin Wahlberg einstimmen. Da sie selbst in einem Krankenhaus arbeitete, wählte sie für den Schauplatz ihres Mordes ein ebensolches. Warum auch nicht? Das Konzept: "Schreibe über das, was Du kennst" ist schon etliche Male aufgegangen, aber es ist eben doch kein Erfolgsgarant. Zu oft verzetteln sich die Autoren in Details, die gar nicht von Interesse sind und die Handlung keinen Deut voranbringen, so auch hier.
Die Chirurgin Veronika Lundborg-Westman, geschieden und Mutter einer erwachsenen Tochter, also nicht mehr ganz taufrisch (so empfindet sie selbst), findet bei ihrem Dienstantritt am frühen Morgen die Leiche einer Kollegin in der Dusche. Einige der anwesenden Klinikärzte unternehmen einen erfolglosen Rettungsversuch, es ist jedoch alles zu spät. Der leblose Körper von Maria Kaahn wird in einen anderen Raum gebracht. Niemand ist auf die Idee gekommen, dass es sich um Mord handeln könnte, doch als genau das behandelt die Kriminalpolizei den Fall. Außerdem war das Opfer schwanger, doch ihr Ex-Mann wusste nichts von einer neuen Beziehung. Kriminalkommissar Claes Claesson hinterfragt die Beziehungen des Klinikpersonals untereinander. Was für ein Mensch war Maria Kaahn? Sie war bei den Männern sehr beliebt, selbst der Chef der Klinik konnte sich ihres Charmes nicht entziehen. Die Frauen äußern sich zunächst reserviert, aber nach und nach kristallisiert sich heraus, dass sie ihre Kollegin für arrogant hielten.
Alles schon mal da gewesen
"Die falsche Spur" weist einige Ähnlichkeiten mit Helene Turstens Krimi Der zweite Mord auf: Das Krankenhausmilieu, das Opfer und soweit ich mich erinnere sogar das Motiv. Nur dass Karin Wahlbergs Geschichte zwei Jahre nach dem eben genannten Göteborg-Krimi spielt. Beide Autorinnen statten ihre Geschichten mit vielen Details aus, wobei Karin Wahlberg noch mehr Plattitüden und Beschreibungen von Nebensächlichkeiten einbringt. Sie füllt Seiten mit Belanglosigkeiten, ohne das die Handlung nur einen Fingerbreit vorangetrieben wird.
"Jetzt erstand sie eine kirschrote, eine dunkelblaue und eine briefkastengelbe Primel." (S. 62)
Wenn ich so einen Satz lese, fühle ich mich als Leser bevormundet; als würde der Autor an meiner Vorstellungskraft zweifeln. Ich weiß, wie rote, blaue und gelbe Primeln aussehen, einer weiteren Beschreibung bedarf es hier nicht. Dies ist aber nur ein Beispiel, jede Seite würde weitere bieten.
"Zum ersten Mal gestand sich Beata Molin dieses Gefühl ein, das wie das falsche Echo eines verstimmten Musikinstrumentes in ihr nachklang. Eine Disharmonie mit Akkorden der Einengung, vielleicht sogar Unfreiheit, hatte sich in ihre Beziehung eingeschlichen." (S. 114)
Story ohne Substanz
Jede neu auftretende Person wird eingeführt, als ob sie eine bedeutende Rolle übernehmen sollte, sogar die kleinste Krankenschwester. Würde man die Handlung auf die wesentlichen Bestandteile beschränken, wäre sie mindestens um die Hälfte kürzer. Tapfer lese ich weiter, weil doch noch etwas geschehen könnte, aber die Story ist absolut dünn, außer dem Tod der Ärztin passiert nicht, gar nichts.
Im Gegensatz zu Helene Tursten, die ihre Story mit ihren Detailbeschreibungen zumindest aufpeppt und es darüber hinaus doch versteht, eine gute Atmosphäre heraufzubeschwören, fehlt dem vorliegenden Buch jegliche Anziehungskraft. Nicht mal der ermittelnde Claes Claesson verfügt über ein scharfes Profil, da helfen auch die vielen Beschreibungen nicht. "Die falsche Spur" ist ein Krimi, den man gut auf dem Stapel ungelesener Bücher liegen lassen kann.
Karin Wahlberg, btb
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