Schwarzes Ballett in Château-Rouge
- zebu
- Erschienen: Januar 2004
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- Paris: Gallimard, 2001, Titel: 'Ballet noir à Château-Rouge', Seiten: 241, Originalsprache
- Frankfurt am Main: zebu, 2004, Seiten: 240, Übersetzt: Katarina Grän & Ronald Voullie
Gewalt direkt, Brutalität ungeschminkt - ein klassischer Noir
Djeli Diawara ist ein Bauarbeiter aus Mali und lebt in Paris. Er wurde reingelegt. Von einem Pariser Beamten, der ihm eine gefälschte Aufenthaltsgenehmigung verkauft hat. Er hat seine Frau und fünf Kinder in Afrika zurückgelassen, um in Paris Geld zu verdienen. Das schickt er nach Hause. Und jetzt dieses Schlamassel. Die Polizei beschlagnahmt seine falschen Papiere, und er taucht unter.
Eine inoffizielle, im Untergrund agierende afrikanische Unterstützungsgruppe nimmt sich seiner an. Sie möchte die Hintermänner der Fälschungen entlarven. Und Djeli Diawara finden. Der ist in Lebensgefahr, da er zuviel weiß.
So engagiert die Gruppe den Detektiven Kalogun, den sie auf Schleichwegen - mit einem gefälschten Visum - aus Afrika einschleust.
Kalogun hat eine schwierige Aufgabe vor sich, da er keinerlei Anhaltspunkte hat, wo er seine Nachforschungen beginnen soll. Und das in Château Rouge, dem dunklen Viertel der Farbigen und Schwarzen, im Sumpf der Prostitution, der Dealer, der Straßenhändler, des Kannibalismus.
Dazu hat Kalogun keine gültigen Papiere, er ist also in der gleichen Situation wie viele Einwanderer in dieser Gegend. Und die Polizei ist korrupt, die Schwarzen untereinander uneins, die arrivierten stehen gegen die illegalen.
Die Ermittlungen sind von Anfang an vom Pech verfolgt, obwohl sich Kalogun als findig und schlagkräftig erweist, mit dem richtigen Instinkt für Gefahr. Er gerät wiederholt in gefährliche Situationen, verfolgt aber bis zum Schluss unbeirrt seinen Weg. Am Ende kommt es zu einem rasanten Showdown à la Clint Eastwood, aber doch mit einem Schluss, der einem Roman Noir alle Ehre erweist.
"Im Jahr 3000 finden Archäologen bei Ausgrabungen in Paris auf der Suche nach den Grundlagen unserer Zivilisation 2500 Romans Noirs. Sie finden die gesamte Geschichte des letzten Jahrhunderts: Die Konsequenzen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, die europäische Judenvernichtung, die Kolonialkriege in Vietnam, Algerien und anderswo, Rassismus, Antisemitismus etc."
Diese Zukunftsvision stammt von Patrick Raynal, dem französischen Krimiautor und zudem auch Herausgeber der "Série Noir" im Gallimard-Verlag.
Liest man "Schwarzes Ballett in Château-Rouge" von Achille F. Ngoye, kann man dem uneingeschränkt zustimmen. Das ist ein klassischer Noir mit allen seinen wesentlichen Eigenschaften:
Ngoye schreibt in einem hohem Tempo. Da gibt es für den Leser keine Verschnaufpause. Er zeigt Gewalt direkt, Brutalität ungeschminkt. Seine unterdrückte Wut über Rassismus kommt immer wieder an die Oberfläche. Doch er geht auch in die Tiefe, zeigt die Probleme der farbigen Einwanderer untereinander mit messerscharfem Blick, auch nicht ohne eine gewisse Ironie.
Er malt schonungslos intensive Genrebilder aus dem Rotlichtmilieu mit kurzen Sätzen wie schnelle, dichte Peitschenhiebe.
Seine Sprache bewegt sich immer auf hohem Niveau, wenngleich sie naturgemäß oft deftig und den Situationen oder Menschen angepasst das jeweilige Milieu widerspiegelt. Hier ist auch auf die sehr gelungene Übersetzung aus dem Französischen von Katarina Grän und Ronald Voullié hinzuweisen.
Jean-Patrick Manchette schreibt:
"Ein guter Roman Noir ist ein gesellschaftskritischer Roman, der zwar Geschichten von Verbrechen erzählt, der aber zugleich versucht, die Gesellschaft an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit abzubilden."
Der Noir bewegt sich zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Desillusion und Beklemmung. Er sucht die Wurzeln der jeweiligen gesellschaftlichen Krise in der Vergangenheit, in historischen Verbrechen. Daher gibt es kein Happy-End, es besteht lediglich die Hoffnung, das der Mensch oder der Leser die Zusammenhänge erkennt.
In all seiner Konsequenz, seiner Wut, seinem direkten Zug zur Gewalt, seiner ungeschönten Darstellung der gesellschaftlichen Realität, der glaubhaften Ausformung der Protagonisten ist hier Achille F. Ngoye ein äußerst spannender, tempo- und abwechslungsreicher Roman Noir gelungen, der mit Recht in die "Série Noir" des Gallimard - Verlages aufgenommen wurde.
Achille F. Ngoye, zebu
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