Purpurschatten
- Bastei Lübbe
- Erschienen: Januar 2002
- 11
- Bergisch Gladbach: Lübbe, 1999, Seiten: 477, Originalsprache
- Augsburg: Weltbild, 2000, Seiten: 477, Originalsprache
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2002, Seiten: 540
- Bergisch Gladbach: Lübbe, 2009, Seiten: 6, Übersetzt: Dietmar Wunder
Und täglich grüßt der Vatikan
Alexander Brodka kann mit dem Fotoapparat umgehen und knipst im Auftrag der großen Gazetten weibliche Schönheiten. Seine Geliebte, Juliette Colin, verheiratet mit einem versoffenen Chirurgen, betreibt eine Kunstgalerie. Als Brodkas Mutter unerwartet stirbt, kehrt er heim nach München, um ihren Nachlass zu regeln. Dabei findet er heraus, dass seine Mutter, offenbar mit Unterstützung eines hohen Geistlichen, ein Vermögen angesammelte und auch einige Geheimnisse mit ins Grab genommen hat, deren Aufklärung einigen Subjekten ein Dorn im Auge zu sein scheint. Und diese Subjekte scheinen Purpur zu tragen und im Vatikan aus und ein zu gehen. Auch vor einem Mord schrecken die geistlichen Herren nicht zurück und so wird Brodka zum Opfer geheimer Machenschaften im Vatikan.
In Juliette Colins Galerie sollen angeblich Fälschungen zum Verkauf gelangt sein. Fälschungen, die sie in Rom von einem Kunsthändler als Originale gekauft hat. Auch dieser Kunsthändler verfügt über Kontakte in den Vatikanstaat, wo die Behüter der Vatikanischen Museen offensichtlich illegal die Werke der alten Meister verhökern und die Museen mit Kopien bestücken. Aber jeder, der diesen Geschäftemachern zu nahe kommt, beißt in den sauren Todesapfel und auch Juliette kommt der vatikanischen Mafia deutlich zu nahe. Nur gemeinsam können Brodka und Colin tiefer in die undurchsichtigen Machenschaften eindringen, aber über ihren Köpfen braut sich einiges zusammen.
Philipp Vandenberg, deutscher Journalist und Erfolgsautor, der in München Germanistik und Kunstgeschichte studiert hat, springt mit seinem neuen Elaborat "Purpurschatten" mit Vehemenz auf den abfahrenden Zug in Richtung Vatikan, in dem sich schon allzu viele Autoren befinden, die dem Drang des Hitparadenlesers nach sakraler Erbauung einen Schmöker nach dem anderen um die Ohren schmeißen.
Herr Vandenberg kann sich dabei leider nicht in die bessere Riege der Klerus-Märchenerzähler einordnen, was weniger an seiner sprachlichen Kompetenz liegt, sondern an der an den Haaren herbei gezogenen Konstruktion, die vom Wiener Schwulenlokal bis zum masochistischen Kurienkardinal, vom versoffenen Chirurgen bis zum diebischen Hausdiener, alles verwertet, was in den letzten Jahren an Figuren in der Boulevardpresse zu finden war. Damit könnte der Leser zwar noch ordentlich leben, aber leider sind vor Allem die Hauptpersonen Brodka und Colin wenig sympathisch gezeichnet und ihr permanentes Misstrauen gegeneinander wird mit der Zeit für den Leser langweilig.
Wohltuend fällt dem ortskundigen Leser auf, dass die lokalen Gegebenheiten, sei es in München, Wien oder Rom sehr exakt und lebendig beschrieben sind. Wie überhaupt Herr Vandenberg dort sprachlich am Besten zurecht kommt, wo er sich auf Bilder und Stimmungen einlässt, seien es die heruntergekommenen Viertel hinter dem Wiener Westbahnhof oder in Trastevere auf der anderen Seite des Tibers, wo das Volk lebt. Hier trifft der Autor auch die Zeichnung der Nebencharaktere exakt und so werden diese kleinen Randfiguren menschlicher und sympathischer dargestellt, als man es von den wichtigen Charakteren eigentlich erwarten möchte.
"Purpurschatten" hat sich leider nur zu einem mittelprächtigen Leseabenteuer entwickelt, dessen von literarischen Modeerscheinungen gezeichneter Plot zwar über weite Strecken Spannung erzeugen kann, aber man hat beim Lesen immer wieder das Gefühl, es sei alles schon ein Mal da gewesen. Wer noch kein Buch aus der Sakral-Ecke gelesen hat, der kann mit "Purpurschatten" gerne als Einstiegslektüre starten, denn der Roman ist um nichts schlechter (oder besser) als vergleichbare Literatur aus England, Amerika oder Frankreich, wobei die Überschwemmung des Buchmarktes mit diesen Leseinhalten zusätzlich für ein durchschnittliches Lesegefühl sorgt.
Philipp Vandenberg, Bastei Lübbe
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