Psychopath

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2004
  • 33
  • New York: St. Martin’s Press, 2003, Titel: 'Psychopath', Seiten: 323, Originalsprache
  • München: Goldmann, 2004, Seiten: 336, Übersetzt: Ute Thiemann
  • München: Goldmann, 2005, Seiten: 382
  • München: Goldmann, 2007, Seiten: 382
  • München: Goldmann, 2008, Seiten: 382
Psychopath
Psychopath
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Peter Kümmel
88°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2004

Das Psychiaterduell

Sein Name ist Jonah Wrens. Er ist der Psychopath. Und er weiß genau, was im Kopf eines solchen Menschen vorgeht. Denn er ist selber einer der fähigsten Psychiater. Nur sich selber kann er nicht helfen. Dabei möchte er so gerne geheilt werden.

Den Begriff "Psychopath" kennt der Normalbürger eigentlich nur aus Kriminalromanen und -filmen und stellt sich darunter einen durchgeknallten Massenmörder vor. Die Psychopathie ist eigentlich die Bezeichnung für eine Persönlichkeitsstörung, die aufgrund charakterlich-konstitutioneller Gründe zu einer Anpassungsstörung führt, unter der sowohl der "Psychopath" als auch die Umwelt zu leiden haben.

Kein typischer Serienkiller-Krimi

Psychopathen bevölkern vor allem die amerikanische Krimiszene in den letzten Jahren über alle Maßen. Dabei geht es meist darum, einen Massenmörder unschädlich zu machen. Keith Ablow, der selber Psychiater ist und auch bereits Fachbücher zu diesem Thema veröffentlicht hat, hat mit seinem Roman, den er ungeniert einfach "Psychopath" betitelt hat, ein Werk vorgelegt, das man nicht in diese Schiene einordnen kann. Denn ihm geht es darum, beide Seiten der Krankheit zu zeigen. Nicht nur darum, wie die Umwelt zu leiden hat, sondern auch darum, wie der Kranke selber unter seinem Zwang, Böses zu tun, leidet.

Bereits ab der ersten Seite kennt der Leser Jonah Wrens, den Psychopathen, den Highwaykiller. Zwölf Leichen hat man bereits gefunden entlang der Highways quer durch die Vereinigten Staaten. Wie viele es noch sind, ist ungewiss. Allen Opfern wurde die Kehle durchgeschnitten. Der Killer macht sich keine große Mühe, die Opfer zu verstecken oder Spuren zu verwischen.

Für Jonah Wrens ist es wie ein Zwang. Er will nicht töten, sondern die Menschen verstehen, ihre Ängste und Sorgen teilen. Er kommt mit ihnen ins Gespräch, und meist vertrauen sie sich ihm an. Doch sie sind nicht ehrlich zu ihm, und das duldet er nicht. Jeder Mord tut ihm leid, doch er kann einfach nichts dagegen tun.

Miese Tricks des FBI

Wrens arbeitet als Vertretung in verschiedenen Krankenhäusern. Nirgends bleibt er länger als ein paar Wochen, denn er kommt nicht zur Ruhe, muß umherziehen. Seine Kindheit war bestimmt von der Liebe zu seiner Mutter und den Schlägen des sadistischen Vaters.

Auch sein Gegenspieler Dr. Frank Clavenger, forensischer Psychologe, wurde als Kind vom Vater geschlagen und verachtet. Doch nachdem er in seiner Jugend Drogen- und Alkoholprobleme überwunden hatte, wurde er zum hochgeachteten Mediziner, der den Behörden im Kampf gegen kranke Verbrecher hilft.

Das FBI sichert sich erst mit miesen Tricks Clavengers Zusammenarbeit im Kampf gegen den Highwaykiller. Denn dieser hat wichtigere Dinge zu tun, muß er sich doch um seinen Adoptivsohn Billy kümmern. Auch Billy hatte unter einem sadistischen Vater zu leiden und flüchtet sich in die Welt der Drogen. Er weiß, dass er es bei seinem neuen Vater gut hat und daß dieser seine Sorgen und Nöte versteht, doch er muß erst lernen, seine Zuneigung und Liebe zu zeigen.

Öffentliche psychotheraputische Behandlung

Als der Highwaykiller Clevenger aber in einem öffentlichen Brief direkt anspricht, gibt Clevenger dem FBI seine Zustimmung. Er sieht seine Aufgabe nicht darin, den Mörder dingfest zu machen, sondern er will versuchen, ihn von seinem Zwang zu heilen. Doch das FBI spielt weiter unfair.

Nun kommt es zum öffentlichen Duell. Über eine Zeitung kommunizieren die beiden hochintelligenten Psychiater in psychotherapeutischen Briefen. Doch Clevenger weiß nicht, dass der Killer bereits direkten Kontakt zu ihm aufgenommen hat.

Trotz ständig wechselnder Betrachtungsperspektiven fällt es leicht, dem Geschehen zu folgen. Zwar ist die Handlung nicht frei von Brutalität, doch wird diese hier nur als Mittel zum Zweck und nicht der Schockeffekte wegen verwendet. Ablow geht es vordergründig um eine medizinisch korrekte Darstellung und die Beschreibung der Denkweisen der handelnden Personen. Dabei berücksichtigt er auch Clevengers durch die Probleme mit seinem Adoptivsohn sowie eine Liaison mit einer FBI-Agentin eigene angespannte Situation. So wirkt dieser nicht wie der typische amerikanische Serienkiller-Jäger, sondern bleibt ein Mensch, der gelegentlich unsicher wirkt.

Einer der wenigen wirklichen Psychothriller

Der Killer ist nicht "Das Böse", sondern wird, wenn er nicht gerade davon besessen ist, jemanden zu töten, als liebevoller Mensch geschildet, der sich gut in andere hineinversetzen kann und für jeden die richtigen Worte findet.

"Psychopath" ist kein Krimi herkömmlicher Art, in dem nach Spuren gesucht wird und die Ermittler Zug um Zug voran kommen, sondern einer der wenigen Romane, der dem oft zu Unrecht vergebenen Prädikat "Psychothriller" wirklich gerecht wird. Er bietet über weite Strecken Hochspannung, obwohl der Täter bereits von Anfang an bekannt ist.

Psychopath

Keith Ablow, Goldmann

Psychopath

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