CSI - Stadt der Sünde
- vgs Egmont
- Erschienen: Januar 2002
- 3
- Köln: vgs Egmont, 2002, Seiten: 307, Übersetzt: Frauke Meier
- Köln: vgs Egmont, 2007, Seiten: 408
Ein Muss für den C.S.I.-Fan
Es ist immer problematisch, wenn man Bücher zu einer Fernsehserie liest, denn unwillkürlich hat man die Bilder vor Augen, vor allem, wenn es sich dabei um so eine erfolgreiche Serie, wie C.S.I. Las Vegas handelt. Dass dabei die Phantasie des Lesers fast zwangsläufig auf der Strecke bleibt, droht auch dem Konsumenten des 2002 als "CSI - Sin City" von Max Allan Collins erschienen Kriminalromans, das zwar im selben Jahr als "CSI: Stadt der Sünde" als gebundene Ausgabe auf dem deutschen Buchmarkt war, aber erst durch die TV-Austrahlungen interessant geworden ist, so dass 2007 diverse Buchgemeinschaften eine Neuauflage in der Übersetzung von Frauke Meier initiiert haben.
Das Konzept des Buches ist aus dem Fernsehen klar. Die Nachtschicht der Crime Scene Investigation Las Vegas hat zwei nicht zusammenhängende Fälle zu lösen, die in diesem Fall vom Vielschreiber Max Allen Collins inszeniert wurden und bislang in keiner TV-Episode zu sehen waren, obwohl man sich des Öfteren zu erinnern vermeint, zumindest Ähnliches bereits gesehen zu haben.
Im ersten Fall hat die streng religiöse Millie Blair eine Vorahnung, dass ihrer Freundin Lynn Pierce etwas Schlimmes zugestoßen sein muss, denn diese wollte sie dringend sprechen, ist aber dann doch nicht aufgetaucht. Das Ehepaar Blair, das den gewalttätigen Gatten Owen Pierce nicht ausstehen kann, fährt trotzdem zur Unterkunft der Pierce, wird dort aber kühl lächelnd von Owen abgefertigt. Millie Blair hat eine Kassette von ihrer verschollenen Freundin, auf der Owen Pierce seiner Frau mit dem gewaltsamen Tod droht. Und diese bringt sie zur Polizei, denn sie fürchtet nicht nur um Lynn, sondern auch deren Tochter Lori, die mit ihrem Sohn Gary liiert ist. Irgendwie landet das Band bei Jim Brass und dieser konfrontiert Gil Grissom, den leitenden Beamten der Nachtschicht der C.S.I. damit.
Obwohl es noch keine Leiche gibt und Lynn erst seit sieben Stunden vermisst wird, machen die Beamten nach der Anhörung des Mitschnittes einen Besuch bei den Pierces. Und ihr Gefühl sagt ihnen, dass die Blairs Recht haben, aber wo ist die Leiche?
Im zweiten Fall sind die Damen des C.S.I.-Teams im Einsatz. In einem zwielichtigen Schuppen, dem Dream Dolls, in dem Catherine Willows in ihrem vorigen Berufsleben gearbeitet hat, wurde eine der Tänzerinnen in ihrem Séparée abgemurkst. Der Lokalbesitzer Ty Kapelos, hat zwar eine Videoüberwachung, aber darauf ist der Täter nur undeutlich zu erkennen. Was man aber deutlich sieht, ist die Jacke des Täters, denn diese trägt eine Firmenaufschrift. Und dem Freund des Opfers, der mit dem Gewerbe der Ermordeten nicht zufrieden war, gehört die Baufirma, die diese Jacken verteilt hat. Und der Discjockey des Dream Dolls ist sich sicher, dass er einen Typen mit der genau so einer Jacke, Baseballkappe und Sonnenbrille ins Séparée gehen sah. Sara und Catherine müssen sich folglich dringend mit dem Freund beschäftigen und setzen diesen auch fest, aber er beteuert seine Unschuld ...
Max Allan Collins hält sich strikt an die Vorlage. Sämtliche Personen agieren exakt so, wie man es aus der Fernsehserie gewöhnt ist. Der Autor erlaubt sich keinerlei Abweichung bei den Profilen und so ist der Wiedererkennungsfaktor für den Leser glatte hundert Prozent.
Sprachlich bewegen sich Collins und seine Übersetzerin auf routiniertem Parkett. Alles wird zügig und in leichter Sprache durchgezogen, so dass auch Otto Normal-TV-Verbraucher locker den Ermittlungen des Teams folgen kann. Kleinere Einlagen von grausigen Leichenfunden und die üblichen Beschreibungen von Tatortuntersuchungen (inklusive Luminolanwendung) gehören hier einfach zu den Erwartungen der Fans, und diese enttäuscht der Autor natürlich nicht.
Dass die Struktur der verschiedenen Verbrechen und die dabei angewandten Ermittlungsmethoden allesamt vertraut vorkommen, ist sicherlich Absicht, trägt aber nicht unbedingt dazu bei, einen entsprechenden Spannungsbogen übermäßig aufzubauen. Auch wenn Gil Grissom und Catherine für die Lösung kräftig um die Ecke denken müssen, wird der Dauerkonsument von C.S.I. die Auflösung deutlich früher erahnen.
Auf jeden Falll ist C.S.I. Stadt der Sünde für den wahren Fan ein Muss. Versucht man jedoch das Buch separat von der Serie als Kriminalroman zu betrachten, was angesichts der TV-Überflutung mit C.S.I.-Folgen fast nicht möglich ist, dann bleibt ein Krimi übrig, der vom Aufbau her locker mit gängiger Durchschnittskost mithalten kann. Die große Erfahrung des Autors bei Recherche und Schreibarbeit macht sich für den Leser bezahlt. Hier wird nicht große Literatur geboten, sondern handwerklich solide Kost für den Alltag, bei der sich einige Damen und Herren in unseren Breiten alleine von der Schreibtechnik und dem Spannungsaufbau eine ordentliche Scheibe abschneiden sollten, denn das ist Unterhaltungsliteratur vom Fließband, die dennoch nicht ins Seichte und Langweilige abgleitet.
Max Allan Collins, vgs Egmont
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