Der rote Wolf

  • Hoffmann & Campe
  • Erschienen: Januar 2004
  • 14
  • Stockholm: Piratförlaget, 2003, Titel: 'Den röda vargen', Seiten: 416, Originalsprache
  • Hamburg: Hoffmann & Campe, 2004, Seiten: 6, Übersetzt: Judy Winter, Bemerkung: gekürzt
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 447
Der rote Wolf
Der rote Wolf
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Sabine Reiß
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2004

Zeitlich wieder im Lot

Endlich passt die Reihenfolge wieder: Liza Marklunds neuestes Buch spielt ungefähr ein halbes Jahr nach Olympisches Feuer. Auch wenn manche Serien nicht unbedingt der Reihe nach gelesen werden müssen, bei Liza Marklund wäre es empfehlenswert, doch leider hat uns die Autorin diese Wahl gar nicht gelassen. Im Leben der Protagonistin Annika Bengtzon passierte jedoch einiges, was man Leser vielleicht in der richtigen zeitlichen Abfolge erfahren möchte.

Annika kämpft nach wie vor mit den Geistern der Vergangenheit. Nach ihrem traumatischen Erlebnis hat sie sich eine kurze Auszeit genommen. Nun ist sie nicht mehr Leiterin der Kriminalredaktion der Stockholmer Zeitung Abendblatt, sondern freie Mitarbeiterin. Das Thema Terrorismus lässt sie nicht mehr los, was ihre Vorgesetzten nicht gerade begeistert, da sie es lieber sähen, wenn Annika sich aktueller Themen annehmen würde. Sie recherchiert aber in einem 30 Jahre alten Fall: damals wurde ein Anschlag auf einen Luftwaffenstützpunkt verübt. Der oder die Täter wurde(n) nie gefasst. Die wenigen Indizien weisen auf einen Mann mit dem Decknamen Ragnwald hin, der Führer einer maoistischen Splittergruppe war und ein gesuchter Serienmörder sein soll. Ihre Recherche gewinnt jedoch an Aktualität, als sie nach Nordschweden reist und das Treffen mit einem dort ansässigen Journalisten quasi verpasst: Er ist tot! Annika glaubt, dass er auf brisante Informationen gestoßen sein muss.

Annika Bengtzon ist eine zerrissene Person, die mir persönlich gar nicht so sympathisch ist. Das mag vielleicht daran liegen, dass sie von ihrem Mann Thomas nicht eben als sehr liebenswert geschildert wird, obwohl er Eigenschaften wie ihre Stärke sehr bewundert. Nun hört sie auch noch Stimmen von Engeln in ihrem Kopf. Ich war schon immer der Meinung, dass Liza Marklund ihrer Heldin etwas zuviel aufbürdet, vielleicht als Gegengewicht zu ihren Rechercheerfolgen. Denn obwohl sie "nur" Journalistin ist, ist sie der Polizei doch am Ende immer einen Schritt voraus, sieht Verbindungen, die sonst keiner sieht und bringt Leute zum Reden, die sich der Polizei nicht anvertrauen würden. Und trotz dieser mangelnden Sympathie wünscht man ihr nur das Beste.

Mit "Der rote Wolf" hat Liza Marklund den Weg weiterverfolgt, den sie mit ihren vorherigen Büchern eingeschlagen hat. Obwohl hier natürlich ein kleiner Showdown am Ende nicht fehlt, ist die ganze Handlung weniger action-geladen als bei "Olympisches Feuer". Annikas Recherche steht im Vordergrund. Sie befasst sich intensiv mit dem Thema Terrorismus und der Bildung linker Zellen in Schweden Ende der 60er Jahre. Der Roman zeichnet sich durch die recht realistische Schilderung des Zeitungsalltags aus und durch das brisante Thema, wie Macht und Wissen eingesetzt werden, um die eigenen Ziele zu verfolgen. Selbst Annika ist nicht davor gefeit. Liza Marklund hat in ihrer eigenen Karriere selbst erlebt, wie die Eigentümer einer Zeitung Druck auf eine Ministerin ausgeübt haben. Diese Geschehnisse hat sie in dem vorliegenden Buch verarbeitet. Zudem nimmt auch die Nebenhandlung mit Annikas gestresstem Eheleben einen großen Raum ein.

Zum Mitraten ist auch dieser Krimi nicht geeignet, denn schon recht bald kann man erkennen, wohin uns die Autorin führen will. Nur am Ende gibt es noch eine Enthüllung, die man nicht kommen sieht. Insgesamt resultiert die Spannung eher aus der Tatsache, dass man erfahren will, wie Annika mit ihrem Wissen umgeht. Alles in allem gefällt mir "Der rote Wolf" besser als Studio 6 und Paradies, doch an Olympisches Feuer reicht dieser Roman meines Erachtens nicht heran.

Der rote Wolf

Liza Marklund, Hoffmann & Campe

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