Wölfe und Lämmer
- Piper
- Erschienen: Januar 2005
- 2
- München; Zürich: Piper, 2005, Seiten: 301, Originalsprache
- München; Zürich: Piper, 2012, Seiten: 304, Originalsprache
Hannibal lässt grüßen
Fünf Personen stehen im Mittelpunkt der Handlung, die Frau Mischke auf einem abgeschiedenen Gutshof in der Nähe von Hannover angesiedelt hat:
- Hannes, ehemals "richtiger" Richter, jetzt als "Fernseh-Richter" einer der sogenannten B-Promis, Liebhaber exklusiver Autos, Besitzer des Gutshofes und sowohl schönen Frauen als auch einer Linie weißes Pulvers selten abgeneigt
- Barbara, ehemalige Kindergärtnerin, jetzt arbeitslos, deren einziger Lebenszweck darin zu bestehen scheint, mit Hannes den Bund fürs Leben zu schließen
- Robin, potentieller Schriftsteller, der von kleinen Aufträgen und Hannes' Unterstützung lebt, aber immer noch davon überzeugt ist, eines Tages großen Erfolg als Schriftsteller zu haben, doch noch immer auf die zündende Idee wartet
- Klara, angeblich die Freundlin von Robin, tritt aber als solche eigentlich nie in Erscheinung. Ihre Leidenschaft sind ihre Wölfe, die auf dem Hof aufgezogen und später in deutschen Wäldern in die Freiheit entlassen werden sollen
- Nasrin, von Barbara fast überfahren und als Gast mit auf den Gutshof gebracht worden. Die junge Türkin erweist sich als Naturtalent im Kochen und Aufräumen und verdreht Robin nebenbei den Kopf
Den roten Faden sucht man vergebens. "Wölfe (tauchen real auf) und Lämmer (findet man nicht so offensichtlich)" ist eher eine Aneinanderreihung von verschiedenen Handlungssträngen und Episoden, erzählt mit Mischkes gewohntem makabrem Humor.
Morde sind bei Susanne Mischke seit jeher Kavaliersdelikte, doch sollte man ihre hübsch konstruierten Plots nicht allzu ernst nehmen. Dennoch stecken genügend Wahrheiten darin, seien es die Arbeitsmethoden der Presse oder die an Hannibal erinnernde Entsorgung von Leichen.
Auf einen Mord muß man lange warten und der Täter wird auch gleich mitgeliefert. Doch Mischke schreibt nicht den Krimi im klassischen Sinne, wo sich alles um einen Mord und dessen Aufklärung dreht. Bei ihr stehen "ganz normale Leute" im Mittelpunkt, die zwar alles andere als normal sind, aber dennoch Eigenschaften besitzen, in denen sich der ein oder andere wiedererkennen kann.
Wieder etwas besser als ihr absolut enttäuschender letzter Roman "Das dunkle Haus am Meer", aber immer noch nicht die "alte" Mischke von "Mordskind" und der "Eisheiligen". Am Schluß spürt man als Leser förmlich den Druck vom Verlag, der die Autorin vermutlich zu einem schnelleren Ende verleitet hat als der Handlung gut getan hätte.
Susanne Mischke, Piper
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