Der siebte Tag
- Headline
- Erschienen: Januar 2003
- 6
- London: Headline, 2003, Titel: 'The Dead', Seiten: 314
- München: Bertelsmann, 2004, Seiten: 447, Übersetzt: Birgit Moosmüller
- München: Goldmann, 2005, Seiten: 447
Idee gut, Ausführung durchschnittlich
Ex-FBI Agentin Saxon - ihren Vornamen kennen wir nicht - sitzt wie jeden Tag beim Frühstück in ihrem Stammlokal, als der von ihr nicht sehr geliebte Reporter Nick Elliot sie um Hilfe bittet. Ein Brief ist bei der Zeitung aufgetaucht, in dem ein Mann fünf Morde in sieben Tagen ankündigt. Der Schreiber gibt sich für Ed Fangan aus, der vor einigen Jahren wegen einer Reihe von Morden verhaftet wurde, allerdings wegen Formfehlern freigelassen werden musste. Saxon hatte den Auftrag, ein Buch über ihn schreiben. Sie weiß allerdings sehr genau, dass der Brief nicht echt ist, denn Fangan ist seit langem verschwunden. Ein pikantes Detail: Sie wollte ihn damals in eine Falle locken und als er dies durchschaute und ihr auflauerte, erschoss sie ihn in Notwehr und vergrub die Leiche in den Bergen.
Ich weiß etwas, was du nicht weißt
Saxon ist mit der Leiterin der Dubliner Mordkommission Grace Fitzgerald liiert und wird auf deren Betreiben in die Ermittlungen als Beraterin eingebunden, als die erste Leiche gefunden wird. Sie fühlt sich wie ein Fremdkörper im Team und wird von den Kollegen nicht ernst genommen, insbesondere da sie als Einzige die Theorie (die gar keine ist) vertritt, dass es sich bei dem Mörder nicht um Fangan handelt. Zudem hält sie es sinnvoll, ein Täterprofil erstellen lassen, was Grace' Chef ablehnt. Da sie von ihrer Buchrecherche den Kriminalpsychologen Dr. Lawrence Fisher kennt, wendet sie sich an ihn, doch dieser hat nicht die Kapazität ihr zu helfen. Er verweist sie an den Amerikaner Mort Tillman, der sich anlässlich einer Vortragsreihe zufälligerweise in Dublin aufhält. Saxon ist nicht begeistert. Seit ihrem Ausscheiden aus dem FBI hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihm und das hatte einen guten Grund. Sie gab ihm in ihrem ersten Buch öffentlich die Schuld am Scheitern der damaligen Ermittlungen. Gute Voraussetzungen also für die Tätersuche im aktuellen Fall. Und der Mörder scheint zu halten, was er verspricht, denn man findet ein zweites Opfer in der Nähe des Tatortes, an dem auch Fangan sein zweites Opfer hinterließ.
Der Daily Telegraph soll angeblich über "Der siebte Tag" geurteilt haben: "Das Beste an dem Buch ist wohl, dass man einfach nicht auf den Täter kommt!" Falsch! Ich muss zwar zugeben, das ich auf Seite 200 im wahrsten Sinne des Wortes dreimal geraten habe, aber ich landete mit dem letzten Namen einen Volltreffer. Spitzfindig frage ich mich: und wenn man doch auf den Täter kommt, ist das Buch dann auch noch gut?
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Die Handlung wird zum Teil relativ rasch vorangetrieben, denn der Mörder lässt den Ermittlern nur sieben Tage Zeit. Das Serienkiller-Motiv lockt die Leser sicherlich, wobei die Grundidee zwar nicht neu ist, aber die Variation des Themas, nämlich dass einer im Team weiß, dass die anderen auf der falschen Fährte sind, aber sich nicht offenbaren kann, spricht an. Die Autorin kommt bei ihrer Geschichte auch ohne Unmengen blutiger Details aus und beschreibt die Situationen ausreichend. Nur: eine Menge Morde in so kurzer Zeit sind noch keine Erfolgsgarantie. Es werden so viele Namen von früheren und potentiellen Opfern ins Spiel gebracht, dass leicht Verwirrung aufkommt. Dadurch gewinnt man den Eindruck, dass der Handlungsablauf durch Verzicht auf Details noch ein wenig mehr Straffung vertragen hätte. Ich halte es zudem für übertrieben, dass die Autorin auf Teufel komm raus Verdachtsmomente für so ziemlich jeden "Mitwirkenden" schüren möchte, auch wenn dies schön der Reihe nach geschieht.
Insgesamt wirkt "Der siebte Tag" auf mich wie eine Mischung aus einem Roman von Val McDermid - zumindest die Stimmung am Anfang des Buches könnte auch von ihr stammen - und "Cupido" von Jilliane Hoffman, vielleicht weil die Protagonistin persönlich involviert ist. Allerdings finde ich zu Saxon keinen Zugang, was bedauerlich ist. Die Idee ist gut, aber die Ausführung ist bestenfalls durchschnittlich - für einen Erstling dennoch ganz passabel und locker lesbar im Stil. Man kann getrost die Taschenbuchausgabe abwarten und braucht nicht den hohen Preis für die gebundene Ausgabe zu investieren.
Ingrid Black, Headline
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