Mord im Fahrpreis inbegriffen
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 1964
- 2
- Paris: Denoël, 1962, Titel: 'Compartiment tueurs', Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1964, Seiten: 154, Übersetzt: Margaret Carroux
- Baden-Baden; Zürich: Elster, 1997, Seiten: 186
- Frankfurt am Main: Fischer, 1999, Seiten: 185
- Berlin: Aufbau, 2007, Seiten: 195
Der 1962 erstmals erschiene Roman ist auch heute noch lesenswert
Als der Bahnangestellte Pierre die Abteile des Nachtzuges aus Marseille im Gare de Lyon in Paris überprüft, findet er in einem Abteil die Leiche einer jungen, offenbar erdrosselten Frau. Inspektor Grazziano und sein Assistent Gabert nehmen die Ermittlungen auf und versuchen die übrigen fünf Abteilgäste ausfindig zu machen.
Zunächst meldet sich nach einer Zeitungsmeldung noch am gleichen Tag Rene Cabourg bei der Polizei, kann allerdings über die anderen Mitreisenden kaum Angaben machen. Am nächsten Tag soll er am Quai des Orfèvres seine Aussage machen, doch dazu kommt es nicht mehr, denn als er abends in der Pause einer öffentlichen Boxveranstaltung die Toilette aufsucht wird er dort erschossen.
Eliane Darrès, die ebenfalls in dem Abteil des Marseiller Nachtzug saß, wird am nächsten Tag von Gabert befragt und weist auf einige Unstimmigkeiten in der Aussage von Cabourg hin. Darrès soll diese am nächsten Tag zu Protokoll geben, wird jedoch auf dem Weg dorthin in ihrem Hausaufzug erschossen. Nachdem mit dem Fernfahrer Rivolani sogar noch ein dritter Zeuge gewaltsam ums Leben kommt, wird die Angelegenheit immer undurchsichtiger, zumal Grazziano offenbar ständig einen Schritt zu spät kommt..
Am Ende etwas arg turbulent
Aus der Feder des bekannten französischen Krimiautors Sebastien Japrisot stammt auch diese recht kurze Geschichte, in der es der Altmeister schafft, trotz der nicht einmal 200 Seiten ein Höchstmaß an Spannung und Verwirrung zu erzeugen. Dabei hat es Inspektor Grazziano aber auch nicht leicht, denn sein Vorgesetzter, Kommissar Tarquin, soll in wenigen Monaten befördert werden und hält sich daher, von einigen eher unerwünschten Belehrungen abgesehen, vornehmlich zurück. Frei nach dem Motto: Bei Erfolg habe ich den Fall gelöst, andernfalls hat Grazziano versagt. Grazziano selber ist nicht unbedingt einer der Klügsten und stolpert daher eher ungeschickt durch die Szenerie. Lediglich sein Assistent Gabert scheint eine brauchbare Hilfe zu sein. Dabei sind doch die ersten Aufgaben ganz einfach:
"Primo, wer ist die Puppe? Secundo, wo kommt sie her, wo wohnt sie, wer kennt sie? Tertio, die Platzkartenliste für das Abteil. Bericht bis sieben Uhr abends. Etwas weniger Blödheit als üblich, das kann nicht schaden."
Zunächst geschieht der Mord und anschließend erweckt Japrisot die vorangegangenen Ereignisse in Rückblenden zum Leben. Wohlgeordnet nach den Liegeplatznummern der Fahrgäste. So sollte sich eigentlich Stück für Stück die Geschichte auflösen, doch stattdessen nimmt die Verwirrung bei allen Beteiligten immer mehr zu. Wie für den Autor üblich, wartet er mit einer für seine Leser/innen am Ende völlig überraschenden Lösung auf, wobei im vorliegenden Fall die Kapriolen selbst für Japrisot besonders hoch schlagen.
Das Finale ist mehr als überzogen, nicht hundertprozentig befriedigend und dennoch ist selbst dieses Werk, welches immerhin schon über 45 Jahre auf dem Buckel hat (es erschien erstmals 1962), dank des unnachahmlichen Schreibstils ein kurzweiliges, lesenswertes Vergnügen.
Sébastien Japrisot, Rowohlt
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