Das Mallorca-Komplott
- Grafit
- Erschienen: Januar 2001
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- Barcelona: Editorial Laia, 1980, Titel: 'La ruta dels Cangurs', Originalsprache
- Dortmund: Grafit, 2001, Seiten: 203, Übersetzt: Petra Zickmann, Manuel Perez Espejo
- Daun: Radioropa, 2006, Seiten: 4, Übersetzt: Falk Werner
Ein Detektiv ohne Durchblick
Ein absoluter Exot unter den Autoren des Grafit-Verlages ist der Spanier - oder besser Mallorquiner - Guillem Frontera. Einen Krimi hat er bislang geschrieben und das auch schon Ende der 1970er Jahre, weshalb wohl nicht zu erwarten sein darf, dass da noch etwas nachkommt. Schade eigentlich, denn mit seinem Mallorca-Komplott hat er nicht nur einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, sondern auch die Situation der Insel in der Zeit unmittelbar nach der spanischen Militärdiktatur eingefangen. Dass er dies in der katalanischen Sprache getan hat, die unter General Franco verboten war, ist ein weiteres Prädikat für sein Werk.
Eine Falle
Der Ich-Erzähler - seinen Namen erfährt der Leser nicht - macht gleich am Anfang klar, dass er seinen Job als Detektiv ohne Leidenschaft ausführt. Er ermittelt nur in Sachen Ehebruch. Eines Tages folgt er der Einladung seiner Jugendliebe Aina und dessen Mann, seines Intimfeindes Rafel, auf deren Anwesen auf Mallorca. Bei Ankunft in Rafels Villa liegt Aina schlafend auf dem Bett. Wenige Minuten später ist sie tot, obwohl der Detektiv die einzige Tür zum Schlafzimmer stets im Blick hatte. Auch die Fenster sind fest verschlossen. Rafel beschuldigt seinen alten Intimfeind des Mordes und der findet sich tatsächlich schneller im Knast wieder als ihm lieb ist.
Nicht nur die mitunter rasante Handlung, auch die mit gesundem Humor erzählte Geschichte, sind hier Garanten für gute Unterhaltung. Auf knapp 200 Seiten hat Frontera nicht nur seinen kleinen Krimi erzählt, sondern auch den Einfluss Algeriens auf die Baleareninsel und Seitenhiebe auf die mallorquinische Tourismusindustrie der späten 70er Jahre verarbeitet. Großes Kompliment gilt in diesem Zusammenhang auch den Übersetzern Petra Zickmann und Manel Perez-Espejo, die auf fast jeder Seite Fronteras sprachlichen Humor transferieren konnten:
"Der Kellner, der heute für mich zuständig war, sah aus wie eine Witzblattschwuchtel und vielleicht war er deshalb freundlich und patent. Er beriet mich mit großer Sachkenntnis, was die feste Nahrung betraf, scheiterte jedoch mit Getöse an der Frage des Weins. Man kann nicht alles haben."
Zwei Wochen Mallorca - auf die etwas andere Art
Nach einigen Tagen holt ihn ein zwielichtiger belgischer Geschäftsmann aus dem Gefängnis, der vorgibt, ein Geliebter von Aina gewesen zu sein und der glaubt, Rafel habe selbst seine Frau umgebracht. Der Belgier beauftragt ihn, selber Ermittlungen aufzunehmen und händigt ihm dafür einen unterschriebenen Blankoscheck aus - und eine Liste mit fünf Namen von Männern, die ebenfalls Liebhaber Ainas gewesen sein sollen. Schon der erste von dieser Liste, der Schriftsteller Pau Terrassa scheint ein großes Geheimnis zu verbergen. Es überschlagen sich die Ereignisse: Entführung, ein weiterer Toter, wieder Knast. Der Detektiv scheint in ein großes Komplott geraten zu sein.
Das Mallorca-Komplott ist eine klare Empfehlung für einen geruhsamen Badeurlaub, den man mit Büchern am Strand oder am Pool verbringen will. Dass es bereits ein 35 Jahre alter Roman ist, merkt man ihm dank der guten Übersetzung nicht an. Wirklich bedauerlich, dass dies Fronteras einziger Ausflug ins Krimi-Genre geblieben ist.
Guillem Frontera, Grafit
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