Schwarze Witwen
- Knaur
- Erschienen: Januar 2005
- 7
- New York: Dutton, 2003, Titel: 'A Visible Darkness', Seiten: 243, Originalsprache
- München: Knaur, 2005, Seiten: 315, Übersetzt: Helmut Splinter
- München: Knaur, 2006, Seiten: 315
Hält nicht, was das Debüt versprach
Das Titelbild bietet bereits beim zweiten Band so etwas wie Corporate Identity. So prangt wie schon bei Kings Debütroman der vom Verlag verliehene Aufkleber "Thriller des Monats" auf der Vorderseite des Buches. Das Licht, das durch die dicht an dicht im Wasser stehenden Baumstämme vormals noch in einem dunklen Grün schimmerte, hat nun eine rötliche Braunfärbung eingenommen.
Anders jedoch sieht es im Inneren des Buches aus. Die Protagonisten sind zwar die gleichen geblieben, doch die Landschaft der Everglades in Florida, die bei "Das Messer im Sumpf" im Vordergrund stand, ist der Großstadt gewichen.
Der Leser kennt den Mörder bereits von der ersten Seite an. Damit ist zwar der Spaß beim Rätselraten um den Täter schon vertan, doch bleibt ja noch die Frage nach den Hintermännern.
Wir begleiten den Täter auf dem Weg in das Haus der alten Dame. Vorsichtig schraubt er die Schrauben aus dem Fenster, dringt in das Haus ein und erstickt die Frau im Schlaf. Genau so leise bringt er das Fenster wieder in Ordnung und entfernt sich vom Tatort. Für die Polizei ein natürlicher Todesfall, so wie auch bei vier anderen verwitweten alten Frauen kurz vorher. Nicht jedoch für die Tochter der Ermordeten. Diese wendet sich mit Fragen zur Lebensversicherung ihrer Mutter an den farbigen Anwalt Billy Manchester.
Diesen kennen wir schon als Freund von Max Freeman, Kings Protagonisten, der in einer Hütte mitten in den Everglades lebt, seitdem er den Polizeidienst quittiert hat, nachdem er einen jugendlichen Straftäter erschossen hatte. Billy bittet Max um Hilfe, als er bei den fünf Todesfällen Zusammenhänge entdeckt. Alle fünf Witwen hatten relativ hohe Lebensversicherungen abgeschlossen, diese jedoch bereits zu Lebzeiten an eine Investment-Gesellschaft verkauft, weil sie Geld benötigten. Ein vollkommen legales Geschäft, bei dem die Investoren die Versicherungsbeiträge weiterzahlen müssen, solange die Versicherten leben. Der Gewinn für die Gesellschaft fällt also um so geringer aus, je länger die alten Damen am Leben bleiben. Für Max ein auf der Hand liegendes Mordmotiv.
Max glaubt zwar nicht an die Spekulationen seines Freundes, fühlt sich aber ihm gegenüber verpflichtet und beginnt zusammen mit dem unsympathischen Versicherungsdetektiv MCane zu ermitteln.
King lässt seinen Protagonisten Max als Erzähler fungieren, bringt jedoch immer wieder Zwischenkapitel, in denen ein unsichtbarer Erzähler den Mörder Eddie begleitet.
Leider kann "Schwarze Witwen" nicht das halten, was Kings Debütroman versprach. Dies liegt vor allem an der Wahl des Schauplatzes. Zwar wäre es auf die Dauer auch langweilig, würden sich die Täterjagden in den Everglades von Buch zu Buch wiederholen, doch hat King hier seinen Vorteil eines attraktiven und originellen Schauplatzes vollends verspielt. Dabei bilden Milieuschilderungen die Stärke des Autors, die er ruhig etwas mehr einsetzen könnte. Auch der Großstadtdschungel mit seinen zwielichtigen Gestalten ist gut dargestellt. "Schwarze Witwen" könnte aber genauso gut in einer beliebigen anderen amerikanischen Großstadt spielen und mutiert somit zu einem Allerwelts-US-Standard-Thriller.
Ebenfalls wieder mit von der Partie ist die Polizistin Sherry Richards. Zwischen Max und Sherry begann es im vorherigen Fall bereits zu prickeln. Leider entwickelt sich diese Beziehung jedoch nicht so recht weiter. King flechtet zwar manche Episode aus der Vergangenheit von Max und Billy ein - so erfährt man auch, wie sich ihre Mütter kennenlernten -, verpasst es jedoch, seine Charaktere weiter zu entwickeln. Man erfährt in einem Satz, dass Max´ Anwesenheit in den Sümpfen nicht gern gesehen ist und man ihn von dort vertreiben möchte, damit ist das Thema aber auch schon abgehakt.
In Kings Thriller fehlen einfach die Überraschungen. Kein Tempo, keine unerwarteten Wendungen, keine falschen Fährten. Der Plot ist relativ einfach aufgebaut und leicht durchschaubar. Diesen zweiten Fall hat Jonathon King meiner Meinung nach leicht daneben gesetzt.
Jonathon King, Knaur
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