Backstage
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2004
- 3
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2004, Seiten: 316, Originalsprache
Das Gesamtpaket überzeugt nicht
Melissa März, ehemalige Background-Sängerin aus dem Osten der Republik und nun Partnerin in einer Privatdetektei, wurde als Bodyguard von Rockstar Tom Braun für seinen Berlin-Aufenthalt engagiert. Als sie ihn am Flughafen abholt, teilt ihr Toms Ehefrau Lilli mit, dass ihre Dienste angeblich nicht mehr benötigt werden, denn Fred Panitz ist wieder aufgetaucht, ein alter Freund aus Jugendtagen, der mit Tom damals eine Band gegründet hatte. Panitz ist bei einer Immobilienfirma beschäftigt, auf deren Angebot Braun durch Zufall bei seiner Suche nach einer Bleibe in der Hauptstadt gestoßen ist.
Die geplante Pressekonferenz wurde vom Olympiastadion ins Haus der Kulturen umgeleitet, wo Tom Braun zunächst alle aus seiner Garderobe schickt, Lilli, seinen Manager Reimann, Panitz und auch Melissa. Als sie wieder zurückkommt, findet sie einen toten Körper in der Nachbar-Garderobe, den von Fred. Sie fühlt sich für seinen Tod verantwortlich und stürzt sich mit ihrer Partnerin in der Agentur, Freifrau Paula von Oshinski, in die Ermittlungen. Der Tote scheint nicht nur im Immobiliengewerbe tätig gewesen zu sein, sondern auch mit rezeptpflichtigen Medikamenten gehandelt zu haben.
Gegensätze, die anziehen
Die Figuren Paula und Melissa ziehen mit ihren Gegensätzen an. Paula als Wessi mit großer Wohnung und Boss der Agentur und Melissa als Ossi mit bescheidener Hütte und trotz Partnerstatus eindeutig an zweiter Stelle. Und auch der Schauplatz Berlin sowie das Musikbusiness als Kulisse finden Anklang bei mir, auch wenn oder vielleicht gerade weil alles recht bodenständig bleibt und nichts Glamouröses dabei ist.
Doch dies ist leider nicht genug, um Begeisterung für Marion Schwarzwälders Roman "Backtage" hervorzurufen. Story und Spannung sind mittelmäßig und überzeugen nicht vollends. Zudem ist mir wohl der tiefere Sinn entgangen, warum die Autorin die Amerikanerin Gladys mit ihrem geheimen Auftrag in die Geschichte eingebaut hat.
Sprachlich zu knapp
Eines hat mich jedoch mit fortschreitender Lektüre zunehmend gestört: der Satzbau. Was manch einer als rasante Schreibe ohne überflüssige, schmückende Beiwörter bezeichnet oder als aktuelle Sprache, das ist für mich teilweise abgehackt, es sind zu viele Einschübe, die mit Komma abgetrennt werden, und es fehlen elementare Verben zur Vervollständigung - sein und haben. All das unterbricht den Lesefluss. Ein paar Beispiele:
"... vielleicht mit Ausnahme von Frau Teichert, die in sie drang, wiederzukommen. Tamara hatte sich, wie versprochen, zurückgehalten und die Chauffeuse gespielt, hörte zu, als Paula sie während der Rückfahrt ... informierte. (S.191) +++ "Der Mund trocken,, Magengrummeln, in der Stille ein Fortissimo. ...Im Gipsraum hatte sie gehört, wie jemand von der toten Frau sprach. Melissa, bestätigend, nickte." (S. 205) +++ Tamara, den Kofferraum beladen, wartete im Auto, am Seitenausgang. (S. 211)
Der Ansatz war gut, aber das Gesamtpaket kann bei diesem Krimi leider nicht überzeugen. Pluspunkte wie Ambiente, Schauplätze und Figurenzeichnung sollten mit ein bisschen mehr Spannung gepaart werden und es hätte auch nicht geschadet, einige zusätzliche Wörter zu spendieren.
Marion Schwarzwälder, Rowohlt
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