Brigade der sauberen Hände
- Grafit
- Erschienen: Januar 2004
- 2
- Kopenhagen: Samleren, 2001, Titel: 'Den døde taler', Seiten: 236, Originalsprache
- Dortmund: Grafit, 2004, Seiten: 288, Übersetzt: Roland Hoffmann
Lektion in Korruption Teil II
Ole Bornemanns Krimi "Brigade der sauberen Hände" setzt da ein, wo Es lebe der Präsident aufgehört hat. Eine Serie im eigentlichen Sinne ist es nicht, so teilt uns auch der Autor bereits im Vorwort mit: "... kann unabhängig vom ersten Krimi des Autors gelesen werden, auch wenn die Szenerie dieselbe ist." Der Held ist zwangsläufig ein anderer, denn sein Vorgänger Kommissar Grissard hat kein gutes Ende genommen. Und auch unserem Helden hier geht es gar nicht gut und wir wissen nicht, ob er das Ende des Buches miterleben wird. Denn schon auf der ersten Seite beginnt die Geschichte mit der Überschrift: Noch achtundvierzig Stunden. Der Leser erfährt, dass Kommissar Borg in einer Klinik gefangengehalten wird. Verprügelt und gefoltert, damit er die Information preisgibt, ob der Gangsterboss Gino Coldorani noch am Leben ist. Er dämmert vor sich hin und versucht sich zu erinnern, wie er in diese missliche Lage gekommen ist. Nur wenige wussten, in welche Richtung er ermittelte.
Was Recht ist, muss Recht bleiben
Alles begann an dem Abend, als sich der Kommissar mit gleich drei Morden innerhalb weniger Stunden beschäftigen musste. Ein Diskothekenbesitzer, der Leiter eines Supermarktes und eine Untersuchungsrichterin aus Paris wurden erschossen, Täter: jeweils ein Motorradfahrer. Die Vermutung liegt nahe, dass es einen Zusammenhang gibt.
"[Die Untersuchungsrichterin] Juliette Gabin hat in den letzten Jahren die Korrupten ohne Rücksicht auf deren gesellschaftliche Stellung und deren politische Verbindungen beharrlich gejagt. Mehrere Hauptfiguren der Großfinanz, Minister und andere Politiker, sind durch ihr Büro gegangen, um im nächsten Gefängnis zu landen. Nicht für lange Zeit. Was Recht ist, muss Recht bleiben! Es besteht ja trotz allem ein Unterschied zwischen einem Generaldirektor, der Milliarden manipuliert, und einer arbeitslosen Mutter von drei Kindern, die ein paar Scheiben Schinken im Supermarkt klaut. Zuletzt hatte sich Juliette Gabin für das Imperium des Magnaten Joël Global interessiert. Global ... ist ein enger Freund von Lopac, dem Präsidenten der Republik." (S. 47)
Und wie es der Zufall will, standen auch die anderen beiden Opfer mit Joël Global in Verbindung.
Ein verhältnismäßig ehrlicher Kommissar
Ole Bornemann weicht mit seinem Plot deutlich vom oft verwendeten Krimischema ab, wo sich nach einem Verbrechen alles auf die Suche nach dem Täter konzentriert. Denn erstens ist der Drahtzieher hinter den Kulissen recht bald bekannt (aber eigentlich nicht zu fassen) und zweitens ist der Protagonist keine durch und durch gute Person. Im Gegensatz zu seinen skandinavischen Kollegen, deren Ermittler melancholisch durch die Welt wandern und ihre privaten Probleme ein Gegengewicht zum Polizeialltag bilden, wählt der dänische Autor einen unkonventionellen Weg. Kommissar Grissard war korrupt, aber Kommissar Borg ist wenigstens verhältnismäßig ehrlich. Man sieht es ihm z.B. nach, dass er das Geld, was er am Tatort in die Tasche steckte, einfach vergessen hat. Aber er sieht sich als eine Art Robin Hood: von den Korrupten nehmen, den Ausgenutzten geben! Um dieses ganz und gar nicht uneigennützige Ziel zu erreichen und auch seine eigene Haut zu retten, handelt er nicht immer nach den Buchstaben des Gesetzes. Und doch schlägt man sich nach und nach ganz auf seine Seite und fiebert mit, wie er die Korruption in den höchsten Kreisen bekämpft.
Selbst lesen macht Spaß
Die Schreibe ist manchmal fast zynisch und oft voller Anspielungen und dadurch wird man von Ole Bornemann bei der Stange gehalten. Die lebendigen Schilderungen und der hintergründige Humor, gepaart mit dem einfallsreichen Handlungsaufbau sorgen für großes Lesevergnügen. In punkto Unterhaltungswert steht "Brigade der sauberen Hände" dem ersten Krimi in nichts nach und das Ende gefällt mir persönlich noch etwas besser. Und selbst wenn man zwischendurch nicht ganz sicher ist, was man von dem Buch halten soll, ist man am Ende der Meinung, dass man ein gutes Buch gelesen hat. Auch hier gilt die Devise: Selbst lesen macht Spaß! Wer Es lebe der Präsident gelesen hat, der hat diesen Rat aber sicher schon befolgt...
Ole Bornemann, Grafit
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