Gier

  • Maas
  • Erschienen: Januar 1999
  • 13
  • North Sydney: Allen & Unwin, 1991, Titel: 'Kickback', Seiten: 192, Originalsprache
  • Berlin: Maas, 1999, Seiten: 227, Übersetzt: Gabriele Bärtels
  • München: Bertelsmann, 2005, Bemerkung: Stern-Krimi-Bibliothek; Bd. 7
  • München: Knaur, 2002, Seiten: 251
  • Berlin: Pulp Master, 2008, Seiten: 175
  • Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2007, Seiten: 1, Übersetzt: Peter Tabatt, Bemerkung: MP3
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Lars Schafft
71°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2003

Die Unterwelt Australiens as is. Punkt. Ende. Aus.

Krimi-Leser, denen Moralapostel à la Mankell, Weichspüler wie Brunetti oder gemütliche englische Inspektoren so langsam zum Hals heraushängen, werden an Gier des Australiers Garry Disher ihre Freude haben: Action, gewissenlose Gangster, Polizisten als Randfiguren. Dass damit Disher auch einen Krimi für eine Randgruppe schreibt, ist ihm bewusst, seine Wyatt-Reihe gilt hierzulande (noch) als Geheimtipp. Nicht zu unrecht.

Wyatt, Profi-Gangster wird bei seinem nächsten Job Sugarfoot zur Seite gestellt. Sugarfoot ist hinsichtlich geschickter Einbrüche und Überfälle ein blutiger Amateur, unerfahren, plump, stümperhaft und brutal. Eine gefährliche Kombination. So verwundert es kaum, dass der Einbruch im Haus der Familie Fromes, trotz akkurater Planung Wyatts, gründlich in die Hose geht. Der nicht mehr ganz taufrischen Haushälterin macht Sugarfoot gleich soviel Angst, dass sie an Herzversagen stirbt.

Ein gut geplanter Coup platzt wegen dieses Anfängers, die fette Beute ist dahin und Wyatt dementsprechend angesäuert. Fehler toleriert Wyatt nicht, weswegen er Sugarfoot ordentlich eins drüberzieht. Sugarfoot, Fan altmodischer Western, schwört Rache und bleibt dem intellektuell haushoch überlegenen Wyatt auf der Spur.

Der Einbruch bei den Fromes ist jedoch schnell vergessen, stehen doch 300 000 Dollar in Aussicht, die im Safe des Anwalts Finn in Melbourne nur auf ihn warten. Doch es ist ein Team-Job, der dem Einzelgänger Wyatt einiges abverlangt. Welche Rolle spielt die Angestellte Anna Reid, die Wyatts Kollegen Hobba und Pedersen erst auf die gewaltige Summe aufmerksam gemacht hat? Und hält der nicht gerade für seine starken Nerven sondern eher exzessiven Drogenkonsum bekannte Hobba die Anspannung aus? So akribisch, wie Wyatt plant, so unberechenbar sind seine Partner. Und vor allem Sugarfoot wird zum Risiko, das das ganze Projekt und das Leben der Gangster gefährden...

Es ist nicht die Brutalität, die Gier zu einem harten Krimi macht. Es ist die Kaltblütigkeit, die "professionelle" Gleichgültigkeit, die Gier nach Profit um jeden Preis, die ungewohnt, verpackt in knappen, nüchternen Sätzen, den Leser schockiert. Gefühle sind in dieser Welt wenn überhaupt vorhanden, dann nicht erlaubt und als Schwäche definiert. Der Tod eines Partners? Berufsrisiko. Liebe? Eher störend, da riskant. Was zählt ist was unterm Strich übrig bleibt. Bei Gier ist das für den Leser vor allem eine gewisse Orientierungs- und Ratlosigkeit.

Disher erklärt nicht und will es auch gar nicht. Für Gedankenspiele über Motivationen der Charaktere ist kein Platz, sprachliche Eleganz, bildhafte Sätze wären unpassend. Ebenso fehlt völlig eine Identifikationsfigur oder ein moralischer Faden, an dem sich der Leser entlang hangeln kann.

Das erleichtert den Zugang zu Dishers Wyatt-Krimis nun nicht gerade. Weniger mitfühlen, denn beobachten ist das Credo. Disher versetzt den Leser in die Rolle des Zuschauers. Man muss sich auf darauf einstellen, etwas anderes, fremdartiges zu lesen. Dafür gibt es dann eine packende, actionreiche Handlung ohne Längen und Figuren, die dem Leser - wenn auch nicht positiv - im Gedächtnis bleiben. Disher schildert die Unterwelt Australiens "as is". Punkt. Ende. Aus. Aber Wyatt kommt wieder.

Gier

Garry Disher, Maas

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