Aus dem Spiel
- Grafit
- Erschienen: Januar 2003
- 1
- Helsinki: Otava, 2001, Titel: 'Pelistä pois', Originalsprache
- Dortmund: Grafit, 2003, Seiten: 283, Übersetzt: Regine Pirschel
Game Over
Die zehnjährige Sorella ist in mancherlei Hinsicht ein besonderes Kind. Nicht nur, dass ihre Mutter sie zu dick findet und mit Designer-Klamotten ausstattet. Sorella hat in ihrer Schulklasse keine Freundinnen und Freunde, aber sie ist nicht wirklich einsam. Selbständig trifft eher auf die mitunter altklug wirkende Göre zu. Sie besitzt auch keine Scheu, eines Abends die 40-jährige Ilona Laaksola anzusprechen. Wie es der Zufall will, freunden sich die beiden an und Sorella kommt nun öfters zu Besuch, um den nahen Olympiaturm von ihrem Wohnzimmerfenster zu betrachten.
Ilona ist ein wenig antrieblos und verschlossen, seitdem sie vor einigen Jahren ihre Stellung bei der Bank verloren hat. Ein bisschen Geld hat sie auf der hohen Kante, ansonsten verdient sie sich durch den Telefonvertrieb von Naturprodukten ein paar Mark hinzu. Kürzlich ist der ehemalige Bankdirektor Atte Söderberg in ihrem Haus in der Innenstadt von Helsinki eingezogen, er ist der geschiedene Vater von Sorella. Und er und seine ehemalige Frau hatten damals großen Anteil an der Entlassung Ilonas. Gab es für die Entlassung Ilonas einen anderen Anlass als den damals angeführten allgemeinen Personalabbau? Jedenfalls liegt die Frau mit der schönen Stimme eines Sonntags im benachbarten Blumenladen, wo sie für ihre Freundin aushelfen wollte, tot hinter der Theke.
Um wen geht es hier eigentlich?
Die Protagonistin in Outi Pakkanens Romanen ist die Werbegrafikerin Anna Laine. Auch in diesem Roman tritt sie auf, als ehemalige Nachbarin des Opfers, das sie am Tag vor dem Mord noch besucht hat. Sie schließt auch Freundschaft zu dem altklugen Kind, das vielleicht etwas über den Mörder weiß. Insgesamt bleibt aber ihr Auftritt ein Rätsel, den zur Lösung des Falles trägt sie diesmal keinen Pfifferling bei. Die ermittelnde Kommissarin Tanja Ström bleibt jedoch ebenfalls erstaunlich blass und ihr Kollege ist tatsächlich nicht mehr als ein Schatten seiner selbst. Eigentlich hat Pakkanen nur das Opfer selber mit so etwas wie einem Charakter ausgestattet. In diesem Falle ist das eindeutig zu wenig.
Was eigentlich ganz gut und stimmungsvoll beginnt, gerät ziemlich schnell ins ruckeln. Seitenlange Beschreibungen, wie Anna Laine mit Begeisterung kocht und ihren Hund ausführt bringen nicht gerade Krimistimmung. Als ob die Autorin beim Schalten die Kupplung nicht richtig durchgetreten hätte. Die Einführung und Verbindung der "Protagonistin" zum Opfer ist nicht gelungen und dieser Versuch wird letztlich auch von der Autorin abgebrochen.
Tja, viel gutes ist dem Roman somit unter dem Strich nicht abzugewinnen. Er lässt sich ganz nett lesen, vermittelt eine kuschelige Atmosphäre und schont die Nerven der Leser. Nun gut, ein Thriller mit Nervenkitzel und Überdosis Adrenalin war nicht zu erwarten. Aber auch im Cozy-Genre gibt es besseres.
Outi Pakkanen, Grafit
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