Stunde der Rache
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2004
- 9
- New York: Doubleday, 1999, Titel: 'L.A. Requiem', Seiten: 382, Originalsprache
- München: Goldmann, 2004, Seiten: 400, Übersetzt: Helmut Splinter
- München: Heyne, 2016, Seiten: 592, Übersetzt: Helmut Splinter
Leben und Sterben in L.A.
Wäre es möglich, alle Romanfiguren, die sich in Los Angeles tummeln, zusammenzubringen, könnte man gewiss einen ganzen Saal füllen. Die Stadt der Engel ist einer der beliebtesten Krimi- und Thriller-Schauplätze auf dem amerikanischen Kontinent. Warum das so ist, mag verschiedene Gründe haben. Ein ganz banaler dürfte sein, dass zahlreiche Krimiautoren in Los Angeles leben oder gelebt haben. Das wiederum hat damit zu tun, dass die meisten von ihnen auch für die ortsansässige Film- und Fernsehindustrie tätig sind oder waren.
Robert Crais, Jahrgang 1953, kam Mitte der 1970er Jahre nach Los Angeles und verdingte sich zunächst als Drehbuchautor für diverse Hollywood-Produktionen. So verschaffte er sich die Grundlage für sein freies Schriftstellertum. 1987 erschien mit "Monkey´s Raincoat" der erste Roman seiner Elvis-Cole-und-Joe-Pike-Reihe. Bis 2012 erschienen 14 weitere Romane. Stunde der Rache (Heyne 2016, auch Goldmann 2004) ist die deutsche Übersetzung (Helmut Splinter) von Band 8 "L.A. Requiem" aus dem Jahre 1999. Die Privatdetektive Elvis Cole und Joe Pike jagen einen brutalen Mehrfachmörder.
Karen Garcia wird vermisst. Ihr Vater Frank, ein einflussreicher Geschäftsmann, ist in großer Sorge. Da er weiß, dass die Polizei in Fällen von vermissten Erwachsenen, wenn es keinen Hinweis auf ein Verbrechen gibt, anfänglich nicht besonders engagiert ist, beauftragt er die beiden Privatdetektive Elvis Cole und Joe Pike, seine Tochter zu suchen. Pike ist in dem Fall höchst motiviert, hatte er doch vor Jahren eine Affäre mit der attraktiven Latina. Sie finden schnell heraus, dass Karen auf ihrer morgendlichen Jogging-Runde verschwunden sein muss. Und tatsächlich, nur kurze Zeit später stoßen andere Jogger im Ufergebüsch des Lake Hollywood auf die Leiche der erschossenen Frau.
Damit könnte die Aufgabe der Privatermittler beendet sein, doch Vater Garcia möchte, dass Cole und Pike an der Sache dranbleiben. Er lässt seine weitreichenden Beziehungen spielen und erwirkt, dass die beiden immer über den neusten Stand der polizeilichen Ermittlungen informiert werden, um danach ihre eigenen Nachforschungen ausrichten zu können. Bei der Mordkommission des Los Angeles Police Department ist man wenig begeistert über die privaten Schnüffler. Schon allein deren Anwesenheit in ihren Räumen gilt ihnen als Affront. Doch insbesondere ist es Joe Pike, der die Gemüter erhitzt. Der wortkarge Pike hat sich in seiner Zeit als Streifenpolizist nur wenige Freunde gemacht. Ja, er steht sogar unter Verdacht, einen Kollegen getötet zu haben. In dieser vergifteten Atmosphäre kommen die Ermittlungen nur schleppend voran. Erst durch eine gezielte Indiskretion erfahren Cole und Pike, dass der Mord an Karen Garcia keine Einzeltat war, sondern dass sie das fünfte Opfer eines Mehrfachtäters wurde.
Elvis Cole ist der Ich-Erzähler des Romans, aus dessen Perspektive auch der Hauptteil der Ermittlungen verfolgt werden kann. Die wichtigere Person scheint aber sein Partner Joe Pike zu sein. In Rückblicken werden verschiedene Stationen seines Lebens beleuchtet seine Jugend mit dem gewalttätigen Vater, seine strapaziöse Ausbildung bei den Special Forces, der harte Alltag im Streifendienst des LAPD. Man erfährt viel, aber der Mann bleibt geheimnisvoll. Ein Anreiz. Mehr über ihn erfahren zu wollen.
Robert Crais spielt in derselben Liga wie seine amerikanischen Kollegen Michael Connelly und Jeffery Deaver oder auf Europa bezogen wie Jussi Adler-Olsen oder Joe Nesbø. Der Roman ist spannend zu lesen mit einem Anflug von Humor und eloquenten Dialogen. Ein bisschen Kopfzerbrechen macht die Veröffentlichungspraxis des Heyne-Verlags bezüglich der Chronologie. Da gibt es kein erkennbares Muster, aber Hauptsache ist, sie machen weiter. Vermutlich sind auch die anderen Romane in sich abgeschlossen wie dieser.
Robert Crais, Goldmann
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