Die Kinder des Todes

  • Manhattan
  • Erschienen: Januar 2004
  • 18
  • London: Orion, 2003, Titel: 'A Question of Blood', Originalsprache
  • München: Manhattan, 2004, Seiten: 542, Übersetzt: Claus Varrelmann
  • München: Goldmann, 2006, Seiten: 540, Übersetzt: Claus Varrelmann
  • München: Goldmann, 2009, Seiten: 540
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Sabine Reiß
82°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2004

I´m a poor lonesome cowboy and far away from home

Vor einigen Jahren sah ich in einem der dritten Fernsehprogramme eine Dokumentation über einen schottischen Krimiautoren und seinen Helden: Ian Rankin und seine Figur John Rebus. Damals schien der Schotte noch ein Geheimtipp in Deutschland zu sein und irgendetwas veranlasste mich, mir den Namen zu merken. Zurecht, wie sich nun herausstellte

Das Thema des vorliegenden Krimis ist leider nicht sehr fern von der Realität: Eine Schule als Ort einer grausamen Tat. Da erinnert man sich an Erfurt, Littleton und vielleicht auch Dunblane.

Grausame Realität

Ein Ex-Soldat der Eliteeinheit SAS marschiert in den Aufenthaltsraum einer Privatschule und erschießt dort zwei Schüler, ein Dritter wird verletzt. Danach richtet er die Pistole gegen sich selbst. Detective Inspector John Rebus wird zwar nicht direkt mit den Ermittlungen betraut, doch sein Kollege Bobby Hogan bittet ihn um Hilfe. Rebus war einst selbst Soldat, scheiterte jedoch an der Aufnahmeprüfung für den SAS. Vielleicht kann er aufdecken, warum Lee Herdman ausgerastet ist. Pikanterweise stellt sich heraus, dass eines der Opfer der Sohn eines Cousins von Rebus war. Die Untersuchungen werden nicht nur von den beiden Militärermittlern erschwert, die kräftig mitmischen wollen, sondern auch vom Vater des überlebenden Jungen, der als Parlamentsmitglied die Tat kräftig für seine Kampagne gegen Schusswaffen ausschlachtet.

Problematisch ist, dass gerade interne Ermittlungen gegen den Polizisten mit den unkonventionellen Methoden laufen. Marty Fairstone, ein Krimineller, der seiner Kollegin Siobhan nachstellte, ist unter mysteriösen Umständen in seiner Wohnung ums Leben gekommen. Ursache war eine ausgebrannte Friteuse. Wie es der Zufall will, war Rebus kurze Zeit davor in der Wohnung des Opfers und er musste just an diesem Tag ins Krankenhaus, um seine verbrühten Hände behandeln zu lassen. Es ist eigentlich klar, dass ihm niemand glaubt, dass er nichts mit dem Tod von Fairstone zu tun hat, nicht mal seine engste Kollegin. Man traut es ihm zu.

Rebus = Rätsel

Der Mann, dessen Name "Bilderräsel" bedeutet, gibt hier einige Rätsel auf. Er scheint eine Art einsamer Wolf zu sein und die Beschreibung des Attentäters ist vielleicht das Spiegelbild von Rebus. So lässt es Rankin eine Psychologin formulieren: Soldaten werden für den Extremfall ausgebildet und können nach ihrer Entlassung aus der Armee nicht entschärft werden. Auch Rankins Hauptfigur hat ein großes Päckchen zu tragen, hat ohne Frage eine Menge Ecken und Kanten, trinkt eindeutig zu viel und jede Minute meint man, der Absturz könnte kommen. Tut er aber nicht - vielleicht noch nicht? Mit seinem Gerechtigkeitssinn und seinem Nonkonformismus muss man den lonesome Cowboy einfach mögen. Und mit Siobhan Clarke steht ihm wenigstens jemand zur Seite, damit er nicht ganz so einsam ist, verliert er im vorliegenden Fall doch tragischerweise einen (aber wohl nicht sehr engen) Freund. Dass er überhaupt Freunde hat, finde ich schon erstaunlich...

Ian Rankin reißt mit, aber nicht, indem er atemlose Spannung verbreitet. Mit seiner Handlungsführung lässt er den Leser jedoch nicht mehr los, bis die Lösung gefunden ist. Eigentlich sind es ja sogar zwei Rätsel, die hier für die Spannung verantwortlich sind, obwohl Lee Herdman als Täter doch von Anfang an fest zu stehen scheint. Es ist interessant, dass Rebus nicht nur als Ermittler tätig ist, sondern dass gleichzeitig auch Ermittlungen gegen ihn laufen.

Zahlreiche Gründe also, weitere Bücher des schottischen Autors zu lesen und mehr über seinen Protagonisten zu erfahren. Sein Schottland ist nicht das der Highlander mit der gewaltigen Natur, sondern mit Edinburgh steht eine Stadt im Mittelpunkt, die eben nicht nur auf eine faszinierende Geschichte zurückblicken kann, sondern auch Heimat von Tragödien und Verbrechen ist.

Die Kinder des Todes

Ian Rankin, Manhattan

Die Kinder des Todes

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