Die Dämonen ruhen nicht

  • Hoffmann & Campe
  • Erschienen: Januar 2013
  • 88
  • New York: Putnam, 2003, Titel: 'Blow Fly', Originalsprache
  • Hamburg: Hoffmann & Campe, 2004, Titel: 'Die Dämonen ruhen nicht', Seiten: 463, Übersetzt: Karin Dufner
  • München: Goldmann, 2006, Titel: 'Die Dämonen ruhen nicht', Seiten: 464
  • Hamburg: Hoffmann & Campe, 2013, Seiten: 6, Übersetzt: Franziska Pigulla
Die Dämonen ruhen nicht
Die Dämonen ruhen nicht
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Sabine Reiß
38°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2004

Sinnlose Aneinanderreihung von Details

Und wieder reitet Patricia Cornwell auf der Serienwelle, und zwar auf einer ganz Speziellen. Eine einfache Fortsetzungsgeschichte, bei der eine Heldin, nehmen wir an sie wäre eine Gerichtsmedizinerin namens Kay Scarpetta, immer wieder neue Fälle löst, sich mit Serienmördern herumschlägt, sich in Gefahr begibt und ein wenig von ihrem Privatleben preisgibt, das scheint ihr nicht genug zu sein. Nein, irgendwann im 10. Band (Blinder Passagier) taucht eine Gestalt auf, die uns nun schon zum dritten heimsucht: Der Werwolf Jean-Baptiste Chandonne, Spross einer reichen französischen Familie und mehrmaliger Mörder. Seinen Namen trägt er aufgrund seiner kompletten Körperbehaarung und wegen seines entstellten Gesichts, was ihn eher als Tier denn als Mensch aussehen lässt. Jean-Baptiste ist auch hinter unserer Heldin her, versucht sie zu töten und tötet dann auch noch die Polizeichefin Diane Bray, worauf Kay verdächtigt wird, diesen Mord begangen zu haben. Das Leben ist einfach ungerecht. Kay Scarpetta kann sich von der Anklage befreien, doch eine berufliche Rehabilitation gelingt ihr nicht oder ist nicht von ihr gewollt. Seitdem hält sie sich mit Beratertätigkeiten und Vorlesungen über Wasser.

Turnaround nicht genutzt

Das ist alles Vorgeschichte. Und was passiert im vorliegenden Buch? Jean-Baptiste ist im Gefängnis, isst dort Papier und wird von seinen Mitgefangenen verspottet. Sein Zwillingsbruder Jay Talley, ein Beau, der sich unter diesem Namen beim FBI einschlich und in Paris einen kleine Affäre mit Kay hatte, mordet nun munter. Seine blonden Opfer lässt er sich von seiner Weggefährtin Bev bringen. Und Kay soll nach Baton Rouge, in die Heimat der Chandonnes, um dem dort ansässigen Gerichtsmediziner bei der Aufklärung eines altes Mordes zu helfen. Eine Falle?

Das klingt sinnlos? Ist es auch. Was Patricia Cornwell hier fabriziert hat, ist eine Aneinanderreihung von nichtssagenden Details um ihre Figuren aus früheren Büchern. Hier kann man sich nur fragen, warum die Autorin den Turnaround, der sich meines Erachtens im vorherigen Band angedeutet hatte, nicht genutzt hat, um Abstand von dieser unsäglichen Gestalt Jean-Baptiste zu gewinnen. Ihn noch durch ein weiteres Buch zu schleppen, das war überflüssig und die Geschichte gab auch nicht mehr her. Kay Scarpetta hätte befreit von den Altlasten einen ganz neuen Lebensabschnitt beginnen können. Stattdessen schlägt Frau Cornwell einen noch weiteren Bogen in die Vergangenheit und lässt ihren Plot aus "Brandherd" in einem ganz anderen Licht erscheinen. Allerdings drängt sich mir der Verdacht auf, dass dies vorher nicht geplant war, denn ansonsten würde der Handlungsbogen einen abgerundeteren Eindruck hinterlassen.

Dallas lässt grüßen

Dieses besagte Detail ist wahrscheinlich schon durch zahlreiche Rezensionen und Foreneinträge bekannt: notneB raw rag thcin tot (bitte nur bei Interesse rückwärts lesen). Wer in den 80er Jahren Dallas gesehen hat, wird sich an Szene erinnern, in der Bobby Ewing wieder unter der Dusche stand, nachdem er vor 80 Folgen das Zeitliche segnete. Und genau so wie der Zuschauer damals fühlt sich der geneigte Leser dieses Buches. Die Begründung ist mehr als schwach. Man liest eigentlich nur weiter, weil man nach dem Sinn in der Handlung sucht und bekommt stattdessen nur mühsame Erklärungsversuche geliefert, die einen absolut faden Beigeschmack haben.

Wenn sich nun der Leser der Rezension fragt, warum ich mit dieser schonungslosen Kritik dennoch so vage geblieben bin: mehr Substanz ist nicht vorhanden und man darf nicht zuviel verraten. Vielleicht gibt es doch noch jemanden, der dieses Buch lesen möchte...

Die Dämonen ruhen nicht

Patricia Cornwell, Hoffmann & Campe

Die Dämonen ruhen nicht

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