Die Containerfrau
- Scherz
- Erschienen: Januar 2002
- 1
- Oslo: Aschehoug, 1999, Titel: 'Containerkvinnen', Seiten: 283, Originalsprache
- Bern; München; Wien: Scherz, 2002, Seiten: 254, Übersetzt: Gabriele Haefs
- Frankfurt am Main: Fischer, 2015, Seiten: 254
Die Präsenz einer weiblichen Fahnderpersönlichkeit unter ihren weitgehend männlichen Kollegen ist ein Pluspunkt
Kommissarin Anne-kin Halvorsen ermittelt im Pennermilieu von Trondheim. Aber es ist nicht die erstochene Leiche im Hafen, die in diesem Buch die kriminalistische Hauptrolle spielt, denn als ein Polizeihund vor einem Müllcontainer zu winseln beginnt, finden sich unter Schutt und Dreck drei Frauen. Eine ist tot, eine überlebt die Bergung nicht, aber die dritte Frau ist zäh und kommt ins Krankenhaus, wo man sie wieder aufpäppeln will.
Ihr Name ist Irina und der "Spatz", wie sie von Frau Halvorsen genannt wird, entflieht noch während der Aufklärungskampagne der norwegischen Polizei aus dem Krankenhaus. Die Kriminalistin steht vor einem Rätsel. Was ist passiert. Wer sind die drei jungen Frauen, von denen nur eine überlebt hat, wo kommen sie her, und warum wurden sie derart gewaltsam "entsorgt"?
Im Hafen herrscht Stille. Keiner hat etwas gesehen oder gehört. Weder wird im Falle des ermordeten Penners ein Hinweis publik, noch bei den Untersuchungen über den Mädchenhandel, der seinen Ursprung offensichtlich im ehemaligen Ostblock hat. Irina ist und bleibt verschwunden. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durch, immer verängstigt, immer auf der Flucht, die sie unter Anderem in die Arme eines Rockers und später in die eines Großstadtindianers führt. Aber nachdem sie vor dem Einen geflüchtet ist und den anderen mit einem Gewehrschuss in die ewigen Jagdgründe befördert hat, ist sie vor lauter Angst doch bereit, sich zu stellen und ihre Aussage zu machen.
Anne-kin Halvorsen reagiert. Aber jemand ist ihr immer einen Schritt voraus und die Kommissarin beginnt an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Wird Irina weiter leben und Frau Halvorsen den oder die Mörder dingfest machen und damit einen Wettlauf gegen den Tod gewinnen?
Diese Frage beantwortet Kim Smage auf 254 spannenden Krimiseiten in "Die Containerfrau". Auch wenn in vielen Sequenzen die Protagonistin, genauso wie in ihrer Erzählung über Mentaldoping (Ein kerngesunder Tod 2000), weitgehend von Selbstzweifeln über die Sinnhaftigkeit des Polizeiwesens und die Auswirkung auf die norwegischen Bevölkerung geprägt ist, weist dieser Roman doch wesentlich stärkere kriminalistische Aspekte und Handlungsabläufe auf als es im Romanvorgänger der Fall war. Dazu kommt, dass die menschenunwürdigen Romansequenzen durchaus aus dem Leben gegriffen sein könnten und deshalb ein beklemmendes Gefühl der Wirklichkeit entsteht, das nur durch gelegentlich langatmige Lesepassagen unterbrochen wird, vor allem dann, wenn Frau Smage zu eindringlich auf den Seelenzustand ihrer Kommissarin eingeht.
Insgesamt gesehen ist dieser Krimi guter Durchschnitt in der momentan überschwappenden Flut von Skandinavienthrillern, und die Präsenz einer weiblichen Fahnderpersönlichkeit unter ihren weitgehend männlichen Kollegen ist darüber hinaus ein zusätzlicher Pluspunkt, die Polizeiarbeit aus anderer Sicht zu sehen. Vier Sterne von Fünfen kann man dem Roman jederzeit zusprechen und ihn als Entspannungslektüre weiter empfehlen.
Kim Småge, Scherz
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