Blaue Stunde

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2003
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  • New York: Hyperion, 1999, Titel: 'The Blue Hour', Seiten: 359, Originalsprache
  • München: Ullstein, 2003, Seiten: 447, Übersetzt: Tatjana Kruse
  • Berlin: Ullstein, 2004, Seiten: 447
Blaue Stunde
Blaue Stunde
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Peter Kümmel
74°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2003

Ein Serienkiller und ein ungleiches Ermittlerpaar, das zu Anfang der Handlung nicht miteinander klarkommt und sich im Laufe des Geschehens immer näher kommt - alles schon des öfteren dagewesen.

Merci Rayborn ist eine ambitionierte junge Polizistin, wenig zimperlich in der Wahl ihrer Mittel und selten zugänglich für einen gutgemeinten Ratschlag. Sie leitet die Ermittlungen im Fall des "Handtaschendiebs". Eine harmlose Bezeichnung für einen brutalen Psychopathen, der vermutlich zwei Frauen auf dem Gewissen hat. Zwei Frauen werden vermisst. Gefunden hat man nur ihre Handtaschen. Und daneben einen blutgetränkten Erdboden vorgefunden. Doch von den Leichen fehlt jede Spur.

Als untergeordneter Partner für Merci wird der ältere Polizist Tim Hess reaktiviert. Er leidet an Lungenkrebs und muß sich gerade einer Chemo- und Strahlentherapie unterziehen, als ihn sein ehemaliger Vorgesetzter bittet, die junge Polizistin zu unterstützen und gleichzeitig zu überwachen. Hess kommt die Aufgabe sehr gelegen, denn einerseits braucht er das Geld und zum anderen hat er Beschäftigung und ist von seiner Krankheit ein wenig abgelenkt. Doch hat er nicht mit den Schwierigkeiten gerechnet, die er mit seiner jüngeren Vorgesetzten bekommt.

Parker erzählt das Geschehen wechselweise aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Leser bekommt relativ schnell einen Mörder geliefert: Big Bill Wayne, dessen Vorbereitungen zum dritten Mord der Leser mitverfolgen darf. Doch welche Rolle spielt Matamoros Colesceau? Der Rumäne steht kurz vor Ende seiner Bewährungsstrafe. Er hatte mehrere alte Frauen vergewaltigt und ist nach seiner Gefängnisstrafe chemisch kastriert worden. Als dies in seinem Wohngebiet bekannt wird, wird er von den Nachbarn belagert und seine Wohnung gekündigt. Colesceau wird im Zuge der Ermittlungen von der Polizei überprüft und es ist sicher, dass er mit den Morden nichts zu tun haben kann. Doch warum spielt er im Roman eine so große Rolle und warum versteift sich Hess so darin, dass Colesceau etwas mit den Morden zu tun hat? Erst ganz zum Schluß werden dem Leser die überraschenden Zusammenhänge präsentiert.

Das Schema ist bekannt, die Umsetzung jedoch ungewöhnlich. Man bekommt eine abwechslungreiche Mischung serviert. Mal ist man mitten in der Ermittlungsarbeit, dann steht das Seelenleben des kranken Polizisten im Mittelpunkt. Mal wird der Leser mit Mercis Problemen konfrontiert und dann ist man wieder in die Beziehung der beiden Hauptdarsteller involviert. Der Autor stellt in seiner Story zwei sehr vielschichtige Charaktere vor, die dem Leser detailliert nahegebracht werden und er beschäftigt sich ausgiebig mit dem Seelenleben seiner beiden Protagonisten. Auch der Gemütszustand des mysteriösen Colesceau spielt eine große Rolle, ohne daß man aus diesem Teil der Geschichte so recht schlau werden kann. Leider bildet diese Vielschichtigkeit des Romans aber auch einen großen Spannungshemmer. Durch die gefühlsbetonte Schreibweise wird aus der "Blauen Stunde" eher ein nachdenkliches Buch als der große Reisser.

Blaue Stunde

T. Jefferson Parker, Ullstein

Blaue Stunde

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