Paradies
- Piratförlaget
- Erschienen: Januar 2000
- 18
- Stockholm: Piratförlaget, 2000, Titel: 'Paradiset', Seiten: 426
- Hamburg: Hoffmann & Campe, 2002, Seiten: 5, Übersetzt: Judy Winter, Bemerkung: gekürzt
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2003, Seiten: 506
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2004, Seiten: 506
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2005, Seiten: 506
Reicht nicht an die Qualität von »Olympisches Feuer« heran
Das Leben hat sich einigermaßen eingependelt bei der Journalistin Annika Bengtzon. Nun arbeitet sie seit zwei Jahren in der Nachtschicht der Nachrichtenredaktion des Abendblatts, fasst Beiträge zusammen, schreibt kleine Hintergrundinformationen und beantwortet das Telefon. Aber sie will eigentlich als Reporterin eingesetzt werden. Während ihre Kollegen an einem Doppelmord im Freihafen arbeiten, bei dem es zudem noch um eine verschwundene Ladung illegaler Zigaretten im Wert von 50 Millionen Kronen geht, beantwortet sie einen Telefonanruf einer Frau, die angibt, eine Organisation aufzubauen, bei der verfolgte Menschen quasi gelöscht werden. Wenn man nach den Menschen sucht, dann stößt man nur auf diese Stiftung mit dem Namen Paradies. Für diese Leistung erhält bzw. verlangt die Stiftung 3500 Kronen pro Tag, an dem sie einen bedrohten Menschen betreut. Annika fragt sich, warum diese Frau mit so etwas an die Öffentlichkeit gehen will, aber sie will weiter recherchieren.
Etwa zur gleichen Zeit nimmt sie einen Telefonanruf von einer verzweifelten Frau entgegen, die angibt, verfolgt zu werden. Da sie erwähnt, zur möglichen Tatzeit des Doppelmordes am Hafen gewesen zu sein, trifft sich Annika mit ihr in einem Hotel. Dort taucht ihr Verfolger auf, dem Annika ein Schnippchen schlägt, indem sie vorgibt, die Bewohnerin des Zimmers zu sein. Aida, die junge Frau serbischer Herkunft, benötigt unbedingt ärztliche Hilfe und Annika gibt ihr die Telefonnummer von Rebecka und ihrem Paradies. Später holt sie weitere Informationen über die Stiftung ein, da sie bei einer Überschlagsrechnung zu dem Ergebnis kommt, dass bei diesem Betreuungsentgelt von den Sozialämtern ein beträchtlicher Überschuss erwirtschaftet werden müsste, Rebecka jedoch behauptet, dass sie völlig gemeinnützig arbeiten würde. Sie stößt auf ungeheuerliche Informationen, nicht nur in punkto Paradies, sondern auch in Sachen jugoslawischer Mafia...
Der in Deutschland an dritter Stelle erschienene Roman "Paradies" ist chronologisch nach Studio 6 einzuordnen, jedoch vor Olympisches Feuer, in dem Annika Bengtzon bereits eine gestandene Journalistin und Mutter ist. Hier liest man nun in der Nebenhandlung, wie Annika ihren zukünftigen Mann kennenlernt und sich langsam von ihrer nicht gerade schönen Vergangenheit löst. Allerdings ist auch hier wie in vielen schwedischen Romanen zu spüren, dass die Protagonisten unter einer gedrückten Stimmung leiden. Annika Bengtzon musste ja schon einiges erleiden, das scheint sie nun gerade zu verarbeiten, aber Liza Marklund hält einen erneuten Schicksalsschlag für sie bereit: die Krankheit und den Tod ihrer über alles geliebten Großmutter. Auch spielt der Konflikt mit ihrer Mutter erneut eine Rolle. Als eifriger Leser von schwedischen Krimis muss man ja fast meinen, dass nur unglückliche und depressive Menschen in diesem Land leben. Selbst die Tatsache, dass Annika sich verliebt, ist kein glücklicher Moment.
Insgesamt gesehen verknüpft die Autorin einige lose Enden, die sich zwischen den beiden Vorgängerromanen aufgetan haben, die Karriere von Annika ist plausibel dargestellt und mit viel Sachverstand erzählt. Man merkt, dass sich Liza Marklund im journalistischen Milieu gut auskennt. Was ich in "Studio 6" beanstandete, dass die Handlungen von Annika nicht so recht zu ihrem beruflichen Stand als Anfängerin passten, ist im vorliegenden Roman nicht mehr zu spüren, insofern ein deutliches Plus, wobei ich die Rückblende in die Vergangenheit insgesamt nicht als sehr gelungen bezeichnen würde.
"Paradies" ist lebendig geschildert, recht gut lesbar und auch ziemlich spannend, wenn ich auch bemängeln möchte, dass die Autorin hier (wie im Vorgängerroman auch) recht viele Handlungsstränge miteinander verknüpfen möchte. Im Endeffekt erhält man kurzweilige Unterhaltung, wenn auch neben der depressiven Stimmung die wenig geglückten erotischen Szenen ein wenig stören. Meines Erachtens kann Liza Marklund die Qualität, die sie mit ihrem Erstling "Olympisches Feuer" an den Tag legte, in den beiden Nachfolgeromanen nicht ganz halten.
Mein Tipp: Wer Olympisches Feuer noch nicht gelesen hat, sollte die zeitliche Reihenfolge beim Lesen vielleicht einhalten und mit "Studio 6" beginnen, dann spürt man die Steigerung und die Handlung ist schlüssiger.
Liza Marklund, Piratförlaget
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