Die Macht der Bilder

  • Haffmans
  • Erschienen: Januar 2001
  • 18
  • Zürich: Haffmans, 2001, Seiten: 506, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2003, Seiten: 505, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2004, Seiten: 505, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2005, Seiten: 505, Originalsprache
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Sabine Reiß
47°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2003

Eine deutsche Kay Scarpetta sucht man vergebens

Was Quincy für das Fernsehen ist, das sind Kay Scarpetta und Tempe Brennan für die Literatur, denn in dieser Sparte sind sie die beiden bekanntesten Vertreterinnen der Gerichtsmedizin bzw. Forensik. Dass Gerichtsmediziner in Amerika in großem Maße an Ermittlungen teilnehmen ist zwar wohl nicht an der Tagesordnung, aber immerhin rechtlich möglich. Nicht so in Deutschland - und dennoch mischt sich die Protagonistin von Renate Kampmanns Erstling als Oberärztin am Rechtsmedizinischen Institut der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf kräftig ein. Eine Oberärztin gibt es tatsächlich an diesem Institut und diese war Vorbild für die Figur der Dr. Leonie Simon, in ihrer Funktion, nicht mit ihrem Lebenslauf.

Die Frauenleichen, die nach und nach gefunden werden, sind seltsam hergerichtet, fast schon wie Kunstwerke drapiert. Leonie möchte und muss sich beweisen, denn sie hat ihren Job gerade erst angetreten. Als die Schwester des bekannten Thrillerautors Georg Bachmann an sie herantritt und sie bittet, sich mit ihrem Bruder zu treffen, kann sie nicht nein sagen. Es ist beklemmend, denn Georg Bachmann hat Visionen, in denen er die Morde voraussieht, was ihn natürlich zur Nummer Eins unter den Tatverdächtigen kürt. Leonie gerät in eine Zwickmühle, denn sie beginnt eine Affäre mit Georg und als eine DNA-Probe von ihm aus dem Institut verschwindet, leidet ihr Ruf beträchtlich. Dazu kommen noch die Querelen mit den ermittelnden Beamten, allen voran einem Schönling namens Kaminsky, und ihre privaten Probleme, denn auch in ihrer Vergangenheit spielt ein Mord eine nicht unbedeutende Rolle...

Das Thema Rechtsmedizin ist faszinierend, denn nicht umsonst stürmen die Bücher von Patricia Cornwell die Bestseller-Listen. Die Versprechung, die beim Lesen des Klappentextes hier allerdings gemacht wird und animiert, zu diesem Buch zu greifen, wird nicht gehalten, eine deutsche Kay Scarpetta sucht man hier vergeblich. Die Story ist einfach zu früh durchschaubar, auch wenn die erste Idee der Autorin gar nicht so schlecht ist.

Wenn ein versierter Krimileser den oder die Täter leicht ausmachen kann, ist allerdings noch nicht alles verloren, aber wenn weitere Mankos hinzukommen, dann leidet der Lesespaß: Man kann sich nur fragen, warum gerade der hölzerne Stil bei einem deutschen Roman bemängelt werden muss. Vielleicht merkt man gerade hier, dass es sich um den Erstling von Renate Kampmann handelt, eine Tatsache, die bei übersetzten Romanen nicht so schwer ins Gewicht fällt, wenn der Übersetzer seinen Job versteht. Dieser schreibt zwar das Buch nicht, ist aber meines Erachtens auch für einen flüssigen Stil verantwortlich.

Renate Kampmann hat sicherlich gut recherchiert, aber mit der Verwendung von Fremdwörtern übertreibt sie zudem ein wenig. So ist z.B. Leonies Vater "moribund" (S. 310), die tote Frau war schon "präfinal" (S. 324) und ähnliches. Auch die Beschreibungen von Personen missfallen mir:

 

"Dittberner, der jüngste der Truppe, war ein alerter, beflissener Softie-Typ, hinter dessen schwiegermutterkompatiblen Plüschlächeln Leonie beinharten Ehrgeiz und Intrigantenqualitäten vermutete." (S. 11)

 

Alles in allem ist "Die Macht der Bilder" kaum empfehlenswert und das Ende, bei dem auch noch mystische Elemente herhalten müssen, trägt neben den schon genannten Argumenten noch dazu bei. Die Zeit kann man besser nutzen.

Die Macht der Bilder

Renate Kampmann, Haffmans

Die Macht der Bilder

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