Das erste der sieben Siegel
- Scherz
- Erschienen: Januar 1999
- 16
- New York: Fawcett Columbine, 1998, Titel: 'The First Horseman', Seiten: 325, Originalsprache
- Bern; München; Wien: Scherz, 1999, Seiten: 349, Übersetzt: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2001, Seiten: 426
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2002, Seiten: 426
- Augsburg: Weltbild, 2004, Seiten: 349
Von Nordkorea zum großen Showdown in New York
Eine der großen Ängste unserer heutigen Zivilisation schürt John F. Case in "Das erste der sieben Siegel", nämlich die Bedrohung der Menschheit durch biologische Kampfstoffe. Leider können wir nicht beurteilen, für wie realistisch seine erdachte Handlung zu halten ist. Oder sollte man besser sagen, zum Glück können wir es nicht? Zumindest erscheint das Szenario gerade aufgrund der politischen Ereignisse in letzter Zeit gar nicht mal so abwegig und so wirkt das Buch - auch wenn man es als reinen Unterhaltungsroman liest - doch sehr beklemmend.
Von Nordkorea über Russland nach Spitzbergen und quer durch die Vereinigten Staaten führt der Autor den Leser, um schließlich in New York zum großen Showdown auszuholen. Dadurch, dass Case zunächst verschiedene Handlungsstränge beginnt, die sich erst langsam zu einer Einheit fügen und auch den Protagonisten erst spät zu erkennen gibt, braucht der Leser einige Zeit, um sich einzulesen.
Im Prolog wird ein amerikanisches Ehepaar brutal ermordet. Dann wird Nordkorea zum Schauplatz. Ein Kriegsveteran beobachtet, wie das Militär sein Dorf abriegelt, nachdem dort eine Epidemie ausgebrochen ist. Als er mit Entsetzten sieht, wie das Dorf durch eine Bombardierung mitsamt seinen Bewohnern ausgelöscht wird, flieht er über die Grenze nach Südkorea. Die amerikanischen Behörden bekommen daraufhin Wind von der Sache. Aufgrund der Aussagen des Augenzeugen muß es sich bei der Krankheit der Dorfbewohner um die 1918 aufgetretene spanische Grippe gehandelt haben, die seinerzeit innerhalb eines Jahres zwanzig bis dreißig Millionen Menschen dahingerafft hat. Die Amerikaner fürchten nun, dass die Nordkoreaner durch Genmanipulation ein Virus erschaffen haben, um es gegen die Vereinigten Staaten als Waffe einzusetzen. Da man zur damaligen Zeit noch keine Viren sichtbar machen konnte, existiert auch in den Labors kein Virus der spanischen Grippe und man hat demzufolge keine Möglichkeit, einen Impfstoff zu entwickeln.
Doch dann erfährt die CIA vom Antrag eines Biologen auf Finanzierung eines Forschungsprojektes, das kürzlich abgelehnt wurde. Dabei handelt es sich um ein von Dr. Kicklighter und seiner Mitarbeiterin Anne Adair geplantes Unternehmen, die auf Spitzbergen die Leichen von Bergarbeitern bergen wollen, die an der spanischen Grippe starben und seit 1918 im ewigen Eis begraben liegen, wodurch das Virus erhalten geblieben sein muß. So dürfen sich die Wissenschaftler nun also doch zusammen mit Vertretern von CIA und FBI auf den Weg in den Norden machen, um die Leichen unter größten Sicherheitsmaßnahmen in die Vereinigten Staaten zu bringen.
Der Journalist Frank Daly, der an einem Artikel über Grippeviren arbeitet und die Expedition begleiten soll, trifft aufgrund widriger Wetterverhältnisse nicht rechtzeitig zum Ablegen des Eisbrechers ein. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als in Hammerfest auf die Rückkehr des Schiffes zu warten und sich dort über die Ereignisse informieren zu lassen. Doch die Crew wird nach ihrem Eintreffen sofort weggebracht, und keiner will mit Daly reden. Als er einen FBI-Agenten erkennt, der die Gruppe begleitet, ist ihm klar, dass sich auf Spitzbergen Unerwartetes ereignet haben muß. So beginnt er auf eigene Faust mit Nachforschungen, die ihn in Lebensgefahr bringen.
Mit einer ausgewogenen Mischung von Erzählung und Dialogen in einfacher Sprache ist der Roman sehr flüssig zu lesen. Die wenigen Längen bleiben auf den Anfang der Handlung beschränkt. Die Charaktere werden detailliert dargestellt, liegen jedoch - wie bei ähnlichen Thrillern üblich - weitgehend im Schwarz-Weiß-Raster fest. Natürlich ist das Buch nicht ganz frei von Klischees und selbstverständlich darf auch die obligatorische Liebesgeschichte nicht fehlen. Die Richtigkeit der medizinischen und technischen Ausführungen kann ich zwar nicht nachvollziehen, jedoch sind sie detailliert und interessant und klingen glaubhaft.
Die Spannung steigt, nachdem die Handlungsfäden nach und nach alle verknüpft sind. Dabei hat der Leser, auch wenn sich ihm nicht gleich alles offenbart, gegenüber dem Protagonisten immer einen kleinen Wissensvorsprung. Der Schluß ist ordentlich, wenn er einen auch nicht gerade vom Hocker reisst. Schwierigkeiten, das Buch mal beiseite zu legen, hatte ich zu keinem Zeitpunkt.
"Das erste der sieben Siegel" ist kein absoluter Knaller, doch allemal gute Unterhaltung. Sicher, man hat schon bessere Bücher mit ähnlicher Thematik gelesen, doch bietet John F. Case solide Kost, einen noch nicht so ausgelutschten Plot, der in sich schlüssig und ohne gravierende logische Fehler ist. Liebhaber von Apokalypsen werden sicher auf ihre Kosten kommen.
John F. Case, Scherz
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