SPQR - ein Krimi aus dem alten Rom
- Goldmann
- Erschienen: Januar 1992
- 28
- New York: Avon, 1990, Titel: 'SPQR', Seiten: 229, Originalsprache
- München: Goldmann, 1992, Seiten: 280, Übersetzt: Kristian Lutze
- München: Goldmann, 1996, Seiten: 280
- München: Goldmann, 2001, Seiten: 280
Es lebe die politische Intrige!
Der Tag fängt nicht gut an für Decius Caecilius Metellus, der seit einiger Zeit Mitglied der Kommission der Sechsundzwanzig ist und vom Hauptmann der örtlichen Vigilien (nächtlicher Wachdienst) über den Mord an Markus Ager, besser bekannt als Dolchkämpfer Sinistrus, informiert wird. Da Sinistrus ein Freigelassener ist und auf der Liste der staatlichen Getreideversorgung steht, muss Metellus den Fall untersuchen und zunächst herausfinden, wer sein früherer Besitzer war, da dieser womöglich Ansprüche auf seinen Leichnam geltend macht.
Doch damit nicht genug. Metellus wird im Laufe des Tages zu einer Sondersitzung der Kommission der Drei einberufen und soll für den Senat den Mord an dem Griechen Paramedes untersuchen, besser gesagt vertuschen, denn Paramedes werden enge Kontakte zum König von Pontos, Mithridates, nachgesagt, wodurch sich außenpolitische Komplikationen einstellen könnten. Paramedes Geschäftspartner ist der einflussreiche Sergius Paulus, einer der reichsten Männer Roms. Als Metellus ihn über Paramedes befragt wird er von diesem nicht nur hervorragend beköstigt, sondern erhält auch zum Abschluss ihres Gespräches einen wertvollen Silberkrug. Soll Metellus bestochen werden?
Ein scharfsinniger Arzt "diagnostiziert" die Tatwaffe
Bei der Untersuchung der Leiche des Paramedes kommt Metellus eine seiner Wunden seltsam vor und so zieht er entgegen den üblichen Gepflogenheiten den Arzt Asklepiodes hinzu. Dieser erkennt anhand des Wundverlaufes nicht nur die Tatwaffe, sondern sieht auch, dass es sich bei dem Täter um einen Linkshändler handeln muss. Bemerkenswert, bedeutet doch der Name Sinistrus nichts anderes als linkshändig. Gibt es zwischen den beiden Morden eine Verbindung?
In der folgenden Nacht wird Metellus in seiner eigenen Wohnung überfallen und niedergeschlagen. Gestohlen wird jedoch nur ein kleines Amulett aus dem Nachlass von Paramedes und während Metellus in der darauf folgenden Nacht ein kleines Schäferstündchen hält wird Sergius Paulus in seinem Schlafgemach auf die gleiche Art erwürgt wie tags zuvor Sinistrus.
Auch außenpolitisch gibt es Neuigkeiten: Feldherr Lucullus gelingt ein wichtiger Sieg gegen Mithridates, dem nur die Flucht zum Könighaus von Armenien bleibt. Lucullus plant daraufhin gegen Armenien vorzustoßen, doch Lucullus ist nicht nur bei seinen eigenen Soldaten angesichts seines strengen Regiments unbeliebt, sondern hat auch im fernen Rom einflussreiche Feinde. So pflegt sein Schwager Publius Claudius, der sich im nächsten März Lucullus' Armee anschließen will, enge Kontakte zu dessen Gegnern. Lucullus denkt jedoch nicht daran, bis März zu warten. Er will schon im Januar angreifen...
Patrizier, Plebejer, und Praetoren
Das Debüt von Roberts mit seinem über alles pflichtbewussten Helden Metellus ist nichts für Gelegenheits- oder Urlaubsleser. Abgesehen von den zahlreichen lateinischen Begriffen setzt insbesondere die historische Rahmenhandlung einiges an Vorkenntnissen, zumindest aber höchste Konzentration des Lesers voraus. Patrizier, Plebejer, Konsuln, Praetoren, Freigelassene, Freigeborene und viele andere Bezeichnungen rufen die noch rudimentär vorhandenen Geschichtskenntnisse aus dem lange zurückliegenden Schulunterricht ins Gedächtnis zurück. Ein ausführliches Glossar am Ende des Buches liefert immerhin die wichtigsten Begriffserläuterungen. Wer sich von dieser "harten", aber durchweg anspruchsvollen Kost nicht abschrecken lässt, findet einen sehr lesenswerten Roman über Macht und Gier, Intrigen und Korruption im alten Rom. Die angesprochenen Morde dienen mehr als Aufhänger, um die Zusammenhänge einer grandiosen Verschwörung bis hinein in die höchsten Kreise aufzuzeigen.
Mit Metellus, der unten anderem davon träumt, eines Tages ein so "komfortables Transportmittel" wie eine Sänfte sein eigen zu nennen, hat Roberts einen ebenso unbestechlichen wie sympathischen Helden geschaffen, der sich durch seine Geradlinigkeit ein ums andere Mal in höchste Gefahr begibt. Mitunter bildgewaltig und detailverliebt wird der Leser in die für ihn unbekannte Zeit entführt und darf mitunter auch an einem ausschweifenden Mahl teilnehmen, bei welchem eingelegte Pfauenzungen und frittierte, mit lybischen Mäusen gefüllte Saueuter aufgetragen werden.
Bei der Untersuchung der Mordfälle kommt Metellus eher langsam einer riesigen Verschwörung auf die Spur und während er noch herauszufinden versucht, wer in diesem großen Verwirrspiel auf wessen Seite steht, nähern sich die Handlanger der Drahtzieher um ihn bei seinen Ermittlungen zu behindern. Da sich Metellus hiervon wenig beeindruckt zeigt, ist schließlich sein eigenes Leben bedroht. Am Ende des Romans gelingt es dem Helden (selbstredend), nicht nur die Mordfälle, sondern auch die Zusammenhänge der Verschwörung aufzuklären. Allerdings zu einem denkbar hohen Preis, denn seine mächtigen Gegner sind keineswegs tatenlos geblieben. Der Ausgang der Geschichte ist zwar enttäuschend (juristisch betrachtet), aber letztendlich konsequent, da andere denkbare Varianten gerade für die damalige Zeit denn wohl doch zu unglaubwürdig gewesen wären. Es lebe die politische Intrige! - und die Vorfreude auf weitere Metellus-Romane. Für alle Freunde anspruchsvoller historischer Krimis Pflicht!
John Maddox Roberts, Goldmann
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