Flashpoint-Killer
- Droemer Knaur
- Erschienen: Januar 1997
- 6
- New York: HarperCollins, 1995, Titel: 'Flashpoint', Seiten: 323, Originalsprache
- München: Droemer Knaur, 1997, Seiten: 464, Übersetzt: Manes H. Grünwald
- München: Droemer Knaur, 1999, Seiten: 464
- München: Droemer Knaur, 2002, Seiten: 464
Will der Leser mitfiebern?
Sonora Blair und Sam Delarosa vom Cincinnati Poice Department werden mit einem besonders grausamen Mord konfrontiert. Nackt und in in Handschellen an das Lenkrad eines Autos gefesselt wurde der 22-jährige Mark Daniels mit Benzin überschüttet und lebendig verbrannt. Kurz bevor er im Krankenhaus seinen Verletzungen erliegt, kann er Blair noch durch Kopfbewegungen eine grobe Täterbeschreibung geben: Weiblich, blond, jung - keine Prostituierte.
Wie die Ermittlungen vor Ort ergeben fehlen nicht nur die Kleidungsstücke des Opfers, sondern auch Schlüssel und Fahrzeugpapiere. Da sich Mark den Wagen von seinem Bruder Keaton ausgeliehen hatte, drängt sich Blair alsbald der Verdacht auf, dass möglicherweise er das eigentliche Opfer sein sollte. Zumal er kurz nach dem Mord einen Anruf von einer Frau erhält, die ihm mitteilt, dass sein Bruder sehr tapfer gewesen sei und fragt: "Werden Sie es auch sein?"
Blair und ihre Kollegen ermitteln auf Hochtouren und während die Ermittlungen immer mehr die letzten Stunden des Opfers und seiner Mörderin mosaiksteinmäßig zusammensetzen, fühlt sich Blair zunehmend von dem Bruder des Opfers angezogen. Doch damit gerät sie selbst in das Visier einer Soziopathin, die in ihr eine Nebenbuhlerin sieht. Nachforschungen in anderen Bundesstaaten ergeben derweil, dass es sich um eine seit Jahren aktive Serienmörderin handelt. Es entwickelt sich in der Folge ein Wettrennen, bei dem selbst Blairs Familienangehörige zur Zielscheibe werden...
Mehr soll an dieser Stelle nicht zum Inhalt verraten werden, da sonst dem Handlungsverlauf zu sehr vorgegriffen würde. Zu Beginn zieht sich das durchaus kurzweilig geschriebene Buch ein wenig, da zunächst ausführlichst Zeugen befragt werden, um insbesondere den letzten Tag im Leben des Opfers zu recherchieren. Dabei gelingt der Autorin einerseits sehr realistisch, den mitunter monotonen Arbeitsalltag der Polizei aufzuzeigen, andererseits nimmt die Story nicht richtig Fahrt auf. Dies ändert sich allerdings in der zweiten Buchhälfte, in der die Mörderin in immer kürzeren Abständen zuschlägt und Keaton wie Blair in die Enge treibt.
Leider unterlaufen Hightower aber gerade bei den - an sich überzeugend dargestellten - Vernehmungen nur schwer nachvollziehbare "Fehler": So befragt Blair die Mutter des Ermordeten, die angeblich von der Mörderin nach der Tat besucht wurde, ohne ihr dabei das angefertigte Phantombild zu zeigen. In der Wohnung des Ermordeten findet Blair Kondome und fragt sich, ob es vielleicht einen sexuellen Hintergrund bei der Tat gegeben haben könnte oder ob er diese nur aus Vorsichtsgründen bei seiner Freundin benutzt hat. Kurz darauf folgt die Befragung der Freundin, ohne dabei das Thema Verhütung bzw. Kondome aufzugreifen. Sicher, es sind nur Kleinigkeiten, aber diese trüben den ansonsten stimmigen Gesamteindruck. Wo wir gerade dabei sind, Blairs 13-jähriger (!) Sohn fällt in der Charakterzeichnung eher "negativ" auf, da er sich in seinen Aussagen wie ein Erwachsener anhört (vergleichbar mit dem Jungen in Grishams "Der Klient").
Hightower hat sich mit der Charakterzeichnung ihrer Serienheldin Sonora Blair sehr viel Mühe gegeben und zeigt sie als "menschlichen" Cop, der seine privaten und beruflichen Probleme nicht immer in den Griff bekommt. So müssen ihre beiden Kinder zunehmend unter ihrem beruflichen Einsatz leiden und dass dies aus dramaturgischen Gründen nicht ganz ohne Konsequenzen bleibt, vermag sich der Leser frühzeitig zu denken. Auch Blairs Partner Delarosa hat private Probleme wegen seiner an Leukämie erkrankten Tochter.
So liefert "Flashpoint Killer" eine lesenswerte, aber leider mit einigen Schwächen versehene Story, mit der der Leser dennoch keinen Fehlkauf erlebt. Eine zwingend notwendige Bereicherung des Themas "Serienkiller" ist der Roman sicher nicht, denn dafür ist er zu Klischeebeladen: Die Heldin ist alleinerziehende Mutter mit den damit einhergehenden Problemen, verliebt sich in einen gefährdeten Zeugen (hier der Bruder des Opfers) und gerät schließlich in das Visier der Mörderin.
Soweit so bekannt und es entscheidet letztendlich die Frage, ob man mit einer weiteren, keineswegs unsympathischen Protagonistin mitfiebern möchte.
Lynn S. Hightower, Droemer Knaur
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