Sense

  • Rotbuch
  • Erschienen: Januar 2000
  • 8
  • Hamburg: Rotbuch, 2000, Seiten: 239, Originalsprache
  • Berlin: Aufbau, 2006, Originalsprache
  • Zürich: Unionsverlag, 2012, Originalsprache
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Thomas Kürten
86°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2003

Ein Detektiv im Blutrausch

Danke, Aufbau-Verlag! Nach Prickel hat nun auch Sense bei dem Berliner Verlagshaus eine Neuauflage erfahren und so erhalten alle, denen bislang diese herrlich unorthodoxen Romane um eine Ruhrpott-Existenz auf direktem Wege in den Abgrund entgangen sein sollte, eine neue Chance, diese herrlich absurden Ganovengeschichten kennen zu lernen. Schnell wird man merken, dass eine Type wie Kristof Kryszinski ein absolutes Unikat in der deutschen Krimilandschaft abgibt - eines das man lieben will.

Gerade glaubte der Ruhrpott-Ermittler Kryszinski einen dicken Fisch an der Leine, da war seine Beute auch schon dahin. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn der gesuchte Sascha Sentz liegt am verkaterten frühen Morgen mit gebrochenem Genick in Kryszinskis Küche. Für diesen Fahndungserfolg kann er natürlich nicht die 20.000 DM Belohnung einkassieren. Zu dumm, dass sich der Detektiv dank eines Filmrisses an nichts mehr erinnern kann, was am Vorabend geschah. Für die Polizei wird er somit zum Hauptverdächtigen, auch wenn er mit dem gebrochenen Handgelenk unmöglich die Kraft für die Tat haben konnte. Man lässt ihn laufen, was ihm die Gelegenheit gibt, selbst die Ermittlungen nach dem wahren Mörder aufzunehmen.

Die Suche nach dem Pascha

Zunächst mal muss Kryszinski rekapitulieren: Da war der Auftrag von Vero, der attraktivsten Rechtsanwältin der nördlichen Hemisphäre. Er sollte den Gatten der Spielhallenkönigin, der auf seiner wöchentlichen Tour durch die Spielhallen mit 250.000,- DM Einnahmen spurlos verschwunden war, wieder auftreiben. Sascha "Pascha" Sentz ist aber allgemein auch als Zocker bekannt gewesen, weswegen Kristofs erster Weg zu seinem Dealer Scuzzi führte. Und der telefonierte gerade auch noch mit dem Pascha. Das Duo Infernale macht sich auf zu einer Verfolgungsjagd durch die Zockerhöllen des Ruhrgebiets und Kryszinski schafft sich in dieser Nacht Feinde. Aber er findet letztlich auch den Pascha... nur wer hat ihn dann in Kryszinskis Küche umgebracht?

Was Autor Juretzka seinen Lesern serviert ist eine unverblümte Kombination von Wortwitz und Sprachgewalt. Mit dem lakonischen Antihelden Kryszinski schickt er einen der außergewöhnlichsten Ermittler ins Rennen im Kampf für die Gerechtigkeit. Wo sonst kann ein Drogensüchtiger, dessen bester Freund zugleich sein Dealer ist, so viele Sympathien auf seine Seite bringen. Mit seiner unbekümmerten und teilweise sorglos naiven Weltsicht erhellen die Einsichten und Ansichten des Mühlheimer Detektivs, der als Ich-Erzähler auftritt, die Laune eines jeden Lesers. Seine Alkohol- und Kokain-Exzesse kann man einem Chaoten wie Kryszinski dank des Erzählstils nicht übel nehmen

Hinzu kommt eine runde Story, die alles an Spannung und Action aufweisen kann, was ein guter Krimi benötigt. Es gibt Schlägereien, Verfolgungsjagden in gestohlenen Autos, nächtliche Einbrüche und Observationen und schließlich einige überraschende Wendungen und Schlussfolgerungen. Zudem zeigt der Autor sein Können indem er seine sprachliche Begabung eigentlich in jedem Satz durchblicken lässt. "Sense", das ist pure Unterhaltung von der ersten Seite an.

Sense

Jörg Juretzka, Rotbuch

Sense

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