Campion. Tödliches Erbe

  • Klett-Cotta
  • Erschienen: Februar 2025
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Thomas Gisbertz
68°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2025

Klassischer Krimi aus dem Golden Zeitalter.

Percival „Val“ Gyrth ist Sprössling einer der ältesten Familien Englands. Vor einiger Zeit brach er die Beziehung zu seinem Vater ab und treibt sich seitdem in London herum. Durch Zufall findet er einen an ihn adressierten Brief auf der Straße, der ihn über Umwege zu Albert Campion führt - den vielleicht besten Detektiv Englands. Dort erfährt er, dass ein legendärer Kelch, den die Familie Gyrth seit Jahrhunderten im Namen der Krone in einer Kapelle auf ihrem Anwesen bewahrt, in Gefahr ist.

Campion offenbart Val, dass ein Diebesring, der für reiche und skrupellose Sammler wertvolle Kunstgegenstände stiehlt, ein Auge auf den Familienkelch geworfen hat. Gemeinsam macht man sich daher auf den Weg nach Sanctuary in Suffolk, wo sich der Familiensitz der Gyrths befindet. Kaum dort angekommen, findet man Vals Tante Diana, die Beschützerin des Kelches, mit einem Ausdruck des Entsetzens auf dem Gesicht tot auf. Als bald auch Campions treuer Assistent Magersfontein Lugg mit einem albtraumhaften Ereignis im naheliegenden Wald konfrontiert wird, muss sich der Meisterdetektiv nicht nur um die Sicherheit des sagenumwobenen Kelches, sondern auch um die der Familie Gyrth kümmern. Dafür nimmt er es gleich mit einer Reihe bekannter Verbrecher auf.

Queen of Crime

Die englische Schriftstellerin und Krimiautorin Margery Louise Allingham (1904-1966) wird neben Agatha Christie, Dorothy L. Sayers und Ngaio Marsh zu den „Queens of Crime“, den wichtigsten vier Autorinnen von Detektivromanen des goldenen Zeitalters, gezählt. Das Schreibtalent wurde ihr quasi in die Wiege gelegt, denn Allinghams Eltern waren beide Journalisten und Schriftsteller. Während sie sich anfänglich eher mit Theaterstücken und Kurzgeschichten beschäftigte, gelang ihr der Durchbruch mit ihrem zweiten Kriminalroman „The Crime at Black Dudley“ (in Deutschland u.a. unter dem Titel „Mord in Black Dudley“ erschienen), der 1927 veröffentlicht wurde. In diesem Roman führt sie auch ihren wichtigsten Protagonisten ein: den Gentleman-Detektiv Albert Campion.

Ursprünglich als Parodie auf Dorothy L. Sayers' Detektiv Lord Peter Wimsey gedacht, reifte Campion zu einer eigenständigen Figur heran, die teils Detektiv, teils Abenteurer ist. Im dritten Kriminalroman „Mystery Mile“ (auf Deutsch „Gefährliches Landleben“) tritt erstmals die Figur des Magersfontein Lugg auf, eines ehemaligen Verbrechers, der nun als Diener und Gehilfe Campions arbeitet. Insgesamt erschienen neben einigen Erzählungen und Kurzgeschichten 19 Romane um den ungewöhnlichen Detektiv, wobei ihr letztes Werk („Cargo of Eagles“) posthum von ihrem Ehemann Philip Youngman Carter fertiggestellt wurde. Unter seinem Namen schrieb er später auch zwei weitere Campion-Romane.
Allingham betrachtete den Kriminalroman als eine Schachtel mit vier Seiten: „ein Mord, ein Rätsel, eine Untersuchung und ein Schluss mit einem Element der Befriedigung darin“. Sobald sie sich in der „Kiste“ befand, fühlte sie sich sicher: Das Genre gab ihr die Disziplin, die sie brauchte, während sie ihrer Fantasie freien Lauf ließ. Das tat sie ausgiebig - von ihrem ersten Kriminalroman 1928 bis zu ihrem letzten im Jahr 1968.

Klassischer Kriminalroman

Man kann es als großes Glück für Liebhaber des klassischen Krimis bezeichnen, dass der Stuttgarter Klett-Cotta Verlag mit „Tödliches Erbe“ (1931 in England erschienen) einen Titel der Campion-Reihe neu auflegt, auch weil Margery Allingham hierzulande immer noch ein Schattendasein führt. Dabei gehören die Romane und Geschichten rund um den Gentleman-Detektiv sicher zu den besten des klassischen Genres - lebhaft, stilvoll, formschön, raffiniert und witzig. Sie sind durchweg clever und phantasievoll konstruiert, auch wenn sie nicht immer ganz gelingen.

Dies gilt auch für diesen Titel, dessen Wahl des Verlags mit dem dritten Band sicher ungewöhnlich ist. Zum einen gibt es thematisch und auch in der inhaltlichen Gestaltung interessantere Fälle, zum anderen dauert es etwas, bis man die Figur des Albert Campion erfasst, da man - insofern „Tödliches Erbe“ der erste Titel ist, den man aus der Reihe liest - seinen Werdegang nicht kennt und mit seiner Persönlichkeit noch nicht vertraut ist.

Zuletzt darf man nicht vergessen, dass man klassische Romane immer vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit bewerten muss. Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick zunächst recht abgedroschen: ein ländliches Anwesen mit einem gespenstischen Turm, ein mysteriöser Kelch, der Verbindungen zum Königshaus besitzt, eine unheimliche Dorfhexe, ein „schreckliches Ungeheuer“ und ein exzentrischer Professor in der Nachbarschaft. Dass der Roman dennoch insgesamt gelingt, ist dem Schreibtalent der Autorin zu verdanken.

Klassischer Detektiv

Allinghams Romane leben eindeutig vom spleenigen Detektiv und Abenteurer Albert Campion, Spross einer prominenten britische Aristokratenfamilie. In den frühen Romanen wird angedeutet, dass er der königlichen Familie angehörte. Um sich von seiner Familie zu distanzieren, tritt er unter dem Pseudonym Albert Campion auf. Der finanziell unabhängige Detektiv bezeichnet sich selbst als Universalist, Freund des Inspektors Stanislaus Oates von Scotland Yard und Faktotum von Meisterverbrechern. Der schmächtige Campion, der eine Hornbrille trägt, wird aufgrund seines unintelligenten Gesichtsausdruck oft als harmlos, ja geradezu langweilig beschrieben. Sein Markenzeichen ist sicherlich sein (slapstickartiger) Humor. Meist trägt er eine realistisch aussehende Wasserpistole anstelle einer Schusswaffe bei sich. Dennoch ist er ein Mann der Tat und sieht sich selbst als hilfreichen und tröstenden „Onkel Albert“ für Freunde und Menschen in Not. In „Tödliches Erbe“ erfährt man zudem, dass sein verstorbener Onkel der Bischof von Devizes war. Laut Campion war er „der einzige Verwandte, der mich je geschätzt hat, und er hat mir die Ersparnisse seines bischöflichen Lebens hinterlassen“.

Fazit

Es lohnt sich auf jeden Fall, die Romane Margery Allinghams rund um den extrovertierten Detektiv Albert Campion kennenzulernen. „Tödliches Erbe“ ist im besten Sinne klassische englische Krimikunst. Man muss aber wissen, dass der Roman ein Kind seiner Zeit ist und er sollte daher auch vor diesem Hintergrund gelesen werden. Dann sind vergnügliche Krimistunden garantiert.

 

Campion. Tödliches Erbe

Margery Allingham, Klett-Cotta

Campion. Tödliches Erbe

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