Nachtwald
- Fischer
- Erschienen: November 2024
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Ein düsterer Wald, ein Herrenhaus und viele Fragen.
Die irische Autorin Tríona Walsh hat schon so manchen Preis erhalten. Mit ihren bis jetzt drei Büchern (davon zwei auf Deutsch erschienen) begeistert sie ein internationales Publikum. Ihre Inspirationen erhält sie „von überallher“. Zu „Nachtwald“ hat sie „ein Foto auf Facebook inspiriert“ - ein verlassenes Herrenhaus inmitten eines Waldes im County Mayo im Westen Irlands.
Ein Wochenende mit Folgen
Lizzie hat gerade ihre Entziehungsmaßnahme hinter sich und trifft sich nun mit ihrer Familie, um die Hochzeit ihrer Mutter mit Ehemann Nr. 2 zu feiern. Auch dessen Familie reist an – ins Herrenhaus Butler Hall. Der baufällige Prachtbau ist nur zum Teil bewohnbar und dringend renovierungsbedürftig, doch das Geld ist knapp. Mitten in die fröhliche Runde platzt dann ein ungebetener Gast, der das ganze Wochenende in eine einzige Katastrophe verwandelt. Bald weiß Lizzie nicht mehr, wem sie trauen kann und ob sie je wieder unbeschadet aus dem tiefschwarzen Wald herauskommen werden.
Irrationales Handeln killt die Spannung
Im Prolog lässt es Tríona Walsh so richtig krachen und man ist extrem gespannt, wie alles begann und zu diesem packenden Moment geführt hat. Doch die Spannung lässt schlagartig nach, sobald die Autorin zu erzählen beginnt. Langatmig kommt sie langsam im Haus an. Das liegt so unrealistisch abgeschieden mitten im dunklen Wald, dass man ewig lang über einen Feldweg laufen muss, der zudem von Bäumen nahezu aufgesogen wird. Doch der Fußmarsch ist noch verzeihlich, was dann folgt, fast nicht. Der ungebetene Gast führt zu einem extrem irrationalen Handeln der ganzen versammelten Truppe. Es ist besser, nicht darüber nachzudenken, sonst hat sich das Weiterlesen gleich erledigt. Aber selbst dann ist der Lesegenuss ziemlich getrübt, was die unrealistischen Wendungen auch nicht mehr ändern können. Genauso wie der Schluss, der zwar tragisch ist, aber keinen mehr wirklich vom Hocker haut.
Jeder hat so sein Problem
Die Gesellschaft, die in Butler Hall zusammenkommt, hat schon so einiges hinter sich gebracht. Jeder und jede hat Probleme. Von der Ex-Alkoholikerin über die betrogene Ehefrau bis hin zur Tochter mit früh verstorbener Mutter ist alles dabei. Eigentlich eine interessante, wenn auch leicht überfrachtete, Mischung. Doch Walsh macht daraus nicht viel. Sie lässt die Figuren einfach nicht glaubhaft genug agieren. Lediglich Lizzie kommt noch einigermaßen realistisch daher. Was wirklich punktet, ist dagegen das Setting: ein heruntergekommenes Herrenhaus inmitten eines dichten Waldes hat schon was. Doch auch hier ist der einfach gehaltene Stil der Autorin ein Bremsstein, der das Kopfkino nicht so recht am Laufen hält.
Fazit
„Nachtwald“ überzeugt leider nicht wirklich. Fans von komplizierten Thrillern mit differenziertem Stil, kommen hier gar nicht auf ihre Kosten. Und ein „Erholungsthriller“ ist das zweite Buch von Tríona Walsh auch nur, wenn man über die Handlung nicht nachdenkt. Aber genau das kann ja manchmal auch ganz entspannend sein.

Tríona Walsh, Fischer
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