Das kalte Schweigen der See
- Hoffmann und Campe
- Erschienen: Oktober 2024
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Eiskalte Spannung ist garantiert!
An einem einsamen Fjord auf Spitzbergen wird eine junge Wissenschaftlerin gefunden. Brutale Bissspuren deuten auf eine Eisbärenangriff hin, doch Polizistin Lottie hat Zweifel. Neben der schlimm zugerichteten Leiche liegt ein gestrandeter Wal mit eingeritzten Wörtern. Gleichzeitig wird auf den Lofoten eine Naturschützerin tot geborgen – angeblich Selbstmord. Doch ein Freund und Journalist bezweifelt das und fängt an zu recherchieren. Am Ende steht eine Wahrheit, die viel größere Kreise zieht, als jemals angenommen.
Ein fulminantes Debüt in Deutschland
Morgan Audic ist Lehrer für Geschichte und Geographie an einem Gymnasium in Rennes. In seiner Freizeit schreibt er Romane, die in Frankreich gleich zu Bestsellern wurden und außerdem zahlreiche Preise erhielten. Auch sein drittes Buch „Personne ne meurt à Longyearbyen“ gehört dazu. Es ist gleichzeitig mit dem Titel „Das kalte Schweigen der See“ sein Debüt in Deutschland. Das etwas reißerische Cover lässt auf einen eiskalten Thriller hoffen – und diese Hoffnung wird wahrlich nicht enttäuscht.
Bärenangriff oder Mord?
Gleich zu Beginn legt Morgan Audic einen hohen Gang in Sachen Spannung ein und die wird tatsächlich bis zum letzten Wort aufrechterhalten. Verdächtige gibt es genug – vom einsamen Jäger bis hin zum nervigen Professor und natürlich den etwas undurchsichtigen Russen auf Svalbard – und so kommt es von einer Wendung zur nächsten. Als dann noch der Erzählstrang mit der Toten auf den Lofoten dazukommt, kann man ein größeres Ausmaß erahnen und die Spannung legt noch eine Schippe drauf. Das Ende kommt etwas überraschend und offenbart eine ganz andere Auflösung als gedacht, die aber den Umweltgedanken und die aktuelle politische Lage, die beide das ganze Buch präsent sind, noch einmal aufnimmt.
Menschen mit Problemen
Wenn man viele Krimis liest, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass alle Beteiligten unbedingt enorme private Probleme haben müssen um interessant zu sein. So auch hier: Polizistin Lottie leidet an Angstattacken, ihre Ehe ist zu Ende und die kleine Tochter möchte gerne wieder nach Oslo ziehen. Kriegsjournalist Nils Madsen kann den Tod seiner Ex-Kollegin Åsa nicht als Selbstmord akzeptieren, doch auch diese beiden haben bzw. hatten ein ordentliches Päckchen zu tragen. Ihre Erlebnisse in den Krisenherden der Welt haben tiefe Wunden hinterlassen und, wie sollte es anders sein, auch Åsas Ehe war vorbei. Doch obwohl die Protagonisten dem gängigen Klischee entsprechen, schafft Audic es, sie zu Figuren zu formen, denen man gerne folgt.
Kopfkino an und ab in die Polarregion
Es kann ja gar nicht anders sein: Svalbard und die Lofoten punkten in Sachen Atmosphäre ganz enorm. Obwohl es langsam Frühling wird, sind die Temperaturen menschenfeindlich und auf Svalbard herrscht die Nacht den ganzen Tag lang. Wer schon einmal an diesen Orten war, kann es nicht vermeiden, dass das Kopfkino auf Hochtouren läuft. Der Umweltaspekt mit Eisbären und den Gefahren, die sie mit sich bringen, das Tauchen mit Orcas oder das Leben in der Polarregion allgemein erledigt dann den Rest. Die geschilderte Atmosphäre würzt die Spannung noch einmal mehr und macht das Buch endgültig zum Thriller mit hohem Suchtpotential!
Fazit
Ein fulminantes Deutschland-Debüt und für mich einer der besten Thriller des Jahres! Morgan Audic versteht es Umwelt- und Politikthemen mit einem packenden Mordfall zu verbinden und daraus einen Thriller mit einem enormen Suchtpotential zu machen. Das Setting in den unwirtlichen Polarregionen tut dann noch sein Übriges um endgültig zu fesseln.
Morgan Audic, Hoffmann und Campe
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