Todeskeller
- Heyne
- Erschienen: November 2024
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Das Böse, die Gier und immer wieder die Vergangenheit.
Das neue Cold Case Team Berlin wird bereits einen Tag vor dem ersten offiziellen Arbeitsbeginn in einen chaotischen Fall katapultiert. In einem Abbruchhaus wird die Leiche eines Mannes gefunden. Als die herbeigerufenen Streifenpolizisten den Raum betreten, bricht der Fussboden ein und gibt den Blick auf ein Massengrab im Keller frei. Das Cold Case Team Berlin von Europol wird dazu gerufen.
Massengrab in ehemaligem Jugendwerkhof
Sophie Steinbach und David Martin übernehmen den Fall. Sie haben noch nicht einmal Zeit gehabt, ihr neues Büro zu beziehen oder sich überhaupt kennenzulernen. Gleichwohl stürzen sich die beiden Ermittler in die Untersuchungen. Das Team findet heraus, dass das Abrisshaus zu DDR-Zeiten ein Jugendwerkhof war. Ein Erziehungsheim für Waisen, Schwererziehbare und Kinder von Republikflüchtigen. Als sich schliesslich herausstellt, dass es sich bei dem Toten um einen Franzosen handelt, weiten Sophie und David ihre Ermittlungen auf Frankreich aus. Davids Beziehungen sind dabei sehr hilfreich. Sophie steckt noch in einem Fall aus ihrer alten Arbeit. Sie musste ihn abgeben, weil sie zu Europol gewechselt hat. Aber der Fall des vermissten jungen Mädchens beschäftigt sie noch immer. Und da in ihrem aktuellen Fall ebenfalls Jugendliche involviert sind, befürchtet Sophie, dass es einen Zusammenhang geben könnte. Auf der Suche nach möglichen Verbindungen arbeitet sie deshalb inoffiziell mit ihrer Nachfolgerin zusammen.
«Geschichte besass die Angewohnheit, Menschen in Bitterkeit zu stürzen.»
Neues Team und alte Seilschaften
Das Autorenduo greift in diesem Thriller das Verschwinden von Jugendlichen zu DDR-Zeiten auf. Das geht ganz schön unter die Haut. Historisches wird hier zu einem echten Thriller verarbeitet und es wird tief in der Vergangenheit gegraben. Ein Jugendwerkhof war zu DDR-Zeiten ein Erziehungsheim mit äusserst fragwürdigen Disziplinierungsmassnahmen. Sozialistisches Gedankengut wurde den Jugendlichen auf schreckliche Weise eingebläut.
«Trotzdem hat’s über dreissig Jahre gedauert, bis es überhaupt jemandem auffällt, ne? Bis einer nachfragt. […] Dreissig Jahre und ein Massengrab.»
Das Ermittler-Duo Steinbach/Martin ist sympathisch, gerade weil zwischen den Ermittlungen auch Privates einfliesst. Das bringt eine gewisse Leichtigkeit mit sich, die gerne angenommen wird. Die Aufarbeitung eines Teils der Vergangenheit verlangt Sophie und David viel ab. Auch persönliche Erkenntnisse sind davon nicht ausgenommen.
Insgesamt hat die Geschichte einen guten Spannungsaufbau. Stück für Stück tauchen Informationen auf, die schlussendlich zum Ziel führen. Doch der Weg dorthin ist belastend. Interessant und informativ beschreibt das Autorenduo die Art und Weise der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Dass sich da Bürokratie und Ermittlungstempo manchmal in die Quere kommen, wird in dieser Geschichte deutlich. Im ersten Teil der neuen Serie steht zunächst das Ermittlerteam im Mittelpunkt. Die anderen Teammitglieder finden erst nach und nach ihren Platz und werden wohl in den nächsten Büchern mehr Kontur und Raum bekommen. Das ist sehr gut gemacht, denn der erste Band beginnt bereits fulminant, ohne dass die einzelnen Teammitglieder Zeit hatten, sich kennenzulernen.
Fazit
Ein sehr gelungener Einstieg in die Serie. Er überzeugt durch die spannende Handlung und die Verarbeitung historischer Hintergründe. Verflechtungen, Boshaftigkeit, die Gier der Beteiligten und das Zusammenwachsen des Teams bilden eine Einheit. Die Geschichte ist temporeich und spannungsgeladen. Ein Thriller, der seinem Namen alle Ehre macht.
Andreas Suchanek, Nica Stevens, Heyne
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