Sonnenwende
- Penguin
- Erschienen: Oktober 2024
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Zu trivial, um wirklich spannend zu ein.
Mit „Kaiserwald“ hat Anja Jonuleit ein Familiendrama begonnen, das jetzt mit „Sonnenwende“ seine Fortsetzung und auch sein Ende findet. Schon im ersten Band der Dilogie durften wir Penelope begleiten, die das Verschwinden ihrer Mutter vor vielen Jahren endlich aufklären will. Die Ex-Berufssoldatin hat sich bis jetzt mit dem Mysterium, wo ihre Mutter steckt und ob sie überhaupt noch lebt, abgefunden, doch eine kryptische Mail veranlasst sie nun doch tiefer zu graben. In „Sonnenwende“ wird nun die Geschichte um Penelope fortgesetzt, die inzwischen einen Platz in der Familie von Prokhoff eingenommen hat. Sie hat auch schon einiges herausgefunden, sich aber zeitgleich selbst in eine schwierige Lage gebracht – denn sie ist mit Falk verheiratet, dem Erben der Familie.
Zurück in Berlin und Riga
Wie schon der erste Band, spielt „Sonnenwende“ auch in Berlin und Riga, denn hier wird sich der Kreis schließen. Doch bis es so weit ist, muss man sich durch eine lange und langwierige Geschichte lesen. Die Anlaufphase, bis es endlich ein wenig spannend wird, ist sehr ausgedehnt. Das Geschehen tariert sich auf wenig hohem Niveau ein. Die Befürchtung, dass es bei einem trivialen Liebes- und Familienroman bleiben wird, ist lange Zeit gegenwärtig. Erst sehr spät zieht die Spannung ein wenig an, doch wirklich packend wird es auch dann nicht, denn man kann schon am Ende von „Kaiserwald“ erahnen, wohin die Reise geht. Und man wird zum Schluss diesbezüglich auch nicht enttäuscht. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Jonuleit ein gegenwärtig heißes Eisen unserer Gesellschaft anpackt, ist man von der wenig niveauvollen Umsetzung enttäuscht.
Überall Klischees
Schon der Plot ist vollgepackt mit überstrapazierten Schemata. Von der steinreichen Familie, mit Bodyguard und Stadtpalais, bis zum Dackel bei den bayrischen Großeltern wird hier so richtig in die Klischeekiste gegriffen. Das ist bei den Charakteren leider nicht viel anders. Die taffe Ex-Soldatin und der unverstandene, völlig standesdünkellose Erbe mit der Mutter, die das genaue Gegenteil ist und auch die lange vernachlässigten Bekannten in Riga, die auf einmal so einiges herausfinden – alle dürften wohl in der Realität nur selten zu finden sein. Diese pauschalen Figuren unterstreichen leider den trivialen Charakter des Romans, anstatt ihn etwas aus diesem Niveau zu reißen.
Fazit
„Sonnenwende“ schließt die Dilogie um Penelope und ihre Mutter Rebecca minimal spannend ab. Leider muss man sich mit einer kaum anspruchsvollen Handlung und pauschal gezeichneten Figuren abfinden. Wer das aber schafft, kann vielleicht ein wenig Entspannung zwischen Berlin und Riga finden, auch wenn die Quintessenz der Geschichte alles andere als beruhigend ist.
Anja Jonuleit, Penguin
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