Die Aufführung
- Atrium
- Erschienen: November 2024
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Vorhang, bitte!
Bei uns wurde Janice Hallett vor allem durch „Twyford Code“ ein Name für die Krimi-Leserschaft. Doch „Mord zwischen den Zeilen“ war 2021 ihr Debüt, das nun mit „Die Aufführung“ unter neuem Titel und in einem anderen Verlag noch einmal aufgelegt wurde.
Theater und Mord
„The Fairway Players“ sind eine Amateur-Theatergruppe in einer kleinen idyllischen Stadt in England. Doch die Proben zum neuen Stück werden abrupt gebremst, als die Familie des Regisseurs mit einer schlechten Nachricht zurechtkommen muss. Poppy, seine Enkelin, hat einen seltenen Hirntumor, für dessen Behandlung sie eine große Summe Geld aufwenden müssen. Sofort wird ein intensives Fundraising betrieben, das eine große Summe einbringt. Doch dann ist auf einmal das ganze Geld verschwunden, dafür taucht eine Leiche auf. Ist jemand so skrupellos, Geld für die Heilung eines Kindes zu stehlen und vielleicht auch noch einen Mord zu begehen?
Was ist los und wer stirbt?
Janice Hallet hat schon mit „Der Twyford Code“ bewiesen, dass ein Krimi nicht immer narrativ erzählt werden muss. Während hier Abschriften von Tonträgern das Geschehen wiedergeben, sind es in „Die Aufführung“ E-mails und Textnachrichten. Ein gewisser Roderick Tanner beauftragt einen gewissen Olufemi Hassan und dessen scheinbare Geschäftspartnerin Charlotte Holroyd aus diversen E-mails und Textnachrichten von Mitgliedern der Theatergruppe „The Fairway Players“ Informationen zu ziehen. Zuerst ist völlig ungewiss, wer diese drei Investigatoren überhaupt sind und warum Informationen über was auch immer gefunden werden sollen. Erst ganz langsam kristallisiert sich das Problem heraus und dann passiert tatsächlich ein Mord. Doch die Suche nach dem Mörder beginnt erst im letzten Drittel des Geschehens. Davor geht es nur um Probleme mit dem Stück, dem Fundraising und Poppys Erkrankung.
Über 500 Seiten E-mails und Textnachrichten
Man muss schon gewillt sein, dieses Buch wirklich durchzuhalten! Eine E-Mail jagt die nächste und einer Textnachricht folgt die nächste – und alle sind ziemlich nichtssagend, da man nicht sicher ist, wohin das Ganze eigentlich führen soll. Man erahnt zwar, dass hier so einiges nicht stimmen kann, doch schon nach den ersten 100 Seiten ist einem das fast egal – und es sind noch über 400 bis zum Schluss! Die wenigen Hinweise und Wendungen gehen in Nichtigkeiten unter. Die Frage, wer es denn nun war (Mörder und Dieb) kann die Aufmerksamkeit kaum erhalten, da diese Frage erst sehr spät aufkommt und entsprechende Wendungen erst ganz zum Ende hin passieren. Die zahlreichen Nachrichten sind eigentlich mehr Charakterstudien als ein wirklich spannendes Krimi- Geschehen und schaffen es kaum, die Leserschaft am Ball zu halten, da sie einfach nur ermüden und langweilig werden.
Fazit
Vielleicht sollte Janice Hallett es einmal mit einem ganz normal verfassten narrativen Text versuchen, der die Geschichte fesselnd und gut lesbar vermittelt. Mit „Die Aufführung“ ist sie jedenfalls in meinen Augen krachend gescheitert, einen packenden Krimi abzuliefern. Spannend bleibt es daher nur, ob das für Frühjahr 2025 angekündigte weitere Werk von Hallett auch das hält was es verspricht, nämlich eine Geschichte mit „Teufel im Detail“ zu sein.
Janice Hallett, Atrium
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