Aschezeichen
- Piper
- Erschienen: September 2024
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Rasant und Atmosphärisch.
Aschezeichen erscheint zu einem Zeitpunkt, in dem Deutschland seine Diplomatie zum Iran weitestgehend einfriert. Die deutsche Regierung hält die iranische Regierung auf Abstand. Der neue Kriminalroman von Katrine Engberg hat seinen Aufhänger im Iran, bzw. in dessen Bevölkerung. Er bringt uns dieses Land und seine Menschen wieder etwas näher. Die Filmrechte sind bereits an eine Produktionsfirma verkauft und es wird an einem Serienstart gearbeitet. Aber zunächst zur Handlung des Buches:
Ein iranisch – dänischer Mann wird mit aufgeschnittener Kehle auf der Insel Vorsø gefunden. Seine Kinder schweben in höchster Gefahr, denn sie könnten den Mord beobachtet haben und nun zur Zielscheibe der Täter werden. Liv Jensen arbeitet nicht mehr bei der Polizei, aber begibt sich dennoch auf den Weg zur Lösung des Falles. Sie entdeckt ein Verbrechen an einem jungen Flüchtling, welches bereits 30 Jahre zurückliegt und in einem Auffanglager in Sandholm begangen wurde. Gleichzeitig sucht sich die Tochter des Ermordeten, Shirin, bei Nima Ansari Unterschlupf. Nima ist ein Freund der Familie, der vor vielen Jahren aus dem Iran floh, und Livs Nachbar ist.
Aus Vergangenheit wird Gegenwart
Nima holt immer wieder seine Vergangenheit ein, als der Fall sich um die Geschehnisse im Auffanglager in Sandholm um 1990 dreht. Hier zeigt sich die Stärke der Autorin, wie sie eine Atmosphäre erzeugt, als wäre man selbst ein Geflüchteter aus dem Iran. Ich werde mit gewöhnlichen Alltagssituationen, aber auch Verzweiflung, Sehnsucht und Missbrauch konfrontiert, welche Engberg durch ihren Schreibstil wunderbar transportieren kann. Im Gegensatz zu ihrem ersten Buch fokussiert sich die Autorin nun mehr auf Spannung und weniger auf die Zeichnung und Entwicklung der Charaktere.
Die Themen Flucht, Verdrängung, Scheitern und Heimat spielen auch in Aschezeichen wieder eine große Rolle. Die Inspiration für Engbergs neue Reihe stammte von ihrer Mutter. Diese zeigte ihrer Tochter einen Polizeibericht aus dem Jahr 1943, in welchem die Großmutter der Autorin, die zu dem Zeitpunkt mit deren Vater schwanger war, in einer Nacht und Nebel Aktion von Kopenhagen nach Schweden floh.
Liv und ihre Selbstzweifel
Die starke weibliche Hauptfigur Liv Jensen merkt, dass sie mit ihrem Austritt aus der Polizei einen großen Fehler gemacht hat. Sie versucht, durch die Lösung des Falles auf sich aufmerksam zu machen um wiedereintreten zu können. Dabei riskiert einer ihrer ehemaligen Kollegen seinen Job als Polizist, indem er Liv Informationen weitergibt, die er nicht herausgeben darf. Liv kämpft mit Selbstzweifeln, weil sie mit ihrem neuen Job als Privatermittlerin ihre Miete nicht stemmen kann. Nima ist durch seine Familie unmittelbar selbst in den Mordfall verwickelt und muss einen Weg finden, familiären Frieden zu bewahren und gleichzeitig Licht ins Dunkle zu bringen. Hannah Leon hat mit ihrem Beruf als Psychologin genug Probleme und hilft Nima mit der Lösung des Falles und kümmert sich um Shirin.
Fazit
Katrine Engberg knüpft mit Aschezeichen nahtlos dort an, wo sie mit Glutspur aufgehört hat: Eine brillante Geschichte mit einem Plot, dem man nicht widerstehen kann, gepaart mit einem Kriminalfall, der uns zeigt, dass die Vergangenheit nicht vergisst. Die Bücher von Katrine Engberg kann ich nicht einfach im Regal stehen lassen. Sie finden immer wieder ihren Weg in meine Hände.
Katrine Engberg, Piper
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