Winterwasser
- Penguin
- Erschienen: Dezember 2024
- 0


Von einem Thriller weit entfernt.
Die 1972 im schwedischen Åmål geborene Susanne Jansson überzeugte 2018 mit ihrem Thriller-Debüt „Opfermoor“. Atmosphärisch dicht und mit ausreichend psychologischen Aspekten versehen, entführte sie uns in einen Kriminalfall zwischen Mystik und Realität. Auch in ihrem zweiten Thriller „Winterwasser“ legt sie viel Wert auf die Gefühle während extrem belastenden Situationen. Leider wird es kein weiteres Werk von Susanne Jansson geben – die Autorin verstarb 2019 an einer Krebserkrankung.
Immer am 11. Januar
Nur einen kurzen Moment war der dreijährige Adam unbeaufsichtigt, doch der hat gereicht, dass er verschwand. Die Polizei geht davon aus, dass er ertrunken ist. Für seine Eltern, Martin und Alexandra, eine Katastrophe, die ihre Ehe und ihr ganzes Leben zu zerstören droht. Martin verkriecht sich und will niemanden mehr sehen. Nur Nachbarin Maya findet noch Zugang zu ihm. Zusammen sehen sie alte Unterlagen durch und entdecken, dass Adam nicht das erste Kind war, das an einem 11. Januar aus dem Haus am Strand verschwunden ist und ertrank. Maya recherchiert und bringt sich damit in Gefahr.
Viel Psychologie und wenig Krimi
Es ist bestimmt die ultimative Katastrophe aller Eltern, wenn das Kind verstirbt. Auch Alexandra und Martin trifft Adams Verschwinden bis ins Mark. Doch die beiden trauern unterschiedlich: Martin zieht sich vollkommen zurück, während Alexandra versucht nicht den Halt zu verlieren und ihrer kleinen Tochter eine präsente und gute Mutter zu sein. Bis etwas geschieht und sich das Blatt wendet: Jetzt ist es Alexandra, die depressiv wird, während Martin den aktiven Part einnimmt. Diese psychologische Ausnahmesituation wird von Susanne Jansson sehr ausführlich und in vielen Wiederholungen geschildert. Trauerbewältigung und Trauerarbeit nehmen den meisten Raum des Plots ein. Irgendwo dazwischen befindet sich die Frage, was mit den verschwundenen Kindern geschah und Mayas Suche nach Antworten. Ein Thriller ist „Winterwasser“ damit wirklich nicht, aber wer sich auch einmal auf dieser Schiene bewegen will, findet ein durchaus ansprechendes Rätsel vor.
Wendungen und ein überraschender Schluss
Mayas Blicke in die Vergangenheit bringen neue Erkenntnisse und damit Wendungen. Dabei kommt auch Maya der Leserschaft immer näher. Sie ist eine unabhängige Frau im mittleren Alter, die sich einen Namen als Fotografin gemacht hatund sich einer gewissen Berühmtheit sicher sein kann. Doch in diesem ganzen Gewirr aus Trauer und Verlust, merkt sie, dass sie eigentlich doch nicht so alleine sein will. Ihr Bekannter Bäcke kommt da gerade recht. Selbst Künstler und unabhängig will er aber mehr als Maya und schon hat diese ein Problem. Ein bisschen Liebesgeflüster scheint selbst in Thrillern substantiell zu sein. Doch das stört keineswegs, sondern muntert zwischen all dem Negativen fast ein wenig auf. Spannung wird aber auch damit nicht generiert. Die köchelt während dem ganzen Buch auf relativ kleiner Flamme. Der zwar realistische aber überraschende Schluss macht da keine Ausnahme und lässt die Leserschaft eher gleichgültig als „gethrillt“ zurück.
Fazit
„Winterwasser“ verspricht ein zu lösendes Rätsel und damit verbunden Spannung. Doch die kommt kaum auf, weil Susanne Jansson sehr viel, vielleicht sogar zu viel Wert auf Schilderungen der psychischen Ausnahmesituation der Eltern des verschwundenen Adam legt. Ein Triller ist „Winterwasser“ damit nicht, aber vielleicht ein Buch für zwischendurch bevor man sich dann wieder den tatsächlichen Thrillern widmet.

Susanne Jansson, Penguin
Deine Meinung zu »Winterwasser«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!