Hinterm Deich
- Kampa
- Erschienen: August 2024
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Trügerische Erinnerungen, viele Gerüchte und unbezahlbare Erfahrungen.
Der fünfte Band der Reihe führt den pensionierten Kommissar Manz ins Jahr 1964 zurück. Auf eigenen Wunsch absolviert er ein mehrmonatiges Polizeipraktikum im abgelegenen Sandesiel. Der Grund ist natürlich ein Mädchen. Erst neunzehn Jahre alt, lernt Manz viel über das Leben auf und neben dem Deich – und über die Höhen und Tiefen der Liebe.
Gerüchte über Gerüchte
Abgesehen von Nachbarschaftsstreitigkeiten hat der junge Manz in dieser Deichlandschaft noch keine wirklich wichtigen Ereignisse zu bewältigen. Das ändert sich jedoch rasch, als die Polizei zu einem Autounfall mit zwei Toten gerufen wird. Jetzt ist Manz in seinem Element und kann seine Erfahrung und sein Wissen über Kraftfahrzeuge unter Beweis stellen. Dennoch dauert es eine Weile, bis Manz herausfindet, was ihn an dem Unfallwagen irritiert. Denn er hat nicht nur seine Arbeit im Kopf. In Sandesiel und Umgebung gibt es hübsche Mädchen, die ihm gerne den Kopf verdrehen würden. Aber wie das so ist: Manz stolpert geradewegs in den Schoss von Kirsten. Und die lenkt ihn hin und wieder von der Arbeit ab. Trotzdem stösst er bald auf Hinweise, die auf Nachlässigkeit im Umgang mit dem verwendeten Material hindeuten. Ausserdem hört er verschiedene Gerüchte über die Unfallstelle. Da ist von einem Schlaganfall die Rede, der in Wirklichkeit ein Unfall gewesen sein soll. Oder ein Bauer soll seine Töchter sexuell missbraucht haben. Ein weiteres weiss von krankmachenden Pestiziden. Der junge Manz stürzt sich in die Aufklärungsarbeit, die aber von seinem Vorgesetzten in dieser Form nicht gebilligt wird.
Genauer Beobachter
Matthias Wittekindt lässt den pensionierten Kriminalkommissar Manz auch im fünften Band zurückblicken. Trotz seines Ruhestandes überkommt ihn hin und wieder eine gewisse Unruhe. Dann wendet sich der Pensionär seinen Erinnerungen zu, die sich jedoch als trügerisch erweisen und oft in einem anderen Licht erscheinen. Zudem macht sich Manz Sorgen um seine über neunzigjährige Mutter, weshalb die ganze Familie nach Berlin reist. Dort, auf der Geburtstagsfeier einer Nachbarin, wird Manz von seinen Erinnerungen an seine Ausbildung in Sandesiel und an seine grosse Liebe übermannt.
Alltägliches und Rückblenden spielen eine wichtige Rolle. Der ständige Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart verleiht der Geschichte Lebendigkeit. Genauso wie die in Kursivschrift gesetzten Gedankengänge von Manz, die Situationen noch besser beschreiben. Denn Matthias Wittekindt formuliert sehr zurückhaltend. Auf seine Art zu schreiben muss man sich einlassen, sich Zeit nehmen. Belohnt wird man mit einer wunderbaren Geschichte über unterschiedliche Wahrnehmungen, unzuverlässige Erinnerungen, Erfahrungen und daraus gewonnene Erkenntnisse.
Fazit
Ein weiterer Krimi aus der Reihe um Kriminalkommissar a. D. Manz. Diesmal geht es um subtile Empfindungen, Gerüchte und die richtige Mischung aus Neugier und Pflichtbewusstsein. Es ist ein Krimi der besonderen Art und man muss sich ganz auf den Roman einlassen. Dann ist es ein Vergnügen ohne viel Blutvergiessen, dafür aber mit Spürsinn, Beobachtungsgabe und leisem Humor.
Matthias Wittekindt, Kampa
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