Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen

  • Octopus
  • Erschienen: September 2024
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Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen
Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen
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Thomas Gisbertz
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2024

Genau der richtige Kriminalroman für die Weihnachtszeit.

Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten, doch von einer besinnlichen Adventszeit kann bei der ehemaligen Fleischereifachverkäuferin und Hobbydetektivin Franziska Helbing keine Rede sein. Dafür hat die rüstige Rentnerin viel zu viel zu tun. Am 25. Dezember wird sie zusammen mit ihrer besten Freundin Heide gemeinsam im bekannten Schwank „Tratsch im Treppenhaus“ auf der Bühne stehen. Und dann noch direkt im St. Pauli Theater auf der Reeperbahn! Da ist die Aufregung natürlich groß. Doch während der Proben wird der ehrgeizige Regisseur Alexander Krey wenige Tage vor der Aufführung ermordet. Die Tatwaffe: vergiftetes Weihnachtsgebäck. Da auch Frau Helbing Kekse buk, zählt sie für Kommissar Borken, der neuerdings auf der Davidwache ermittelt, mit zum Kreis der Verdächtigen. Ein Grund mehr für die Hobbydetektivin, den wahren Mörder zu finden. Zu allem Überfluss kündigt aber auch noch ihr in den USA lebender Schwager Walter samt Familie überraschend für Heiligabend seinen Besuch an, um endlich einmal wieder ein traditionelles deutsches Weihnachtsfest feiern zu können. Ganz schön viel Trubel für die alte Dame, die nicht nur zahlreiche Pakete im Namen ihres Schwagers annehmen muss, sondern sich auch noch um das gewünschte Menü kümmert. Aber dank der Unterstützung von Herrn Aydin und einer gehörigen Portion Hamburger Gelassenheit findet Frau Helbing für beide „Fälle“ eine Lösung.

Hamburger Krimiautor

Der 1967 in Saarbrücken geborene Krimiautor Eberhard Jakob Michaely kam eher zufällig zum Schreiben. Nach seiner Ausbildung als Modellbauer studierte er zunächst Jazz-Saxophon an der Musikhochschule Köln, hatte Engagements in verschiedenen Jazzprojekten und Musicalproduktionen und komponierte für eigene Bands. 2013 kehrte Michaely aber der Musik den Rücken. Seit er 2014 auf einer Pilgerreise die Liebe zum Schreiben entdeckte, lässt er seine Kreativität statt in die Musik nun in seine Kriminalromane fließen. Außerdem ist Michaely als Busfahrer für die Hamburger Hochbahn tätig.

2021 erschien sein Kriminalroman „Frau Helbing und der tote Fagottist“. Gleich der erste Band um die pensionierte Fleischereifachverkäuferin wurde 2022 mit dem renommierten Friedrich-Glauser-Preis als bestes Debüt ausgezeichnet. „Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen“ ist der mittlerweile sechste Band der Reihe, die im Schweizer Oktopus Verlag erscheint.

Ein ganz besonderer Charme

Die Bände der Helbing-Reihe sind alles andere als nervenaufreibende und extrem spannende Kriminalromane. Das wollen sie aber auch gar nicht sein. Hier gibt es keine Gewaltexzesse, eiskalte Killer, wilde, temporeiche Verfolgungsjagden mit taffen Ermittlertypen. Gerade dieser Verzicht, die Reduktion auf das Wesentliche, das Entschleunigen, ja die Ruhe ist es, die das Besondere dieser außergewöhnlichen Krimireihe ausmacht. Ein klassischer Wohlfühlkrimi mit viel hanseatischem Flair und einer überaus liebenswerten Protagonistin, die natürlich an die große Miss Marple erinnert und dennoch ein ganz eigener Typ ist. Der Mikrokosmos der rüstigen alten Dame mit dem Gespür für Kriminalfälle ist das Hamburger Grindelviertel. Hier geht Frau Helbing zwischen Isemarkt, Planten un Blomen sowie ihrer Altbauwohnung in der Rutschbahn dem kriminalistischen Hobby nach.

Diesmal wagt sie sich sogar bis zum St. Pauli Theater auf der Reeperbahn. Hier gilt es den 80. Geburtstag von Dr. Manfred Rheder mit der Inszenierung des bekannten Ohnsorg-Stückes „Tratsch im Treppenhaus“ zu feiern. Und Frau Helbing steht mit dem Jubilar und natürlich ihrer Sandkastenfreundin Heide sogar als Teil des Ensembles auf der Bühne. Dass dann aber der Regisseur ermordet wird, stand nicht auf dem Probenplan. Aber auch dank der zahlreichen Kriminalromane, die sie seit ihrer Pensionierung liest, besitzt Frau Helbing ein feines Gespür für die kleinsten Hinweise auf ein Verbrechen und ebenso eine überaus gute Kombinationsgabe. Auch diesmal setzt sie den Charme einer älteren Dame ein, um an Informationen zu gelangen, die der Polizei verwehrt bleiben. Und so kommt sie dem Täter zwischen Gänsebraten, Baumschmücken und natürlich den Theaterproben allmählich auf die Spur.

Warmherzige Atmosphäre

Auch wenn der aktuelle Band vielleicht nicht der beste Teil der Reihe ist, versprüht der Cosy-Krimi doch wieder viel Charme und menschliche Wärme. Dafür sorgt nicht nur die rüstige Hobbydetektivin, sondern vor allem Herr Aydin, der Inhaber einer Änderungsschneiderei. Es gibt keinen, den Frau Helbing mehr mag als ihn - vor allem, weil er so gut zuhören kann. Aber das größte Lob gebührt natürlich Autor Eberhard Michaely. Dem ehemaligen Musiker gelingt es auch bei seinen Kriminalromanen stets, den richtigen Ton zu treffen. Er erzeugt in seinen Büchern eine ganz bezaubernde Atmosphäre, die diesmal besonders von Kindheitserinnerungen, liebenswerten Details, seiner stets feinen, unaufgeregten Erzählweise und einer großen Liebe zu seinen Figuren getragen wird, die man beinahe mit jedem Satz spürt. So weiß die Gesamtkomposition des Romans auch diesmal mehr als zu gefallen.

Fazit

Bereits mit der ersten Seite, wenn nicht sogar mit dem ersten Satz schafft es Autor Eberhard Michaely, den Leser in seine Bücher zu ziehen. Dem Besonderen, das Frau Helbing ausstrahlt, kann man sich nicht entziehen. Lesen Sie „Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen“: Einen schöneren (vor-)weihnachtlichen Kriminalroman werden Sie nicht finden.

Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen

Eberhard Michaely, Octopus

Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen

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