Love Letters to a Serial Killer

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  • Erschienen: September 2024
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Love Letters to a Serial Killer
Love Letters to a Serial Killer
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Sabine Bongenberg
45°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2024

Eine törichte Frau und ein Serienmörder...

Hannah Wilson langweilt sich. Den Bachelor hat sie irgendwie hingekriegt, aber mit berauschenden Jobangeboten war mit ihren Noten und wegen der Rezession nicht zu rechnen. Immerhin ist es ihr gelungen, in der Kommunikationsabteilung einer gemeinnützigen Organisation unterzukommen. Aber auch der Job bringt nicht die Erfüllung. Wen überrascht es also, dass Hannah ein Faible für spannendere Themen - nämlich für "True-Crime-Foren"- entwickelt. Hier werden reale Fälle präsentiert, die von der "Schwarmintelligenz" der Forenuser*innen als selbsternannte Detectives untersucht werden - und natürlich haben viele ganz eigene Meinungen zu den möglichen Tätern.

Je tiefer Hannah in diese Materie einsteigt, um so faszinierter ist sie von den Themen. Da ist zum Beispiel eine Mordserie, der vier junge Frauen zum Opfer fielen. Das Forum summt vor Energie, jede/r will etwas zur Falllösung beitragen und schnell stellt sich Zufriedenheit ein, als die Polizei mit dem smarten Rechtsanwalt William Thompson einen Tatverdächtigen präsentiert. Der Kriminalfall treibt dem Höhepunkt zu, als William endlich vor Gericht steht und vielleicht seiner gerechten Strafe zugeführt werden soll. Hannah ist da aber schon längst einen Schritt weiter als ihre Forum-Kollegen*innen, denn schon lange unterhält sie mit William einen intensiven und intimen Briefwechsel...

Die vermeintliche Faszination von Verbrechern

Ich habe mich schon immer gefragt, was viele Frauen dazu bewegt, Männern, die unter Mordanklage stehen, leidenschaftliche Liebesbriefe zu schreiben oder sie sogar im Knast zu heiraten. Was treibt sie an? Ist es die potentielle Gefährlichkeit eines Raubtiers, das sicher und für alle Zeiten gut weggeschlossen wird? Ist es das Gefühl, sich ohne große Gefahr in deren finsterer Popularität zu sonnen? Oder ist es tatsächlich der oft naive Glaube, einem zu Unrecht Beschuldigten beistehen zu müssen?

Zu diesem Thema erhoffte ich mir in Tasha Coryells Erstlingswerk "Love Letters to a serial Killer" spannende Anstöße. Dazu kam auch, dass das mit Blumen verzierte Messer auf dem Titel so etwas wie eine morbide "Chick-Lit" versprach, wenn auch sicherlich das Blut eines Mordopfers - oder vielleicht auch nur das eines blutigen Steaks - noch deutlich erkennbar die Klinge verschmutzt.

Bei mir stellte sich aber mit fortschreitender Lektüre sehr schnell eine große Ernüchterung ein. Es ist nämlich nicht einfach, die als Ich-Erzählerin auftretende Hannah zu mögen. Im Leben bekommt sie nichts so richtig auf die Reihe, wenn ihre Eltern nicht wären, dann sähe es finanziell ganz finster aus und obwohl sie weiß, was sie an ihrem Leben ändern und was besser machen könnte, schlägt sie alles unbelehrbar immer wieder in den Wind. Mit einem gewissen Verständnis konnte ich nur verfolgen, wie Hannah immer schneller und tiefer in die "True-Crime-Community" rutscht und darüber das echte Leben vernachlässigt. Erschreckend ehrlich und nachvollziehbar waren auch viele "Youtube-" oder "Forenbeiträge", die einem in ihrer Naivität und Unverfrorenheit manchmal schon tatsächlich einen Thrill über den Rücken jagten.

Übergriffige Annäherungen

Mich nervte insbesondere, wie Hannah dem Umfeld der ermordeten Opfer und der Familie des angeklagten William nachstellt. Vom Begriff - und der Strafbarkeit - des "Stalking" scheint sie noch nie etwas gehört zu haben und so lesen sich viele ihrer Unternehmungen irgendwann mit einem großen "Fremdschämanteil". Auch ihre Beziehung zu William blieb für mich unklar - ehrliche Gefühle sah ich nicht und manchmal tat er mir mit dem, was Hannah so vom Stapel ließ, schon fast leid. Ehrlich gesagt, wenn ich dieses Buch nur in meiner Freizeit gelesen hätte, ich glaube nicht, dass ich es zu Ende gebracht hätte.

Immerhin - wer bei dem Roman bleibt, erfährt, dass es Hannah dann tatsächlich gelingt, dem Serienmörder näher zu kommen, als sie ursprünglich einmal geplant hatte. Natürlich ist das bei einem Mann, der schon vier Frauen auf dem Gewissen hat, vielleicht nicht die allerbeste Idee. Aber nach den ganzen Kapriolen, die unsere Heldin so an den Tag legte, war ich schon längst bei dem guten alten "Wie man sich bettet, so liegt man" angekommen.

Fazit

Tasha Coryell erzählt in ihrem Erstlingsroman von der törichten Hannah, die scheinbar in ihrem Leben einen besonderen "Kick" braucht. Nachvollziehbar ist zwar einiges, nervig aber noch vieles mehr und selten hat mich ein so schön aufgemachtes Buch so enttäuscht.

Love Letters to a Serial Killer

Tasha Coryell, dtv

Love Letters to a Serial Killer

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