Die Morde von Salisbury
- Heyne
- Erschienen: Juni 2024
- 1
Zäh und langatmig.
In einem abgelegenen Winkel der Salisbury Plaine wird das Skelett von Lee Geary gefunden. Er wurde vor mehreren Jahren, zusammen mit zwei Bekannten, mit dem Tod der 20-jährigen Holly Gilbert in Verbindung gebracht. Doch es gab keine Beweise, dass er und die anderen etwas damit zu tun hatten. Aber mysteriös ist, dass mit ihm jetzt alle drei auf fragwürdige Weise umgekommen sind. Inspector Matthew Lockyer und Constable Gemma Broad sind für die Cold Cases zuständig und damit auch für die Frage, was mit Geary geschehen ist. Das führt sie wieder zum Fall von Holly und den beiden anderen Verdächtigen. Es dauert lange, bis sich Verbindungen zeigen und lange gehütete Geheimnisse schlussendlich zum Erfolg führen.
Katherine Webb
Die britische Autorin schreibt seit 2011 Romane. Diese spielen meist im herrschaftlichen Umfeld und bergen mysteriöse Geheimnisse gräflicher Familien, eine ordentlichen Portion Liebesverwirrungen inklusive. 2022 wurde Webbs erster Krimi in Deutschland veröffentlicht und die Lockyer-Broad-Reihe war geboren. Doch was nun ein Krimi ist, unterscheidet sich im Aufbau kaum von den vorherigen Romanen. Geheimnisse werden gelüftet und die Schwierigkeiten in Sachen Liebe kommen auch nicht zu kurz. Was für einen Roman akzeptabel ist, kann für einen Krimi aber in Sachen Spannung den Todesstoß bedeuten – und das ist hier leider passiert.
Keine Spannung auf über 500 Seiten
Die Idee und Grundlage für den neuen Fall von Lockyer und Broad ist gut und durchaus vielversprechend. Doch Webb hat leider nichts daraus gemacht. Langatmig und mit zu vielen nebensächlichen Details schafft sie es nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen. Wiederholungen in einer scheinbaren Endlosschleife („wir brauchen Beweise“) geben der Geschichte dann den Rest. Sogar die Tatsache, dass alles in der Zeit der Corona-Pandemie spielt, wird nicht ausgeschöpft. Zwar kämpft Lockyers Mutter im Krankenhaus mit den Folgen einer Corona-Infektion, aber wirkliche Empathie kommt auch da nicht beim Lesen auf. Das Ganze zieht sich wie Gummi bis es dann endlich in einem Finale endet, das ein kleines Fünkchen Spannung erzeugt, weil es tragisch ist, auch wenn nicht unbedingt logisch. Und ein Cliffhanger sorgt für die Aussicht auf einen weiteren Band der Reihe. Die Autorin wäre allerdings besser beraten gewesen, den Stoff für einen Roman zu verwenden, indem nicht unbedingt die Ermittlungen im Vordergrund stehen, sondern vielleicht die problematischen Familienverhältnisse mancher Beteiligter.
Kaum einzuordnende Charaktere
Die Figuren werden in diesem zweiten Band kaum eingeführt, was eigentlich verzeihlich ist. Doch man braucht lange, bis überhaupt einmal Hinweise kommen, wie die beiden Hauptpersonen überhaupt aussehen oder wie alt sie sind. Sich über eine lange Strecke kein Bild von den Handelnden machen zu können, ist ein wirkliches Minus in einem Roman. Was allerdings schnell klar wird, ist der Umstand, dass beide private Probleme haben. Gemma Broad lebt in einer nicht wirklich glücklich erscheinenden Beziehung und Lockyer muss mit Krankheit und Tod in der Familie zurechtkommen, gleichzeitig eine schwierige Liebe verdauen und sich auch noch im Fall eines privaten Problems der Frage stellen, ob er lieber menschlich oder nach dem Gesetz handeln soll. Trotz der holpernden Beschreibung entsteht aber der Eindruck eines funktionierenden Teams, das sich immer aufeinander verlassen kann.
Fazit
„Die Morde von Salisbury“ ist genau das richtige für eine Leserschaft, die vielleicht eine kleine Pause von fordernden Krimis braucht und froh ist, einen verzwickten Fall auf leichte Art präsentiert zu bekommen. Doch für alle anderen ist die „Lockyer-Broad-Reihe“ wahrscheinlich nichts, obwohl das natürlich Jeder für sich entscheiden muss.
Katherine Webb, Heyne
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