Ein Maximator unter Freunden
- Winterzeit Verlag
- Erschienen: April 2024
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Eine Spionagehörspiel.
Die Reihe „Die größten Fälle des BND“ um die Agentin Anna Gudwin und ihre Herkunftsfamilie hat es nun in eine zweite Staffel geschafft. Eine Folge 12,5 stellt den Übergang her. Die Produktionsfirma Audioquants (Vertrieb Maritim) verspricht die fiktionale Aufarbeitung realer Geschehnisse. Zwar hat in der neuen Staffel der Autor gewechselt, aber die Hauptpersonen werden von den vertrauten Sprechern übernommen. Die Serie begann mit den Anfängen des Bundesnachrichtendienstes (BND) in den 1950-er Jahren, ist aber zwischenzeitlich in der Gegenwart angekommen.
Inhalt
Anna Gudwin (Tarnidentität Hanna Herold) hat einen Teil ihres Familienkrimis abgeschlossen. Sie hat ihren Vater gefunden. Nun begibt sie sich auf die Suche nach ihrer Mutter. In Berlin. Dort befindet sich noch die Villa, in der Anna groß wurde. Die Villa ist jetzt verlassen und gruselig, hat aber den Charme eines Lost Places. Ihr Führungsoffizier Mohr will helfen, kann aber keine feste Zusage machen. Er verweist auf seine Kontakte insbesondere auf den Zusammenschluss von Geheimdienstleistern namens Maximator, eigentlich die Bezeichnung eines süffigen bayerischen Doppelbocks.
Wer verbirgt sich hinter diesem Begriff? Wie zuverlässig arbeiten sie und für wen? Anna will Genaueres wissen und bittet die Investivjournalistin Nora Palewi um Hilfe. Sie macht einen Termin bei einem Wissenschaftler in den Niederlanden, der Spezialist für Geheimdienste ist und überschreitet damit eine Grenze. „Maximator“ mag keine Einmischungen. Sie verfolgen Anna und wollen sie ausschalten. In letzter Minute kann Anna sich retten. Mit Hilfe des schwäbischen Rüstungslobbyisten und Abgeordneten Erich schafft sie es, einen Anschlag zur verhindern. Doch welche Rolle spielt Mohr? Ist er Teil von „Maximator“? Oder will er Maximator ausschalten? Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.
Das Hörspiel
Die Episode ist in sich abgeschlossen, aber ohne Kenntnis der vorhergehenden Episoden schwer zu verfolgen. Zumal viele zweifelhafte Personen immer wieder genannt werden. In der Eingangsszene kommt Mohr zu Wort, der daran erinnert, dass die Geschichte auf realen Ereignissen basiert. Maximator hat es tatsächlich gegeben, an anderer Stelle wird die reale Geheimdienstoperation Rubikon erwähnt. Diese lehrreichen Einsprengsel bremsen ein wenig den spannenden, temporeichen Erzählstrang. Das Hörspiel nutzt die große weite Welt der Spionage weidlich aus: internationale Mitspieler, abwechslungsreiche Spielorte, immer wieder kurze zugespitzte Szenen.
Gleichzeitig wird aber die Handlung ergänzt durch Einblicke in Hannas Seelenleben, auf der Suche nach ihrer Herkunftsfamilie und sich selbst. Sie hat neben ihrem Namen noch eine Tarnidentität. Nicht umsonst fragt Nora: Wer bist du?
Die Regie hätte gut und gerne bei Sound und Geräusche noch eine Schippe drauflegen können, alles vorhanden, aber eher sparsam. Anders als im Krimi gibt es bei der Spionage ja nicht einen Plot. Auch dieses Hörspiel lebt davon, dass der Hörer nie weiß, was kommt oder ob die Personen die Wahrheit sagen. Nichts ist so, wie es scheint. Die Hauptsprecher machen einen guten Job. Nervig sind allerdings die Akzente der Ausländer. Der Autor verwendet eine zeitgemäße, wirklichkeitsnahe Sprache mit vielen hörenswerten Sätzen. Der Titel ist ja eine unüberhörbare Anspielung auf eine Formulierung von Angela Merkel: „Ausspionieren unter Freunden geht überhaupt nicht.“ Ein vorsichtiger Cliffhanger lädt ein, die nächste Folge zu hören.
Spionage im Hörspiel
Es mag den politischen Ereignissen geschuldet oder schlichtweg Zufall sein, dass aktuell gerade Spionagehörspiele gesendet werden (SRF Val Gieguld, Eric Ambler mit Nachruf auf einen Spion bei Pastewka). Dieses Genre lebt von internationalen Schauplätzen, geheimen Aktionen und Doppelidentitäten. Die attraktiven James-Bond-Verfilmungen sind ja ein Paradebeispiel. In der Regel fehlt allerdings die Identifikationsfigur. Bei der ARD gibt es eine Reihe von Klassikern als Hörspiel: “Der Geheimagent“ von Joseph Conrad, einige Bearbeitungen von John leCarre oder James Follet. Pidax hat eine sehr schöne Box mit 10 Spionagehörspielen im Angebot.
Fazit
Gute, spannende Unterhaltung, die nebenbei Wissen vermittelt, dass einem das Blut in den Adern gefriert. Dranbleiben lohnt sich, die Regie könnte aber etwas mehr in die Umsetzung investieren.
Christoph Lehmann, Michael Hornig, Winterzeit Verlag
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