Bunny McGarry glänzt durch Abwesenheit

  • Eichborn
  • Erschienen: September 2024
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Sabine Bongenberg
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2024

Liebes Dublin mit seinen prächtigen, verrückten Figuren...

Auch in Irlands recht beschaulicher Hauptstadt Dublin liegt so manches im Argen: Einige Bauunternehmer und Wirtschaftsgrößen hatten sich zusammenschlossen, um ein neues Bauprojekt zu entwickeln und damit den langen Traum vieler Familien vom Eigenheim zu erfüllen. Unglücklicherweise war das Einzige was sich erfüllte, dass diese Pläne mit einem großen Knall platzten und sich die hochfliegenden Träume in Luft auflösten - selbstverständlich mit dem Geld vieler Dubliner*innen, die für ihren Wunsch schon Zahlungen geleistet hatten. Nun stehen die Drahtzieher des Projekts, die "Skylark-Three - vor Gericht, fahren täglich mit ihrem Rolls Royce vor und alle sind sich darüber einig, dass ihnen wohl nicht viel passieren wird.

Das scheint aber zumindest einigen ihrer Opfer nicht zu gefallen, denn der erste der "Three" wurde in seiner Wohnung zu Tode gefoltert und unter einem kryptischen Spruch - geschrieben mit seinem eigenen Blut - zurückgelassen.  Das alles hat Paul Mulchrone selbstverständlich aus der Zeitung erfahren, denn als neuer Teilhaber einer Detektei laufen bei ihm die Geschäfte nicht so ganz rund. Das könnte aber auch an seinem Partner Bunny oder seiner Partnerin und Ex-Verlobten Brigit liegen. Beide waren enthusiastisch mit in die Detektei eingestiegen. Schnell stieg Brigit aber als Erste aus, nachdem ihr Fotos eines Junggesellenabschiedes zugespielt wurden, wo "ihr" Paul bewies, dass er wohl doch nicht nur "ihr Paul" war. Bunny hatte noch versucht, zwischen den beiden zu vermitteln, aber scheinbar auch schnell die Lust daran verloren, hat er sich doch seit Tagen nirgendwo mehr blicken lassen. Immerhin - so ärgerlich diese Situation auch ist, wenn kein Auftrag da ist, kann Paul auch alleine gelangweilt aus dem Fenster gucken. Da betritt eine atemberaubende Blondine sein kleines, unaufgeräumtes Büro - und wie in den klassischen Philip-Marlowe- Krimis hat sie einen besonderen Auftrag für Paul...

"Ich verstehe nicht, wie ein Mann sich außerhalb des Gesetzes bewegen kann."

In seinem zweiten Fall über den eigenwilligen Polizisten - bzw. jetzt Ex-Polizisten - lässt C.K. McDonnald wieder die geballte Ladung der irischen Besonderheiten auf seine Leser herabregnen. Da sind die eigenwilligen Bewohner der Insel und ihre Affinität zu alkoholischen Getränken, aber auch ihre besondere Liebenswürdigkeit und natürlich auch die Art, das Gesetz manchmal doch recht stark nach ihren Ansichten zu biegen. Insbesondere trifft das auf Bernard "Bunny" McGarry zu. Als ehemaliger Polizist kennt er seine "Pappenheimer" am allerbesten, weiß wo er bei jedem die schwache Stelle treffen kann, nimmt aber auch gerne für sich Sonderrechte in Anspruch; und selbst wenn sein Porsche tagelang im absoluten Halteverbot parkt, rührt ihn kein Abschleppunternehmer an. Dennoch gibt es in diesem Buch ein großes Problem um Bunny - denn er ist weg und je länger er verschwunden bleibt, umso schwieriger wird es für seinen Kumpel Paul, der jetzt allein die frisch gegründete Detektei betreiben muss, irgendwie den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dabei ist es Paul seit langer Zeit erstmal nicht mehr langweilig, hat er doch einen eigenwilligen Auftrag übernommen, einen der "Skylark"-Three zu überwachen und sieht sich ohne Bridgets oder Bunnys Unterstützung vor ganz neue Probleme gestellt.

Ein Guiness für mich und eins für den Hund!

Das öffnet die Tür für wundervolle Sidekicks, die ebenfalls Dublins selbsternannte Ordnungshüter unterstützen. Allen voran ist natürlich Maggie, die deutsche Schäferhündin, zu nennen und wenn man von ein paar unappetitlichen Eigenschaften absieht, ist sie doch diejenige, die hauptsächlich das Unternehmen trägt. Auch wenn das sicher niemand zugeben würde. Eine wundervolle Figur ist auch Pauls Kumpel Phil, mit ganz eigenen Ansichten zur Überwachung und verliebt in eine Chinesin, die er aber noch nie gesehen hat und für deren Einreise er erst einmal eine Menge Geld zahlen soll. Natürlich wären noch viel mehr Verrückte, Eigenwillige oder schlicht und einfach Iren zu nennen, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Sie alle strampeln sich redlich ab, um das Rätsel des ermordeten Bauunternehmers zu lösen, um einen Bürgerkrieg um den charismatischen Pater Franks zu verhindern, Bridgets und Pauls persönliche Probleme zu klären und nicht zuletzt und überhaupt das Rätsel um das Verschwinden von Bunny McGarry zu lösen. Wem hier jetzt schon der Kopf schwirrt, der hat sicherlich nicht ganz unrecht - dennoch schafft es C.K. McDonnel das Ganze in eine sinnvolle Ordnung zu bringen, anschließend logisch abzuschließen und dabei sogar seinem Titelhelden eine neue Rolle und Würde zu verleihen.

Fazit

Auch wenn Bunny McGarret über weite Strecken durch Abwesenheit glänzt, ist C. McDonnell wieder ein grandioser Krimi über den eigenwilligen irischen Ordnungshüter und seine Freunde gelungen. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Roman um unsere eigenwilligen Insel-Helden. Sláinte!

Bunny McGarry glänzt durch Abwesenheit

C. K. McDonnell, Eichborn

Bunny McGarry glänzt durch Abwesenheit

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